Nach den 5 Tagen in der Ukraine hatte ich entgültig die Schnauze voll von den schlechten Straßen und bin am westlichsten Grenzübergang nach Rumänien eingereist.

Auf einem sehr netten kleinen Campingplatz in der Nähe von Baia Mare habe ich dann erst mal Station gemacht. Am ersten Tag waren wir nur 3 Motorradfahrer dort. Ein Engländer, ein Franzose und ich. EU im kleinen sozusagen. Die Campingplatzbesitzer waren ein rumänisch-französisches Paar und konnten beide fließend Englisch. Am ersten Abend gabs Schnäpschen und selbstgebackenen Kuchen und sehr nette Gespräche. Der französische Biker konnte kein englisch, für den wurde dann übersetzt.

Der Engländer wollte über Moldawien nach Odessa. Das hat mich auf den Gedanken gebracht mich mal mit Moldawien zu beschäftigen. Ich wollte als nächstes erst mal Richtung schwarzes Meer und da lag dieses Land sozusagen fast auf dem Weg.

Meine Recherche ergab das Moldawien touristisch so gut wie nicht erschlossen sei und auch nicht viele sehenswerte Highlights hat. Ich habe allerdings einige Berichte gelesen die begeistert von der Landschaft und den Leuten waren.

Kurzentschlossen habe ich mich dann nach einem weiteren Tag Pause auf den Weg dorthin gemacht. Durch die Karparten zu fahren war wirklich ein Traum und dabei sind im nördlichen Rumänien noch nicht einmal sehr hohe Berge

Durchquerung nördliche Karparten
Durchquerung nördliche Karparten 2
Durchquerung nördliche Karparten 3

Gegen Mittag fängt es dann an zu regnen. Ich halte an um mir die Regenklamotten anzuziehen (Gott sei dank mitten in einer Stadt) und es kommt wie aus Eimern herunter. Also warten. Es dauert über eine Stunde bis es etwas weniger regnet und ich wieder losfahren kann. Kurz danach kommt ein Paß mit einer wirklich sensationellen kurvigen Strecke. Im Regen bzw. weiter oben sogar etwas Schnee macht es aber nicht so wirklich Spaß.

Abends suche ich mir dann einen Campingplatz und miete eine Hütte an um meine Sachen zu trocknen.

Kurz vor der Grenze nochmal in einem Hotel übernachtet und am nächsten Tag zur Grenze.

An der rumänisch moldawischen Grenze war alles ganz locker. Der rumänische Zöllner wollte noch nicht Mal das ich die Koffer aufmache. Er teilte mir nur bei der Begutachtung meiner Fahrzeugpapiere mit das er auch eine Honda fahre (Honda Transalp) und zeigte mir dann noch ein Bild von seinem Motorrad.

An dem moldawischen Zoll habe ich dann für einen kleinen Auflauf gesorgt. Zuerst waren es zwei, dann sechs Zöllner die mein Motorrad ansehen wollten. Ich habe nachgefragt. Bei denen ist noch nie ein Gespann durchgekommen. Alle Koffer aufmachen (Ausser wieder die Munitionsbox) und oberflächliche Untersuchung.

Im ersten Ort wollte ich Geld wechseln und hab kaum das Motorrad abgestellt schon wieder ein Pulk Menschen die um das Motorrad rumstehen. Der Automat teilt mir mit das die Visakarte gesperrt ist (war aber nur in Moldawien bzw. an diesem Geldautomat).

Na dann halt Bargeld tauschen. Ich komme aus der Bank raus und mein Motorrad steht nicht mehr da. Oh Schreck. Da kommt mir schon einer der Leute der vorher um mein Motorrad rumstand entgegen und teilt mir mit Händen und Füßen mit das er das Motorrad nach vorne geschoben hat, weil die Polizei meinte es steht im Weg. Ich mich freundlich bedankt und weiter Richtung Campingplatz.

Ich war dann doch etwas überrascht über den Zustand der Straßen. Die waren mittel bis gut, zumindest am Anfang 🙂 . Von der Ukraine her war ich doch andere Straßenverhältnisse gewöhnt.

Das Land ist landschaftlich sehr landwirtschaftlich geprägt. Überall sanft geschwungene grüne Hügel. Auffällig war zumindest in den kleinen Dörfern die überdachten Brunnen mit Eimer und Winde die überall zu sehen waren und wieder die Pferdefuhrwerke.

In dem Ort wo der Campingplatz sein soll kein Schild oder Hinweis. Ich halte an einer Bar an um zu fragen. 5-6 schon etwas angeheiterte Jugendliche kommen raus und begutachten begeistert das Motorrad. Mit Händen und Füßen habe ich dann nach dem Campingplatz gefragt.

Keiner versteht. Einer nimmt sein Telefon und hat per WhatsApp Video jemand dran der deutsch kann. Der sagt mir die Leute bringen mich zu einem Platz wo ich campen kann. Ich also, nachdem ich noch auf einen nichtalkoholischen Drink eingeladen werde, aufs Motorrad und hinter dem Bus her in dem die ganze Mannschaft sitzt. Aus dem Ort raus und dann in einen Feldweg eingebogen. Der wird immer schlechter. Langsam mache ich mir doch Gedanken ob ich hier abgezogen werden soll. Naja, die Typen machten auf mich keinen hinterhältigen Eindruck. Also weiter hinterher.

Nach einem sehr matschigen Abschluss durch den mein Motorrad grade so durchkam kommen wir an einem See an. Etwas weiter hinten sehe ich zwei Zelte stehen. Aha, ein Platz zum wildcampen. Nett hier. Die Jungs gehen gleich ins Wasser. Ich mach mir erstmal was zu essen. Nach einer Zeit lang kommen alle wieder zurück und teilen mir mit das ich hier ohne Angst campen kann. Wenn irgendwas wäre sollte ich über WhatsApp Bescheid geben (einer hat mir seine Telefonnummer gegeben). Nach mehrfachem verabschieden und dem obligatorischen Bilder machen springen alle in des Bus und brausen davon.

Kurz danach war ich (ich glaube das erste Mal seit mind. 15 Jahren) schwimmen. Ich habe im nachhinein gesehen das ich im falschen Ort gesucht habe. Der Campingplatz ist in einem anderen Ort in der Nähe der fast genauso heißt (Duruitoarea und Durruitoarea noua).

Luftlinie nur 5 Km. Da die beiden Orte aber auf den gegenüberliegenden Seiten eines Seeausläufers liegen ist die Fahrtstrecke 40 Km.

Da die Jungs auch davon sprachen das die Polizei ab und zu vorbeikommt (ich soll mir darüber keine Gedanken machen) entscheide ich mich dafür das Zelt nicht aufzubauen und nur die ISOmatte und Schlafsack auszurollen. Vorher aber noch Abendessen gemacht.

Inzwischen ist es 19 Uhr und da sehe ich ein Polizeiauto. Die klappern den Seerand ab und verscheuchen die Wildcamper. Zuerst mache ich mir nicht so viele Gedanken, als ich aber sehe das von ein paar Uneinsichtigen die Personalien aufgenommen werden packe ich dann doch meine Sachen zusammen und beschließe den Campingplatz zu suchen.

Nach 40 Km (die letzten 10 Km war es eine grobe Schotterpiste) bin ich dann in dem Ort angekommen wo er sein soll. Wie üblich kein Schild oder so zu sehen. Ich frage mich durch und werde auf einen einspurigen Feldweg geschickt bei dem ich vorsichtshalber die nicht einzusehenden Ecken vorher abgehe um zu sehen was für Überraschungen mich dort erwarten.

Ich muß aber richtig sein weil im Hintergrund die Steilwand zu sehen ist die das Hauptbild des Campingplatzes auf Facebook ziert. Dann erkenne ich auch die kleinen Hütten die auf dem Bild waren.

Tür ist zu. Keiner da. Super. Ich rufe die in Facebook genannte Telefonnummer an. Da geht keiner dran. Dann halt ne Nachricht per Facebook Messenger geschickt. Keine Antwort. Nach 20 min. kommt ein älteres Paar vorbei und fragt (auf rumänisch) ob ich auf den Campingplatz will. Wie sich herausstellt sind es die Nachbarn. Die machen mir das Tor auf und zeigen mir Dusche und WC und verabschieden sich dann.

Zelt aufgebaut dann zum Duschen. Die Installation hierbei war etwas abenteuerlich wie man auf den Bildern sehen kann. Außerdem stand nur Kaltwasser zur Verfügung was für mich das Duschen doch erheblich abkürzte. Naja, ich will nicht meckern. Ist ja alles ok.

Da auch am Morgen nachdem ich alles gepackt habe niemand von den Campingplatzbetreibern zu sehen ist lege ich Geld in das Toilettenhäuschen und fahre weiter. Ich habe mir als Ziel ein Felsenkloster in der Mitte Moldawiens an der Grenze zu Transnistrien ausgesucht.

Da die Nationalstraßen hier meist schnurgrade verlaufen beschließe ich Nebenstrecken zu fahren. Das hätte ich lassen sollen. Neben super welligen Teerstraßen kamen unter anderem teilweise 30-40 km lange Schotterpisten mit Schlaglöchern und einmal dachte ich ich wäre versehentlich auf einem Feldweg gelandet (war aber die Straße).

Da mein Motorrad sich inzwischen ja als Enduro herausgestellt hat 🙂 fahre ich weiter bis ich bei einer Pause eher durch Zufall bemerke das der rechte Koffer lose ist. Da hat es eine Halterung des Kofferträgers zerrissen und der untere Halter sieht auch nicht mehr gut aus. Also das ganze Werkzeug was in der Box ist umgeladen und den Koffer mit Spanngurten notdürftig befestigt.

Ich entscheide mich dafür doch den nächsten Campingplatz direkt anzusteuern in der Hoffnung dort jemanden zu finden der mir den Kofferträger reparieren kann. Nach endloser Suche wieder mal den Platz nicht gefunden.

Wildcampen gestaltet sich als schwierig da am Straßenrand meist nur eine Reihe Bäume steht und sonst nur Felder zu sehen sind was nicht grade ein guter Sichtschutz ist. Ein, zweimal war eine kleine Baumgruppe zu sehen. Zu denen kam ich aber mit dem Gespann nicht durch da die Wege zu schlecht oder nicht vorhanden waren.

Irgenwann habe ich dann ein Plätzchen gefunden was zwar nicht so ideal war (zu nah an einem Dorf und Sichtschutz nicht ausreichend für mein Zelt). Ok. Lege ich mich halt wieder nur mit Isomatte und Schlafsack raus. Da habe ich die Rechnung aber ohne die Mücken gemacht. Wenn 10-20 von den Viechern andauernd um deinen Kopf rumschwirren ist es schwierig einzuschlafen.

Da ich lange gebraucht habe um einzuschlafen und schon vor der Morgendämmerung um 4 Uhr wieder wach war beschließe ich dann auf kürzestem Weg nach Rumänien zurück zu fahren und dort mein Glück mit der Reparatur zu suchen. Inzwischen habe ich noch zusätzlich eine Halterungschraube des Beiwagenradkastens verloren die ich nicht ohne viel Aufwand ersetzten kann da ich an Stelle nicht ran komme.

Der Vorteil war das ich um 8 Uhr schon an der Grenze stand und die Wartezeit von 1,5 h dann nicht in der größten Hitze verbringen mußte.

Mein Fazit von Moldawien ist gemischt. Die Leute sind super nett und die Landschaft ist schön aber wieder mal sind die Straßen auf Dauer nichts für mich und mein Gespann. Ich habe übrigens bisher noch nirgends irgendwie Angst gehabt das mir etwas passieren könnte oder ich beklaut werden könnte.

Die rumänischen Straßen begrüßen mich mit Kurven und gutem Asphalt. Ich komme zügig voran und da die Notreparatur des Kofferträgers immer noch hält entscheide ich mich dafür bis ans Schwarze Meer durch zu fahren.

Bei gefühlten 35 C° entscheidet sich mein Navi dann dazu mich durch eine Großstadt durchzuführen damit ich in den Genuss einer Fähre über die Donau komme. An und für sich nicht schlecht wenn man nicht 1 h in glühender Hitze warten müßte da so viel Andrang herscht.

Ich wähle mir den nächstbesten Campingplatz als Ziel aus und fahre die 40 Km bis zu dem Ort. Wieder keine Wegweiser oder Schilder. Ich frage mich durch und werde von einer Ecke in die andere geschickt.

Zum Schluß versuche ich es dann mit Handynavigation und den in Googlemaps angegebenen GPS Daten (Google benutzt leider ein anderes GPS Koordinatensystem als mein Navi). An der angegebenen Stelle sind nur Gärten und Häuser. Im Augenwinkel sehe ich dann einen Wohnwagen in einem Garten stehen. Umgedreht und nochmal nachgesehen. Dann sehe ich auch das halb zugewachsene kleine Schild. Hier bin ich richtig.

Der Besitzer kommt gleich auf mich zu und begrüßt mich freundlich. Ich bekomme sogar zur Begrüßung ein kaltes Bier. Hier ist der Himmel. Ein schöner Platz (eher Obstgartenflair). Warum er Turtle Camping heißt erschließt sich mir nicht. Ich habe hier keine Schildkröte gesehen.

Nachdem ich mein Zelt aufgebaut habe frage ich den Besitzer, der super englisch spricht, ob er jemanden kennt der mir den Kofferträger schweißen kann. Er sagt: ja, er selbst. Er hätte auch ein Schweißgerät da. Auf meine Frage warum er so gut englisch spricht erzählt er mir das er 15 Jahre als Schweißer in Irland gearbeitet hat. Was hab ich für ein Glück.

Warscheinlich der einzige Campingplatz in Rumänien auf der alles zusammenpaßt und ich finde ihn. Das hat mich an den Spruch eines guten Freundes von mir erinnert. Egal was ich anpacke ich hätte immer Glück (Klaus du hast anscheinend recht 🙂 )

Am nächsten Tag wird dann der Kofferträger geschweißt und er macht mir sogar etwas Lack drauf. Haben will er dafür nichts. Da ich davon ausgehe das er in seiner Zeit in Irland einen guten Whisky zu schätzen weiss lade ich ihn dazu ein meinen traurigen Rest zusammen zu trinken. Das machen wir dann Abends auch.

In der Zeit in der der Lack trocknet nehme ich dann den Beiwagen auseinander (mittlere Box und Zusatztank mußten ab) damit ich an die Radkastenschraube komme. Abends ist dann wieder alles am Motorrad in Ordnung. Jetzt mache ich noch einen Tag Pause und fahre dann die 70 Km weiter Richtung Donaudelta um dort weitere 3-4 Tage zu verbringen.