Am Abend vorher habe ich mir überlegt auf dem Weg nach Bukarest auf der bulgarischen Seite der Grenze lang zu fahren da die Straßen auf der rumänischen Seite zu langweilig grade auf der Landkarte aussahen.
An der Grenze dann Grenzkontrolle. Bei mir völlige Irritation. Bulgarien ist doch in der EU oder nicht? Naja, hektisch meinen Paß und Fahrzeugpapiere gesucht und halbe Stunde angestanden. Auf der bulgarischen Seite auf einer gut ausgebauten Straße sehe ich kurz nach der Grenze einen Pferdewagen. Schnell in den Rückspiegel geschaut. Habe ich mich da verguckt. War das ein Sofa als Sitz? Cool.
Die ersten 40 Km fahre ich durch ländliches Gebiet mit riesigen Sonnenblumenfeldern.
Dann werden die Straßen kleiner und der Belag schlechter. Damit habe ich gerechnet, da ich mir kleine Straßen die an der Grenze lang führen ausgesucht habe. Bei der Routenplanung am Abend zuvor wollte mich das Navi einen weiten Umweg machen lassen und ich mußte mehrere extra Wegpunkte eingeben um die Strecke die ich fahren wollte hinzubekommen. Im nachhinein weiß ich warum das Navi so stur war.
Zuerst fahre ich auf Straßen wie in der Ukraine. Ein Schlagloch nach dem anderen. Diese hier sind aber größer. An einem kanaldeckelgroßen Loch welches fast einen halben Meter tief ist hatte ein fürsorglicher Mensch einen Ast als Markierung eingesteckt, auf das man es auch sieht. In Deutschland wäre die Straße wegen Unbefahrbarkeit gesperrt worden. Andere Länder andere Sitten.
Dann folgen Kieswege mit Schlaglöchern und eine einspurige Betonpiste an der die Äste der Bäume so weit auf die Straße reichen das ich sie selbst mit meinem Gespann erwische. Das hätte mir zu denken geben sollen. Hier fährt offensichtlich nicht sehr oft jemand lang.
Plötzlich wird aus der Betonpiste ein Sandweg. Den schaffe ich noch ganz gut obwohl die seitliche Neigung der Fahrbahn gelegentlich bis zu 30° hat und ich mit dem Oberkörper über dem Beiwagen hänge.
Bei der folgenden Strecke hing mir aber dann doch etwas der Angstschiss in der Hose. Zu der seitlichen Neigung kam ein extremes Gefälle und die Fahrbahn besteht jetzt aus großen Steinen die teilweise 15 cm aus der Fahrbahn schauen. Bremsen ist auf den glatten Steinen nicht wirklich möglich also im ersten Gang mit Motorbremse mehr schlecht als recht runter. Leider konnte ich von dem Abschnitt kein Foto machen da Anhalten nicht möglich war.
Langsam glaube ich, daß ich solche Strecken ungewollt immer finde. Nach einer kurzen Verschnaufpause, in der ich meine wackligen Knie sich wieder beruhigen lasse, geht es weiter. Als ich mich in die Klamotten schmeiße kommt ein Schwarm Schmetterlinge an und umschwirrt mich. Einen der aufdringlichen Falter wurde ich kaum noch los. Der wollte unbedingt Motorrad mitfahren. Ich habe ihn an der nächsten Blüte abgesetzt und bin alleine weiter gefahren
Gut das ich mich kurz ausgeruht hatte. Als nächstes folgte ein Sandweg mit 30-40 cm tiefen Fahrspuren. Da der Weg keinen Fahrbahnrand hatte mußte ich sehen das ich beim Fahren nicht in die Spuren rutsche. Auf Sand gar nicht so einfach mit drei Rädern. Etwas verschwitzt schaffe ich es dann irgendwann aber wieder auf eine normale Straße mit richtigem Teer.
Nach 40 Km wieder an der Grenze anstehen. Inzwischen weiß ich auch weshalb an der bulgarischen Grenze Grenzkontrollen sind. Das Land ist zwar in der EU, ist dem Schengenabkommen aber noch nicht beigetreten, welches den zollfreien Warenverkehr und auch die Einreise ohne Kontrollen regelt.
In Bukarest angekommen fahre ich auf den Campingplatz den ich mir ausgesucht habe. Der ist doppelt so teuer wie der teuerste Platz auf dem ich bisher war. Jetzt heißt es Abwarten bis ich einen Termin bei der deutschen Botschaft bekomme.
Da ich sowieso jede Menge Zeit habe beschließe ich den Hinterreifen, dessen Profil fast komplett runter ist, auszutauschen und mal wieder nach dem Schalthebel zu schauen. Der erste Gang geht schon wieder sehr schwer rein da der Hebel mit der Zeit immer mehr Spiel auf der Welle bekommt.
Also alten Reifen runter und neuen draufgezogen. Heftiges fluchen begleitet diese Prozedur da der Reifen an einer Stelle ums Verrecken nicht richtig auf der Felge sitzten will. Nach einer Stunde habe ich das dann hinbekommen, habe aber beim Reifenwechsel gemerkt das der eine Radlagersitz ausgeschlagen ist.
Da waren wohl die schlechten Straßen die ich gefahren bin schuld. 0,1 mm Spiel im Lagersitz der Radnabe. In zwei Wochen will ich sowieso in den Karparten länger Station machen. Da wollte ich mir eh neue Reifen und ein paar andere Sachen zuschicken lassen. Also ein weiteres Teil was mitgeschickt werden muß.
Provisorisch klebe ich das Lager unter Zuhilfenahme eine Fühlerblattlehre (mit eingeklebt) und Zweikomponentenkleber in den Lagersitz ein. Mal sehen ob es die zwei Wochen durchhält.
Morgen und übermorgen werde ich mir Bukarest anschauen. Eine Museen interessieren mich hierbei besonders.