Nach einem kleinen Umweg durch die Ausläufer des Rilagebirges südlich von Sofia fahre ich wieder einmal ins Motocamp Bulgarien. Mein Paket mit dem Ersatzzylinderkopf dürfte bald dort ankommen. Der Spanngurt hat zwar als provisorische Halterung des Zylinderkopfdeckels gut gehalten, ich will aber doch langsam die Reparatur in Angriff nehmen.
Im Motocamp ist bedingt durch die Coronazeit nicht viel los. Nur ab und zu lässt sich in diesem Jahr hier ein Biker antreffen.
Mein Paket kommt ein paar Tage nach meiner Ankunft an und ich fange wieder einmal an das Motorrad auseinander zu schrauben.
Ich fahre zwar schon seit 25 Jahren CX500, diese Reparatur habe ich aber noch nie gemacht. Entsprechend nervös bin ich beim demontieren. Der Zylinderkopf wehrt sich auch sehr als ich ihn abbauen will. Dies gelingt mir dann unter tatkräftiger Hilfe von Peter, einem Iren der zur Zeit mit seiner Frau hier ist. Vermutlich ist dies das erste Mal in dem 40 jährigen Leben meiner CX das das Teil demontiert wird.
Da ich keine vernünftigen Dichtungsschaber mit habe brauche ich volle 6 Stunden bis die Dichtungsreste vorsichtig entfernt sind.
Leider hängt einer der Fixierungsbolzen der Kipphebelhalter im alten Zylinderkopf fest und will sich nicht entfernen lassen.
Gut das Phil, einer der Engländer die hier im Ort wohnen, eine gut eingerichtete mechanische Werkstatt hat und mir mal schnell so einen Bolzen anfertigt. Wieder einmal Glück gehabt.
Bei dem ersten Zusammenbau vergesse ich dann einen kleinen O-Ring den ich mir eigentlich schon extra zurecht gelegt hatte damit ich Ihn nicht vergesse. Also alles nochmal abschrauben und reinigen und die zweite Zylinderkopfdichtung aus dem Set einbauen.
Bei dem ersten Testlauf kommt dann etwas Kühlwasser aus der Zylinderkopfdichtung. So ein Mist. Jetzt habe ich keine weitere mehr als Ersatzteil. Ich bin zuerst etwas verzweifelt. Ralf, mein ständig hilfreicher Geist aus dem CX Forum gibt mir dann den Tip die Kopfschrauben noch einmal etwas zu lösen und mit mehr Kraft anzuziehen und siehe da es ist dicht. Danke Ralf. Du bist mein Retter.
Die erste Testfahrt sieht, abgesehen von einem kurzzeitig hängenden Schwimmer im linken Vergaser und daraus resultierenden Benzinverteilen auf die Strasse gut aus. Alles bleibt dicht.
Am nächsten Tag mache ich eine längere Testfahrt. Zuerst geht es nochmal zum Monument am Schipkapass. Da ist es Anfang November schon etwas kühl (das mag daran liegen das es sich auf 1500 m Höhe befindet) und die Wolken hängen tief. Es ist kaum etwas zu sehen.
Da ich keine Lust habe die gleiche Strecke wieder zurück zu fahren beschliesse ich eine kleine Nebenstrasse parallel zum Schipkapass auszuprobieren. Die fängt eigentlich noch mit einer gut befahrbaren Strasse an. Als die Strasse dann einspurig und mit Schlaglöchern durchsetzt wird fahre ich trotzdem weiter. Eigentlich müßte ich doch inzwischen schlauer sein. Naja, bin halt ein Mann 🙂 .
Nach einem kleinen Dorf in der Mitte im Nirgendwo, in dem ich schon im ersten Gang Schlaglochslalom fahre kommt eine Matschstrecke die mich und das Gespann wirklich an die Grenzen bringt. Teilweise mit Vollgas und querstehend eiere ich 4-5 Km weiter. Immerhin kamen mir auf den letzten 10 Km 2 Autos entgegen. Es hätte mir zu denken geben sollen das es sich bei diesen um alte geländegängige Transporter noch aus russischer Produktion handelte.
Fotos von der Matschstrecke konnte ich nicht machen da ich dann vermutlich stecken geblieben wäre.
Nach einiger Zeit komme ich dann an eine schmale verwitterte Holzbrücke. Da muss ich drüber.
Die Alternative ist eine Bachdurchquerung die parallel zur Strasse verläuft.
Dann doch lieber die Brücke. Noch schnell eine kleinen Stamm in ein 20 cm Loch gelegt und auf gehts. Ich komme heil auf der anderen Seite an.
Auf den nächsten 5 Km muss ich dann insgesammt 5 mal durch einen Bach fahren. Das kostet mit dem Strassengespann doch etwas Überwindung aber den Matschweg fahre ich nicht mehr zurück.
Aber das beste kommt zum Schluss. Plötzlich führt die Strasse durch eine Unterführung einer Bahntrasse durch die auch der Bach fließt. Ich kann sehen das der Wasserstand am Ende tiefer ist, aber nicht wie tief. Also Augen zu und durch. Ich weiss jetzt das meine gute CX auch Wasserstände von 20 cm meistern kann auch wenn das Wasser durch den Schwung über den Beiwagen gedrückt wird. Ein guter Test für meine Fahrt Richtung Osten im nächsten Jahr.
Nach weiteren 10 Km halbwegs befahrbarem Waldweg (die Strasse ist in Google als Landesstrasse mit Nummer eingetragen) komme ich dann endlich wieder auf eine Teerstrasse. Gott sei Dank. Geschafft.
Als ich Abends dann ein paar Bilder der Tour auf Facebook stelle schreibt mir Linda, die Frau von Phil, das die Strasse eine ihrer liebsten Offroadstrecken in der Gegend ist. Aha. Wozu brauch ich ne Enduro wenn mein Gespann das auch kann 🙂
So langsam wird es kalt in Bulgarien. Die Zimmer im Motocamp sind zwar mit einer Elektroheizung ausgestattet aber durch die Tür zieht es und der Boden ist kalt. Deshalb suche ich mir ein Zimmer in der nahegelegenen Stadt Veliko. Ich checke dort im Hostel Mostel ein. Das kann ich wirklich nur empfehlen. Zu meiner Überraschungs sind sogar immer irgendwelche Reisenden hier.
Ich will bis Ende November abwarten ob der Lockdown in Griechenland verlängert wird und mich dann entscheiden ob ich nach Griechenland fahre oder den Winter in Bulgarien verbringe. Da Griechenland um einiges wärmer ist wäre mir diese Option lieber.
Ein paar Tage später bekomme ich dann eine Nachricht über Facebook von Petra, einer Deutschen, die mit einem alten, komplett ausgebauten Armeetruck. im Moment in Sofia ist . Sie fragt ob wir uns mal treffen wollen.
Ich sage zu und sie ist am nächsten Tag in der Nähe des Hostels. Wir verstehen uns auf Anhieb gut. Es tut mir außerdem gut auch mal wieder deutsch zu reden und nicht immer nach den Worten im englischen suchen zu müssen. Petra hat auch vor nach Griechenland zu fahren.
Wir machen in den nächsten Tagen das Städtchen unsicher. So viele Kilometer bin ich nicht in den letzten Monaten zusammen gelaufen wie wir jetzt an ein paar Tagen machen 🙂 .
Wir besichtigen die Burg und die Altstadt zusammen, gehen einige Male zusammen essen und Einkaufen. Irgendwie finden wir keine Ende mit dem Reden. Mit Petra kann man herrlich quatschen und sie kommt auch mit meinem manchmal komischen Humor klar.
Unter anderem besuchen wir auch das Museeum der Illusionen. Das war wirklich interessant und witzig.
Da waren schon, wie man auf den Bildern sehen kann witzige Dinge dabei.
Wer beim nächsten Bild glaubt das es sich um eine Spirale handelt sollte den Linien mal genauer folgen 🙂
Inzwischen ist die Nachricht, das der Lockdown in Griechenland verlängert wird bei uns angekommen. Petra will auf jeden Fall nach Griechenland weil es da wärmer ist, ich bin noch am zweifeln bis die Nachricht eintrifft, daß in Bulgarien am nächsten Wochenende ebenfalls die Bars und Restaurants schließen müssen. Ich entscheide mich mit Petra zusammen in Richtung Pelopones zu fahren.
Gestern war ich 1,5 Jahre unterwegs. Wie die Zeit vergeht. Wenn in diesem Jahr nicht alles so verrückt gewesen wäre hätte es mir zwar mehr Spass gemacht zu reisen, ich bin aber immer noch fest entschlossen weiter zu machen. Nach Deutschland zieht mich irgendwie nichts.
Zusammen mit Ivo vom Motocamp bin ich zu einer Hinterhof-Werkstatt in Sedilevo gefahren. Der ältere Herr dort hatte es wirklich drauf. Ich habe ihm erklärt das ich einen anderen Schalthebel brauche da ich den ersten Gang, bedingt dadurch das der Hilfsrahmen des Motorrads im Weg ist, nicht mehr schalten kann. Innerhalb kürzester Zeit hat er mir einen neuen Schalthebel (ich hatte noch einen alten mit Wellenverzahnung da den wir benutzt haben) gebaut und den gebrochenen Gepäckträger repariert. Top.
Da die vordere Bremse nicht mehr so richtig gut funktionierte habe ich auch nach den Bremsbelägen geschaut. Komisch das die nicht mehr gebremst haben.
Nun konnte ich endlich weiterfahren. Die neuen Reifen waren in der Zwischenzeit auch aus Deutschland angekommen. Mein nächstes Ziel war die Küste des bulgarischen schwarzen Meeres. Auf dem Weg dorthin habe ich noch eine kleine Feldsenkirche in Iwanowo besichtigt.
Fast an der rumänischen Grenze habe ich dann, nachdem ich 2 Tage auf einem kleinen Campingplatz direkt am Meer gezeltet habe (als einziger Gast), einen super Platz zum wild campen direkt am Meer gefunden.
https://youtu.be/lksyCLxqetw
Dort hat es mir super gut gefallen. Ich hatte 4-5 Km Strand nur für mich alleine.
Um Peter, der in unserem letzten Urlaub in der kalten Ostsee ins Wasser gegangen ist zu zeigen, das ich auch ein harten Kerl bin, habe ich mich dann entschlossen es im schwarzen Meer auch zu probieren. Da ich ein bekennendes Weichei bin war der Besuch im Wasser nicht sehr lang (Wassertemperatur gefühlt 15 C°)
Nach 3 schönen Tagen, an denen ich einige Kilometer am Strand lang gewandert bin, bin ich dann weiter Richtung Süden an der Küste lang gefahren. Nach einer Besichtigung der Burgruine von Kaliakra, die auf einer Felsenspitze direkt am Meer liegt habe ich für die nächsten 2 Tage in einem Hotel übernachtet da ich eine Dusche dringend nötig hatte. Vor dem Hotel hing sogar eine Begrüßungsleuchtreklame für mich (die haben nur den Namen nicht richtig geschrieben)
Kurz vor Varna habe ich noch das Aladja-Felsenkloster aus dem 12. Jahrhundert besichtigt.
Mein Ziel war eigentlich ein Campingplatz ein ganzes Stück unterhalb von Varna, nicht weit vom Meer. Der hatte aber bereits geschlossen. Ich habe mir dann ein schönes Plätzchen direkt an der Küste gesucht und dort gecampt. Die besten Plätze findet man irgendwie nur durch Zufall.
Ich hatte bei meinem letzten Besuch im Motocamp Bulgarien bei der Reparatur des Motorrads bemerkt das der Radlagersitz des Hinterrades schon wieder ausgeschlagen ist und deshalb Sabine gebeten nochmals ein Paket mit dem Teil (das mir Ralf wieder mal fix incl. Lagerwechsel besorgt hat) und einem weiteren Reifen zuzusenden. Also nochmal auf den Weg zum Motocamp gemacht. Am ersten Tag wild gecampt an einem kleinen See. Am zweiten an einem Stausee (mit wenig Wasser)
Witzig fande ich dann , als ich meine Trackerpunkt der Fahrt nachgesehen habe, das ich laut denen durchs Wasser gefahren bin.
In den letzten Tagen habe ich Probleme mit der Beiwagenfederung gehabt. Das Rad hängt tief im Radkasten und der Beiwagen hat keine merkbare Federung mehr gehabt. Als ich unterwegs nachgesehen habe habe ich festgestellt das sich der untere Halter der Beiwagenfederung komplett verbogen hat. Ich bin also relativ langsam und vorsichtig zum Motocamp zurückgefahren.
Dort angekommen habe ich mich gleich daran gemacht die Beiwagenschwinge auszubauen. Leider gab es dabei ein Problem. Welcher Idiot von Konstrukteur läßt es sich einfallen eine Schraube mit einem 17er Imbus an einem Motorrad zu verarbeiten. Die Größe hat noch nicht mal ein Autoschrauber da.
Aber wieder mal Glück gehabt. Nach einem ersten mißlungenen Versuch mit einer auf einer Schraube aufgeschweißten Mutter, die dann abgerissen ist, hat mir ein anderer Reisender geholfen. Der hatte in seinem Truck ein Stück einer 17er Sechskantstange und hat mir davon etwas abgeschnitten.
Das Paket ist im Moment noch nicht angekommen und heute wollen wir zu dem Autoschrauber um die Schwinge reparienen zu lassen und neue Lager für die Schwinge zu besorgen. Es wird alles wieder gut 🙂
Nach meinem Grenzübertritt aus Mazedonien habe ich 2 Tage Station auf einem netten kleinen, von einem englischen Paar betriebenen, Campingplatz in Kromidovo gemacht. Die letzten Kilometer Anfahrt dorthin waren etwas abenteuerlich da mein Navi einen mit tiefen Löchern übersähten Sandweg als Straße auserwählt hatte. In nassem Sand zu fahren war wieder einmal eine neue Erfahrung für mich.
In dem Ort in dem der Campingplatz ist gibt es auch eine größere Weinfirma mit einem etwas ungewöhnlichen Firmengebäude.
Der selbstgemachte Wein auf dem Campingplatz war gut und günstig 🙂
Mein nächstes Ziel sind einige Sandsteinformationen ganz in der Nähe.
Auf der Paßstraße zwischen Katuntsi und Goze Deltschew ging es dann mit vielen Kurven und wunderbaren Aussichten weiter. Mein Ziel für diesen Tag war das Kloster Rila mitten im Rila Natinalpark.
Die Gegend rund um die beiden Nationalparks ist wirklich sehenswert. An diesem Tag hängen schwarze Wolken am Himmel und ich bekomme ausnahmsweise mal etwas Regen ab.
Irgendwo zwischen Mazedonien und Bulgarien habe ich anscheinend mein Profil am Hinterreifen verloren. Vorsichtiges Fahren ist also angesagt sobald die Straße nass ist.
Da es an dem Abend zu spät für eine Besichtigung des Klosters ist schlage ich mein Zelt auf einem in der Nähe gelegenen Campingplatz auf. In der Nacht regnet es wie aus Eimern. Am nächsten Morgen begrüßt mich dann wieder Sonnenschein als ich aus dem Zelt komme.
Als erstes besichtige ich das wirklich sehenswerte Kloster Rila und das dazugehörige Klostermuseum.
Einzig der sehr schroffe Parkplatzwärter trübt meine Laune an diesem Morgen etwas ein. Ich fahre an diesem Tag auf der östlichen Seite der Natinalparks wieder Richtung Süden.
Auf einer Paßstraße zwischen Belovo und Yundola finde ich nach einigem Suchen ein hübsches Plätzchen zum Wildcampen auf einer im Wald gelegenen Wiese. Auf dem Weg dorthin fahre ich mich schon wieder fast fest. Abends stelle ich fest das ich mich auf einer Höhe von fast 1300 m befinde. Das hätte ich nicht gedacht.
Weiter gehts auf kleinen kurvigen Straßen bis kurz vor die Grenze von Griechenland und dann wieder zurück nach Norden Richtung Plowdiw.
Unterwegs besichtige ich noch die Tropfsteinhöhle Yagodinska Cave. Allein die Fahrt durch den Canyon dorthin hat sich schon gelohnt.
Etwas Östlich von Plowdiw übernachte ich in einem Hotel. Ich will am nächsten Tag wieder im Motocamp in Idilevo sein. Bis dorthin sind es nur noch knapp 200 Km. Kurz vor dem Losfahren bemerke ich das der eine Gepäckträger am Motorrad schon wieder gerissen ist (diesmal an einer anderen Stelle. Also Spanngurte rausholen und bestmöglich festzurren.
Das Paket mit meinen Reifen und Ersatzteilen ist inzwischen im Motocamp angekommen. Zuerst will ich alle drei Reifen wechseln.
Außerdem sind die Bremsbeläge vorne total abgenutzt (deshalb also die verminderte Bremswirkung. Metall auf Metall bremst nicht so gut) und müssen ausgetauscht werden, das Nummernschild hat Auflösungserscheinungen und der erste Gang geht kaum noch rein. Der Schalthebel muß abgeändert werden da der am Hilfsrahmen anschlägt wenn ich den 1. Gang einlegen will.
Aber im Motocamp ist das alles kein Problem. Ivo besorgt mir eine Aluplatte für das Nummernschild und fährt mit mir zu einem Metallbauer der den Gepäckträger schweißt und mir den Schalthebel abändern kann. Im Motocamp gibt es für alles eine Lösung.
Im Motocamp ruhe ich mich erst einmal aus und warte auf das Paket mit den Ersatzteilen und Reifen aus Deutschland.
Hier lerne ich jede Menge interessante Leute kennen. Stew, den ich schon aus Rumänien kenne ist auch hier. Mit Martina, die hier ebenfalls ein paar Tage Station macht, fahre ich an einem Tag in die nahe gelegene Stadt Weliko und wir schauen uns die Burgruine an.
Danach fahren wir über kleine Strassen zurück zum Motocamp und schauen uns auf dem Weg noch einen Wasserfall an..
Am nächsten Tag beschließen wir eine Tour zu einem Monument aus der kommunistischen Zeit zu machen. Diese führt uns über den Schipkapass. Das macht Spass.
Als nach einigen Tagen das Paket immer noch nicht angekommen ist beschließe ich ein paar Tage in das Rilagebirge im Westen Bulgariens zu fahren und danach wieder zum Motocamp zurück zu kommen.
Bei der Planung meiner Fahrtroute sehe ich, daß Mazedonien direkt in der Nähe des Gebirges anfängt. Ich überlege noch einen Umweg zu fahren und mir eine Woche lang Mazedonien anzuschauen, bin mir aber noch nicht sicher.
Als ich abends dann sehe, daß der Wein den ich gekauft habe aus Mazedonien ist sage ich mir, wenn er gut ist fahre ich, wenn nicht schaue ich mir Mazedonien im nächsten Jahr an.
Der Grenzübertritt von Serbien nach Bulgarien (Grenzübergang Gradinje) verläuft genauso schnell und einfach wie die Einreise nach Serbien. Nach einer knappen halben Stunde bin ich über die Grenze.
Um nicht durch Sofia fahren zu müssen habe ich mich dazu entschlossen gleich auf kleine Nebenstraßen auszuweichen. Ich fahre durch bergige Landschaften mit herrlichen Kurven. Die Landschaft läßt mich, genauso wie in Serbien oder Rumänien, oft anhalten um den Ausblick zu genießen.
Abends mache ich Station auf einem kleinen Campingplatz. Der Standard ist hier sehr niedrig, der Preis dafür um so höher (10 Euro).
Für den nächsten Tag habe ich mir ein paar Strecken die auf der Landkarte nach Bergen und vielen Kurven aussahen (so gehe ich meistens bei meiner Streckenauswahl vor 🙂 ) herausgesucht. Vor allem die Strecke zwischen Sofia und Rebarkovo ist wirklich sehenswert. Ich drücke praktisch andauernd auf den Auslöser der GoPro. Bitte entschuldigt die vielen Bilder. Ich war einfach begeistert.
Zwischendurch sehe ich noch an einer Tankstelle ein anderes Gespann und muß es erst mal bewundern.
Unterwegs fülle ich mein Wasser meistens an den vielen Brunnen am Wegesrand auf. Bei dem hier hatte jemand Humor und hat ihn mit Plastikflaschen an die heutige Zeit angepasst. Dort habe ich allerdings kein Wasser aufgefüllt.
Ich habe mir als Ziel für diesen Tag einen in GoogleMaps als Campingplatz ausgewiesenen Ort in der Nähe von Malki Iskar herausgesucht. Die „Watermill“ entpuppt sich allerdings als Pension mit Parkplätzen an der Straße. Darauf habe, da ich das Motorrad nicht abschließen kann, keine Lust. Also fahre ich weiter und suche nach einem geeigneten Platz um wild zu Campen.
Auf einer extremen Holperstrecke finde ich dann einen halbwegs geeigneten Ort. Das Problem ist meistens das mein Zelt einfach zu groß ist. Entweder der Platz reicht nicht aus oder das Zelt ist von der Straße aus zu sehen.
Mein Zelt will ich erst kurz vor der Dunkelheit aufbauen also lese ich noch eine Weile mache mir Essen. Abends, nachdem ich mein Zelt aufgebaut habe, kommt eine kleine Herde freilaufender Kühe vorbei, schaut sich kurz mein Motorrad an und läßt sich dann ganz in der Nähe für die Nacht nieder. Nachts bewachen Sie mein Zelt. Ich fühle mich richtig sicher.
Der nächste Tag führt mich weiter durch wunderschöne Landschaften.
Ich habe mir für den Abend über Booking ein Hotel in Kalofer gebucht. Ich will erst in 2 Tagen im Motocamp Bulgarien sein, wo ich dann länger Rast machen will um auf ein Paket mit Reifen und anderen Kleinteilen die ich brauche zu warten. Bis dorthin ist es aber nicht mehr so weit. Also reduziere ich meine Tagesstrecken auf 120-150 Km und mache ein paar Umwege.
Für den nächsten Tag habe ich mir den Troyanpass als Anfangsstrecke herausgesucht.
Es sind nur noch ca. 150 Km bis zum Motocamp also suche ich heute relativ früh nach einem Platz um wieder wild zu Campen. Ich finde einige geeignete Stelle an der Paßstraße, allerdings sind alle entweder vermüllt oder übermäßig als Toilette benutzt. Ich gebe auf und fahre weiter, halte an jedem zweiten Feldweg an und sehe nach ob ich ein Plätzchen finde.
Irgendwann habe ich dann ziemlich die Schnautze voll vom suchen und fahre einfach einen ziemlich schlechten Feldweg bergauf in eine riesige verwilderte Obstwiese. Fast oben am Gipfel angelangt komme ich auf einen Teilbereich der eben und gemäht ist. Ein super Platz. Hier mache ich Station.
Als ich abend dann mein Zelt aufbauen will höre ich ein Auto den Weg hochfahren. Na klasse, denke ich. Es sind die Besitzer der Wiese, ein älteres Ehepaar. Für mich ist es eine komische Situation da ich noch nicht so oft Wildcampen gemacht habe, für die beiden anscheinend ebenfalls weil sie im ersten Moment nicht wissen wie sie damit umgehen sollen. Ich mache mit Händen und Füssen verständlich das ich nur eine Nacht dort Campen will und frage ob das ok ist. Die beiden haben nichts dagegen. Wir geben uns die Hände und alle sind wieder entspannt.
Kurz danach kommt der Sohn mit seiner Familie ebenfalls noch an. Alle zusammen machen sich an die Zwentschenernte. Der ältere Herr gibt mir zu verstehen das er aus den Zwentschen Schnapps macht.
Kurz darauf bekomme ich eine kleine Flasche in die Hand gedrückt. Whisky ist das offensichtlich nicht. Der selbstgebrannte schmeckt mir an dem Abend sehr gut.
Abends sitze ich noch einige Zeit im Dunkeln vor dem Zelt und bewundere den Sternenhimmel. In allen Osteuropäischen Ländern sind die Sterne viel besser zu sehen als ich es aus Deutschland her kenne da hier nicht so viel Straßenbeleuchtung an ist. Ich sehe einige Sternschnuppen. Eine Eule fliegt nur knapp 2 Meter über meinen Kopf vorbei und jagt mir einen ziemlichen Schrecken ein.
Inzwischen bin ich im Motocamp angekommen. Die Gebäude sind mit viel Liebe instandgesetzt worden und es sind einige Motorradfahrer hier. Die nächsten Tage werden bestimmt interessant.
Am Abend vorher habe ich mir überlegt auf dem Weg nach Bukarest auf der bulgarischen Seite der Grenze lang zu fahren da die Straßen auf der rumänischen Seite zu langweilig grade auf der Landkarte aussahen.
An der Grenze dann Grenzkontrolle. Bei mir völlige Irritation. Bulgarien ist doch in der EU oder nicht? Naja, hektisch meinen Paß und Fahrzeugpapiere gesucht und halbe Stunde angestanden. Auf der bulgarischen Seite auf einer gut ausgebauten Straße sehe ich kurz nach der Grenze einen Pferdewagen. Schnell in den Rückspiegel geschaut. Habe ich mich da verguckt. War das ein Sofa als Sitz? Cool.
Die ersten 40 Km fahre ich durch ländliches Gebiet mit riesigen Sonnenblumenfeldern.
Dann werden die Straßen kleiner und der Belag schlechter. Damit habe ich gerechnet, da ich mir kleine Straßen die an der Grenze lang führen ausgesucht habe. Bei der Routenplanung am Abend zuvor wollte mich das Navi einen weiten Umweg machen lassen und ich mußte mehrere extra Wegpunkte eingeben um die Strecke die ich fahren wollte hinzubekommen. Im nachhinein weiß ich warum das Navi so stur war.
Zuerst fahre ich auf Straßen wie in der Ukraine. Ein Schlagloch nach dem anderen. Diese hier sind aber größer. An einem kanaldeckelgroßen Loch welches fast einen halben Meter tief ist hatte ein fürsorglicher Mensch einen Ast als Markierung eingesteckt, auf das man es auch sieht. In Deutschland wäre die Straße wegen Unbefahrbarkeit gesperrt worden. Andere Länder andere Sitten.
Dann folgen Kieswege mit Schlaglöchern und eine einspurige Betonpiste an der die Äste der Bäume so weit auf die Straße reichen das ich sie selbst mit meinem Gespann erwische. Das hätte mir zu denken geben sollen. Hier fährt offensichtlich nicht sehr oft jemand lang.
Plötzlich wird aus der Betonpiste ein Sandweg. Den schaffe ich noch ganz gut obwohl die seitliche Neigung der Fahrbahn gelegentlich bis zu 30° hat und ich mit dem Oberkörper über dem Beiwagen hänge.
Bei der folgenden Strecke hing mir aber dann doch etwas der Angstschiss in der Hose. Zu der seitlichen Neigung kam ein extremes Gefälle und die Fahrbahn besteht jetzt aus großen Steinen die teilweise 15 cm aus der Fahrbahn schauen. Bremsen ist auf den glatten Steinen nicht wirklich möglich also im ersten Gang mit Motorbremse mehr schlecht als recht runter. Leider konnte ich von dem Abschnitt kein Foto machen da Anhalten nicht möglich war.
Langsam glaube ich, daß ich solche Strecken ungewollt immer finde. Nach einer kurzen Verschnaufpause, in der ich meine wackligen Knie sich wieder beruhigen lasse, geht es weiter. Als ich mich in die Klamotten schmeiße kommt ein Schwarm Schmetterlinge an und umschwirrt mich. Einen der aufdringlichen Falter wurde ich kaum noch los. Der wollte unbedingt Motorrad mitfahren. Ich habe ihn an der nächsten Blüte abgesetzt und bin alleine weiter gefahren
Gut das ich mich kurz ausgeruht hatte. Als nächstes folgte ein Sandweg mit 30-40 cm tiefen Fahrspuren. Da der Weg keinen Fahrbahnrand hatte mußte ich sehen das ich beim Fahren nicht in die Spuren rutsche. Auf Sand gar nicht so einfach mit drei Rädern. Etwas verschwitzt schaffe ich es dann irgendwann aber wieder auf eine normale Straße mit richtigem Teer.
Nach 40 Km wieder an der Grenze anstehen. Inzwischen weiß ich auch weshalb an der bulgarischen Grenze Grenzkontrollen sind. Das Land ist zwar in der EU, ist dem Schengenabkommen aber noch nicht beigetreten, welches den zollfreien Warenverkehr und auch die Einreise ohne Kontrollen regelt.
In Bukarest angekommen fahre ich auf den Campingplatz den ich mir ausgesucht habe. Der ist doppelt so teuer wie der teuerste Platz auf dem ich bisher war. Jetzt heißt es Abwarten bis ich einen Termin bei der deutschen Botschaft bekomme.
Da ich sowieso jede Menge Zeit habe beschließe ich den Hinterreifen, dessen Profil fast komplett runter ist, auszutauschen und mal wieder nach dem Schalthebel zu schauen. Der erste Gang geht schon wieder sehr schwer rein da der Hebel mit der Zeit immer mehr Spiel auf der Welle bekommt.
Also alten Reifen runter und neuen draufgezogen. Heftiges fluchen begleitet diese Prozedur da der Reifen an einer Stelle ums Verrecken nicht richtig auf der Felge sitzten will. Nach einer Stunde habe ich das dann hinbekommen, habe aber beim Reifenwechsel gemerkt das der eine Radlagersitz ausgeschlagen ist.
Da waren wohl die schlechten Straßen die ich gefahren bin schuld. 0,1 mm Spiel im Lagersitz der Radnabe. In zwei Wochen will ich sowieso in den Karparten länger Station machen. Da wollte ich mir eh neue Reifen und ein paar andere Sachen zuschicken lassen. Also ein weiteres Teil was mitgeschickt werden muß.
Provisorisch klebe ich das Lager unter Zuhilfenahme eine Fühlerblattlehre (mit eingeklebt) und Zweikomponentenkleber in den Lagersitz ein. Mal sehen ob es die zwei Wochen durchhält.
Morgen und übermorgen werde ich mir Bukarest anschauen. Eine Museen interessieren mich hierbei besonders.
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