Montenegro – Pleiten, Pech und Pannen

Montenegro – Pleiten, Pech und Pannen

Ich beschliesse also eine grosse Runde in Montenegro zu drehen bevor ich dann nach Albanien fahre. Ich habe ja genug Zeit.

Nach einer Übernachtung auf einem kleinen Campingplatz am Meer fahre ich ins Landesinnere. Schon die erste Strasse ist unglaublich. Haarnadelkurven und atemberaubende Ausblicke. Mir gefällt dieses Land auf Anhieb.

Ich hatte mir auf Googlemaps einen kleinen Campingplatz in der Nähe der Taraschlucht ausgesucht. Die letzten 5 Km zu dem in Google genannten Koordinaten führen über eine einspurige Strasse mit phänomänalem Ausblick. Vor mir fährt ein Kleintransporter als uns hier ein kleiner LKW entgegen kommt. Die Leute haben wirklich keine Angst. Haarscharf am Abgrund und es passt kein Blatt Papier zwischen die beiden Fahrzeuge als diese aneinander vorbei fahren An der Stelle von wo aus ich das Foto gemacht habe).

Den Campingplatz finde ich nicht und schlage mein Zelt in den Bergen auf.

In letzter Zeit kommt an dem rechten Zylinderkopfdeckel immer wieder Öl heraus. Das Gewinde der Schraube die den Deckel hält war schon länger nicht mehr gut und die Schraube läßt sich nicht mehr richtig festziehen. Am Tag zuvor habe ich es noch mit einem dickeren „Rödeldraht“ hinbekommen das kein Öl herausläuft. Als ich jetzt losfahre merke ich bereits nach den ersten Kilometern das das nicht mehr ausreichend ist. Der Stiefel und die Hose sind ölverschmiert. Also nochmal Draht drumgewickelt.

Da ich kein grosses Zutrauen zu der Drahtkonstruktion habe fahre ich auf den nächstgelegenen Campingplatz. Ich habe mir bei der letzten Teilelieferung aus Deutschland bereits Baer-Coil Gewindeeinsätze für diese Schraube mitschicken lassen da ich wußte das das Gewinde nicht ok ist.

Ich leihe mir auf dem Platz, auf dem ich übrigens wieder einmal der einzige Gast bin, eine Bohrmaschine. Ich Trottel bohre das Loch mit dem mitgelieferten Bohrer, der auch die richtige Größe hat, auf, ohne am Anfang zu kontrollieren ob das Loch den richtigen Durchmesser hat. Der Coil fällt dann praktisch in das Loch hinein. Und so einer hat ursprünglich mal Feinmechaniker gelernt. Schande über mich.

Abends beschliesse ich dann mir einen Platz über Workaway zu suchen an dem ich notfalls auch arbeiten kann falls ich wieder einmal auf ein Paket warten muß. Da es in den nächsten Tagen stark regnen soll will ich nicht in den Bergen bleiben. Hier sind für die nächsten Nächte sogar Minusgrade vorher gesagt.

Ich finde einen kleinen Farm-Campingplatz an der Küste Montenegros die Arbeiter über Workaway suchen und auf dem man auch normal campen kann und fahre hin.

Auf dem Weg dorthin gibts dann einen Grund abends ein Schnäpschen zu heben. Das da noch eine eins vor den ganzen fünfen steht vergesse ich einfach mal.

Zwischendurch kommt wieder Öl aus dem Zylinderkofdeckel. Der Draht hält nicht mehr. Ich komme auf den Gedanken es mit einem Spanngurt zu fixieren und siehe da, es hält 🙂

Der Platz ist noch im Aufbau und sehr rustikal aber mit einem ganz eigenen Flair.

Ich habe mir überlegt die Coilbuchse mit Kaltmetall in das zu groß gebohrte Loch einzukleben. Habe zwar keine große Hoffnung das das hält da das Kaltmetall nur bis 120 C° geeignet ist aber probieren will ich es mal.

Die Testfahrt am nächsten Tag bringt Ernüchterung. In kaltem Zustand war es okay, mit warmem Motor lockert sich die ganze Konstruktion. Mist. Ich habe keine Lust hier zwei Wochen auf ein Paket zu warten.

Abends schüttet es dann wie aus Eimern. Ich bemerke das der Zeltboden sich wie ein Wasserbett anfühlt und schaue aus dem Zelt.

Klasse. Das hat mir noch gefehlt. Das Zelt steht auf der einen Seite knapp 5 cm im Wasser. Dafür das der Zeltboden schon ein paar Löcher hat kommt erstaunlich wenig Wasser rein. Das befördere ich über 2 Stunden lang mit einem Schwamm wieder nach draussen bis es endlich aufhört zu regnen und der Wasserstand zumindest etwas sinkt.

Eine Ebene unter meinem Standplatz standen bei dem Wolkenbruck keine Pfützen. Ich ziehe also dorthin um und baue im dunkeln mein Zelt auf. Einige Sachen sind feucht geworten. Keine angenehme Nacht 🙁

Da für die nächsten Tage wieder starke Gewitter angesagt sind gehe ich am nächsten Tag auf Nummer sicher und suche mir alle Paletten die auf dem Platz herumliegen zusammen. Auf denen baue ich dann mein Zelt auf.

Die Paletten habe ich vorher auf Nägel und spitze Stellen abgesucht. Beim Zeltaufbau muss sich aber ein Span aus dem Holz gelößt haben und auf dem liegt meine Isomatte. Die ist am nächsten Morgen halb platt. Wenn es kommt dann richtig. Scheisse. Das Loch ist so klein das ich es per Auge nicht finden kann. Die Matte hält die Luft auch 4-5 h halbwegs. Da ich sowieso meistens mitten in der Nacht mal raus muss ist es eigentlich kein großes Problem dann die Matte wieder ein bisschen aufzupumpen. Etwas Gutes hatte die Sache aber. Ich habe mir mal die Mühe gemacht herauszufinden wo von oben Wasser in das Zelt eindingt und dabei mindestsens 10 Löcher gefunden. Nachdem ich diese mit Panzerband von Innen verklebt habe war das Zelt auch wieder halbwegs dicht. Leider wird wohl bald ein neues Zelt her müssen da sich dieses langsam in seine Bestandteile zerlegt.

Die nächsten zwei Tage ziehen Unmengen an starken Gewittern mit Wolkenbruchartigen Regenfällen über mich her. Meine Stimmung ist auf dem absoluten Tiefpunkt. Es kotzt mich alles an und es ist einer der Momente auf der Reise an denen ich mich frage ob ich weiter machen soll. Solche Moment hatte ich noch nicht oft aber sie kommen in solchen Situationen manchmal. Zusätzlich belastet mich die Unsicherheit des Reisens in „Coronazeiten“. Damit meine ich nicht den Virus an sich sondern das sich praktisch täglich wieder irgendetwas an den Einreisebedingungen der Balkanländer ändert. Ich weiss nie ob ich die Route die ich ausgewählt habe auch wirklich fahren kann da vielleicht irgend ein Land auf dem Weg mir eine 14 tägige Quarantäne aufbrummt weil ich vorher in einem Land war war plötzlich auf der roten Liste des Einreiselandes steht.

Nach zwei Tagen beschließe ich mit dem Spanngurt als Notlösung weiter zu fahren aber Albanien auszulassen. Mein optimistisches Denken kommt wieder etwas durch. „Das wird schon halten“. ich fahre wieder in Richtung der Taraschlucht und geniesse den regenfreien Tag. da ich wieder bessere Stimmung habe fahre ich auch wieder kleinere Bergstrassen.

In Montenegro gibt es nicht so super viele Strassen da es sich um ein relativ kleines Land handelt. Das heißt wenn man auf einer Strasse ist kann es passieren das über lange Zeit keine andere Strasse abzweigt. Auf einer der kleinen Bergstraßen die sich knapp 80 km ohne eine Abzweigung durch die Berge schlängelt wird der Weg dann nach 60 km aufgrund einer Grossbaustelle für eine Autobahn die paralel zur Strasse verlaufen wird sehr schlecht. Schotter, Schlaglöcher und vor allem Matsch. Da soll nochmal jemand sagen mein Motorrad wäre kein Dirt-bike 🙂

Nachdem ich wieder auf einer normalen guten Strasse angekommen bin frage ich an der ersten Tankstelle nach ob ich den Wasserschlauch mal benutzen kann 🙂 .

Rast mache ich auf einem Campingplatz in der Nähe der Taraschlucht den mir ein Freund empfohlen hat. Wieder einmal bin ich der einzige Gast. Der Besitzer überschlägt sich praktisch bei der Begrüßung. Da in den nächsten zwei Tagen wieder Dauerregen angesagt ist bleibe drei Tage dort und miete mir ein Zimmer.

Am dritten Tag gehts dann weiter zur Taraschlucht, der tiefsten Schlucht in Europa (glaube sogar tiefer als der Grand Canyon). Wow, was für eine Landschaft.

Danach fahre ich in Richtung Kosovo. Mittendrin stelle ich dann fest das das Wetter im Kosovo in den nächsten Tagen schlecht sein soll, in West-Serbien, wo ich danach hinwollte aber nicht. Ich beschließe zuerst nach Serbien und dann in den Kosovo zu fahren. Die letzte Nacht in Montenegro übernachte ich dann in einer Pension (15€ 🙂 ) kurz vor der Grenze.

Ich kann jedem nur empfehlen dieses kleine schöne Land zu besuchen.