Albanien – noch gastfreundlicher geht es kaum
Ich hatte mir als erstes Ziel in Albanien, bei der Routenplanung, die erste grössere Stadt (Saranda) ausgesucht, weil dort der nächste Geldautomat in Google-Maps eingetragen war und es dort auch einen Vodafonladen gibt in dem ich mir eine albanische SIM-Karte kaufen kann.
Meine Route führte mich auf dem Weg dorthin auch in den Naturschutzpark und zu den archologischen Städten von Butrint. Soweit der Plan.
Die Realität sah dann leider etwas anders aus. Direkt vor dem besagten Park muss man einen Fluss mit einer kleinen Fähre überqueren. Dort angekommen stelle ich fest, dass ich nur noch 1,50 Euro (und kein albanisches Geld) bei mir habe. Die Fähre kostet aber 3 Euro.
Zumindest eine der Burgen konnte ich von aussen besichtigen.
Also fahre ich doch direkt in die Stadt und hole mir am Automaten Geld und im Shop eine Telefonkarte. Die Stadt selbst hat mir nicht gefallen da es sich um eine typische Touristenhochburg mit Unmengen an Hotels handelte.
Von dort aus mache ich mich auf zu meinem nächsten Ziel, einem kleinen Campingplatz in der Nähe von Permet.
Mein erster Eindruck ist, es handelt sich um ein schönes Land mit sehr freundlichen (kaum englisch sprechenden) Einwohnern.
An dem Campingplatz angekommen kommt sofort die Besitzerin Donna mit strahlendem Lächeln auf mich zu und empfängt mich sehr herzlich. Der Platz an sich ist sehr einfach ausgestattet. Stehtoiletten, sehr einfache Duschen, keine Stromanschlüsse an den Plätzen. Aber durch Ihre Gastfreundlichkeit wertet Donna alles um einiges auf. Außer mir ist bei meiner Ankunft nur ein weiterer Gast, eine Freundin von Donna, auf dem Platz.
Abends sitzen wir dann länger zusammen, es gibt den obligatorischen selbst gebrannten Raki, und unterhalten uns.
Da ich mich dort wohlfühle bleibe ich 3 Tage. Ich besuche die in der Nähe gelegenen schwefelhaltigen Heisswasserquellen. Dort gibt es mehrere Becken in denen man baden gehen kann, was ich auch mache. Direkt bei den Quellen ist auch eine alte Brücke zu bewundern.
Um zu den Becken zu gelangen kann man über die Brücke gehen oder durch den Fluss. Ich bin durch den Fluss gegangen 🙂
Nach drei Tagen fahre ich weiter an der griechischen Grenze lang in Richtung Nord-Osten. Kurz nach meiner Abfahrt vom Campingplatz will ich auf eine in Google-Maps als Bundesstrasse gekennzeichnete Strasse einbiegen, da kommt mir ein albanischer Jugendlicher winkend entgegen.
Ich halte an und er erklärt mir, dass ich die Strasse besser nicht fahren sollte da sie sehr schlecht sei. Ich sollte lieber die Strasse direkt an der Grenze lang nehmen, die wäre sehr neu und gut zu fahren. In den verschiedenen Apps ist diese Strasse als kleine Nebenstrasse gekennzeichnet deshalb wollte ich sie nicht fahren.
Ich glaube dem Albaner und er hatte recht. Danke nochmal 🙂
Landschaftlich hatten eigentlich alle Länder die ich bisher auf meiner Reise gesehen habe, ausser Moldawien, ihre Highlights die mich manchmal im minutentakt zum Anhalten gebracht haben um wieder einmal ein Bild zu machen. Bei Albanien war mein Gefühl von vorneherein anders. Hier hätte ich andauernd anhalten müssen.
Hinzu kommt noch eine unglaubliche Freundlichkeit und Gastfreundlichkeit. Die gibt es zwar in hohem Mass in allen Balkanstaaten aber für mich war es in gefühlt mehr.
Meinen ersten Wildcampingplatz habe ich an einem Bergsee in 1100 m Höhe gefunden.
Am nächsten Tag mache ich Rast an einer der vielen Bergquellen um meine Wasservorräte aufzufüllen. Ein Auto hält an und drei Männer steigen aus. Wir kommen ins Gespräch und einer der Männer sagt irgendwann das die drei von der albanischen Kriminalpolizei wären. Da mein Gesichtsausdruck anscheinend gezeigt hatte das ich das nicht so wirklich glaube zückt der eine mit einem Lächeln seinen Ausweis. Dann erzählt er mir das er in Berlin schon auf einem Lehrgang war und Deutschland gut findet. Wir unterhalten uns noch ein wenig über meine Reise und mein Motorrad, dann fahren die drei weiter.
Ich habe mich bei den albanischen Bergquellen schon mehrfach darüber aufgeregt das auch dort viel Müll rumliegt. An dieser Quelle schwimmt sogar eine Wasserflasche im Becken herum.
Während ich sitze hält ein alter Mercedes Transporter. Der Fahrer macht die Motorhaube auf und nimmt die besagte Flasche zum Auffüllen des Kühlwassers. Also hat die Flasche doch einen Zweck. Mir ist das danach bei fast allen Quellen aufgefallen das irgendwo eine Flasche im Wasser schwimmt. Andere Länder andere Sitten (beziehungsweise ältere Autos 🙂 )
Kurz danach hält ein Auto an und der Fahrer winkt mich zu sich. Er drückt mir mit einem Lächeln zwei Pfirsiche in die Hand und fährt winkend weiter.
Ich will eigentlich in Richtung Oridsee fahren. Die Strasse die ich mir ausgesucht habe ist bereits am Anfang sehr schlecht. Die Alternative wäre 60 km die Strecke die ich gekommen bin zurück zu fahren. Das will ich nicht. Es sind ja nur knapp 30 km 🙂
Irgendwann wurde aus der schlechten Strasse ein schlechter Feldweg. An dem Bach habe ich dann doch länger überlegt ob ich durch fahren soll.
Es ging dabei mehr um das Kopfgefühl. Durch den Bach bin auch sehr gut durchgekommen. Direkt danach fing aber ein Schotterweg mit gefühlten 20% Steigung an. Das war dann zu viel für mein Motorrad. 5 m vor der Kuppe bin ich stecken geblieben.
Also wieder den ganzen Weg zurück. Kann passieren 🙂
Ich habe mich dann dazu entschieden erst einmal nicht direkt zum Oridsee zu fahren, sondern einen Umweg zu nehmen. Das erwies sich dann als gute Entscheidung da ich mich plötzlich auf nagelneuen Strassen durch herrliche Landschaften wiederfand.
Nach einer weiteren Nacht Wildcampen habe ich dann den Oridsee erreicht. Ich war im letzten Jahr bereits auf der mazedonischen Seite an diesem See. Die hatte mir gar nicht gefallen. Die gesamte Seeseite bestand dort praktisch nur aus Hotels. Auf der albanischen Seite das komplette Gegenteil. Ab und zu eine Bar und ganz selten ein Hotel. An einer Bar die auch einen kleinen Campingplatz hat schlage ich an diesem Abend mein Zelt auf.
Der Ausblick beim Essen hat schon etwas.
Am nächsten Tag wasche ich meine Sachen. Komisch das das Wasser nach dem waschen immer schwarz ist 🙂
Der Raki in der Bar ist wirklich gut und ich frage nach ob ich eine Flasche kaufen kann. Wir einigen uns auf 500 Lek (4 Euro) für 0,75 Liter. Da ich gleichzeitig auch eine Flasche Wasser gekauft habe musste ich die Rakiflasche markieren 🙂
Vom Oridsee will ich weiter an der Mazedonischen Grenze Richtung Norden um Tirana zu umfahren. Es gibt dort nur eine Strasse die ich fahren kann. Diese ist wieder einmal in Google-Maps als Hauptsstrasse ausgezeichnet aber in meiner anderen Navigationsapp als Nebenstrasse. Die Chance war also groß das es sich um eine schlechtere Strasse handeln kann.
Und es war tatsächlich so. Normaler bis grober Schotter durchsetzt mit Schlaglöchern und grossen quer über die Fahrbahn reichenden Querrinnen.
An der Stelle an der auf dem obrigen Bild die Autos zu sehen sind habe ich umgedreht und mich dazu entschlossen einen grossen Umweg zu fahren.
Aber dann kommen mir ein VW Polo und ein VW Passat entgegen. Mein Gedanke war: Wenn die das schaffen schaffe ich das auch (typisch männliches Denken, oder 🙂 ). Einen Albaner der in meiner Nähe angehalten hatte frage ich dann noch wann die Strasse besser wird. Die Antwort lautete 4-5 Km. Das war die richtige Antwort auf die falsche Frage in Albanien. Ich hätte fragen müssen ab wann wieder Teerbelag auf der Strasse ist. Die Strasse wurde auch nach 4-5 Km besser. Die Schlaglöcher waren nicht mehr ganz so tief und der Schotter nicht mehr ganz so grob.
An der Stelle wo ich vorher 2 x stecken geblieben bin ich dann mit mehr Schwung durch den Schotter gefahren und tatsächlich durchgekommen.
Irgendwo in der Mitte der Berge schlage ich wieder mein Zelt auf. Die Schotterstrasse zieht sich über 50 Km durch wirklich schöne Landschaften. Alles hat auch seine guten Seiten.
Ich bin dann aber doch froh als ich wieder eine Teerstrasse erreiche.
Nach einem kurzen Abstecher ins Landesinnere fahre ich weiter Richtung Norden.
Direkt nach einer Kurve mitten auf der Strasse. Da musste ich einfach ein Foto machen
Auf einem kleinen Campingplatz in dem Städtchen Peschkopia mache ich nochmal zwei Tage Station. Ich will dort mal die Vergaser auseinander nehmen da das Motorrad nicht mehr richtig zieht.
Als ich ankomme ist ein australisches Paar in einem selbstgebauten Camper grade am Aufbrechen. Wir unterhalten uns trotzdem noch sehr nett eine Weile.
Ich kann keinen Fehler ausser etwas Dreck im Vergaser finden und hoffe das ich versehentlich vielleicht etwas freigerüttelt habe.
Nach einem Tag Rast fahre ich weiter Richtung Norden. Ich will bis kurz vor die Landesgreze zu Montenegro und dann in Albanien in Richtung Küste fahren da ich im Moment, bedingt durch Corona, Montenegro und Bosnien nur im Transit durchqueren kann und deshalb an der Küste lang nach Kroatien fahren will.
Bereits am Anfang merke ich das die Reparatur nichts gebracht hat. Im Gegenteil, es wird immer schlimmer. Fast nur noch mit Standgas fahre ich durch die bergige Gegend.
Auf einer Kuppe, als ich sowieso anhalten wollte, sehe ich dann den Camper der beiden Australier stehen. Dort bekomme ich gleich einen Kaffee
In den Bergen finde ich wieder einen netten Platz unter Bäumen und schlage mein Zelt auf. Einen Tag vorher habe ich in Facebook gelesen, dass im Motocamp Bulgarien am nächsten Wochenende ein Mini-Meeting stattfindet. Aus Spass schaue ich mir die Entfernung an. 900 Km und ich kann ohne Probleme nach Bulgarien von Serbien aus einreisen.
Da ich dieses Jahr sowieso von Rumänien aus nach Kroatien fahre muss ich nicht jetzt dorthin. Ich entschließe mich kurzfristig dazu nach Bulgarien zu fahren. Erst am nächsten Morgen nochmal nach dem Fehler am Motorrad suchen und dann geht es zu dem gar nicht so weit entfernten Grenzübergang zum Kosovo.
Nachts um 3 Uhr bringt mich ein dringendes Bedürfniss dazu nach draussen zu wollen. Ich mache das Innenzelt auf und denke ich habe Seeschwierigkeiten. Der gesamte Boden im Vorzelt bewegt sich. Als ich mit der Stirnlampe genaue hinschaue stelle ich fest, dass eine ziemlich grosse Ameisenkolonie beschlossen hat in meinem Zelt Station zu machen. Gut das ich zur anderen Seite auch einen Ausgang hatte.
Die Nacht war somit vorbei. Alle Sachen rausgeräumt, die Stangen aus dem Zelt herausgeholt und alle 10 Minuten die Ameisen mit energischem aber freundlichem Schütteln zum Auszug überredet.
Bei Sonnenaufgang (4:30 Uhr) habe ich mein Frühstück fast beendet und wende mich der Fehlersuche am Motorrad zu.
Den Vergaser schaue ich nochmal nach finde aber wieder nichts. Das einzige was mir jetzt noch einfällt, ich aber noch nie hatte, ist das der Luftfilter sehr schnell verstopft ist. Neuen Luftfilter eingebaut und siehe da, Sie läuft wieder. Das der Staub der Schotterpisten so viel ausmacht hätte ich nicht gedacht.
Bis 6:30 Uhr haben alle ausser einigen sehr sturköpfigen Ameisen mein Zelt verlassen und ich kann meine Sachen Einpacken und Aufladen.
Ich fahre im Transit durch den Kosovo und ein kleines Stück im Transit durch Montenegro da ich vom Kosovo nicht nach Serbien einreisen kann wenn ich nicht von dort in den Kosovo eingereist bin.
An der serbischen Grenze dann erwische ich einen Zöllner der vor seinen hinter im auf einer Bank sitzenden Kollegen protzen will. Meine Küchenbox hat es ihm besonders angetan. Die Packung Soja knetet er gefühlt eine volle Minute durch um was weis ich darin zu finden. Es fällt mir da doch nicht so leicht ruhig zu bleiben aber ich schaffe es.
Am Abend um 7 Uhr in der Mitte von Serbien, irgendwo im Nirgendwo (Samstagabend), platzt mit dann der Hinterreifen. Klasse. Also Schlauch gewechselt und anderen Schlauch rein. Inzwischen hat ein serbischer Biker angehalten und hilft mir etwas. Der Ersatzschlauch war bereits geflickt und platzt erneut beim Aufpumpen. Super. Jetzt kann ich mir nicht mehr selbst helfen. Entweder der Kleber für die Reifenflicken ist nicht mehr in Ordnung oder es handelt sich um Schläuche die sich nicht flicken lassen.
Kurz darum kommt ein weiterer Biker an den mir der erste als seinen Bruder vorstellt. Ich verstehe noch das Wort Mechanik und schöpfe Hoffnung. Über Google Translation teilen die beiden mir mit das der Bruder KfZ-Mechaniker ist und meinen Reifen zum reparieren mitnimmt.
Der Bruder ist mit einem Sportmotorrad da. Er legt meine komplette Felge einfach auf seinen Motorradtank und klemmt sie sich zwischen die Arme. Ich schmeisse noch schnell einen Lappen dazwischen und dann fährt er schon los. Ohne die Felge festzuspannen.
In der Wartezeit sagt mir der andere Bruder das die Werkstatt 20 Km entfernt ist und das er seinen Bruder am Anfang, als er bei mir angekommen ist, angerufen hat. Er war grade im See am Baden ist anscheinend direkt bei uns vorbei gekommen. WOW
Nach einer Stunde kommt er wieder und hat den reparierten Reifen mit einem neuen Schlauch auf dem Tank.
Ich bin so happy.
Jetzt habe ich nur das Problem das ich kein Serbisches Geld dabei habe, weil ich nur mal schnell durch das Land fahren wollte. Als ich ihm das sage winkt er ab. Ist ok.
In der Zwischenzeit ist noch ein Trupp Freunde der beiden in einem Auto eingetroffen. Alle freuen sich. Es werden jede Menge Fotos gemacht.
Ich will Ende September sowieso nochmal durch Serbien und den Kosovo fahren. Deshalb sage ich den beiden das ich dann nochmal vorbeikomme und dann den selbstgebrannten Raki mitbringe. Das werde ich auch auf jeden Fall, wenn die Grenzen es zulassen, machen.
In dieser Nacht habe knapp 3 Stunden ohne Isomatte neben dem Motorrad geschlafen und bin dann weiter gefahren. Morgens um 6 Uhr war ich dann in Bulgarien.
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