Sizilien / Sardinien. Auf dem Weg nach Spanien
Ende Oktober buche ich die Fähre von Igoumenitsa (Griechenland) nach Brindisi (Italien). Der erste Campingplatz ist preislich ein Schock für mich. 25 € für Zelt, Motorrad und mich am Tag. In Albanien habe ich 6 € bezahlt. Bis nach Kalabrien rausche ich praktisch durch. Ich bin um einiges später als geplant in Italien angekommen und will mir Sizilien und Sardinien noch anschauen. So langsam wird es spürbar kälter in den Bergen.
Ich habe mir von Sabine wieder einige Dinge an die Adresse eines Campingplatzes an der Südküste Siziliens schicken lassen (nochmal danke dafür). Mehrere Reifen und ein neues Zelt sind unterwegs. Kurz bevor ich dort ankomme schickt mich mein TomTom Navi wieder auf Abwege. Ich weiss ja nicht woher TomTom die Italienkarte hat aber auf was für Strassen mich das Gerät schickt, obwohl „unbefestige Wege“ definitiv bei der Routenplanung herausgenommen sind, ist interessant.
Auf einem „Feldweg“ komme ich dann plötzlich nicht mehr weiter. Der begann eigentlich ganz nett als Schotterweg. Bergab schlängelte er sich durch den Wald und die Fahrspuren wurden immer tiefer. Irgendwann war der Weg dann plötzlich zu Ende. Die tiefen Fahrspuren und die recht schmale Strasse machen das Wenden dann zu einem Erlebnis bei dem die Kupplung rauchte. Danach habe ich den Motor erst einmal abkühlen lassen und die Kupplung nachgestellt. Die hatte bei dem Spass einiges an Belag eingebüßt.
Sizilien gefällt mir, trotz der gelegentlichen Abwege, auf Anhieb gut. Die Landschaft ist abwechselungsreich und die Strassen kurvig 🙂
Ich merke allerdings immer mehr das die Kupplung nicht mehr gut ist. Eigentlich kein Problem da ich neue Kupplungsscheiben mit im Gepäck habe und ja inzwischen weiss wie ich an die Kupplung rankomme. Allerdings fällt mir dann auf das das Zentrierwerkzeug für die Kupplung, das ich mir in der Türkei extra habe anfertigen lassen, mit in dem in Bulgarien verlorenen Gepäck war. Scheisse.
Vorsichtshalber lasse ich mir ein neues Werkzeug von meinem Brunder bauen welches dann mit dem Paket geschickt wird.
Obwohl das Navi mich noch einige Male auf Abwege führt (mehrmals muß ich umdrehen weil der angebliche Weg eine verschlossene Hofeinfahrt ist) , komme ich nach ein paar Tagen am Ätna an. Dort in der Nähe liegt der besagte Campingplatz.
Am Ätna war ein Jahr vorher ein Ausbruch. Die Spuren davon sind sehr gut zu sehen. Die Ural tut sich ein bisschen schwer mit den Steigungen dort. Teilweise fahre ich mit 40 km/h bis auf 1700 m. Da es bereits später Nachmittag ist, als ich dort ankomme, verzichte ich darauf mit der Seilbahn höher hinauf zu fahren und fahre weiter.
Bergrunter macht dann die Vorderbremse schlapp. Die Bremsbeläge sind schon ziemlich runter und die Bremsflüssigkeit im Behälter etwas zu wenig. Also langsam, nur mit Hinter- und Beiwagenbremse, den Berg runter. Ich komme sicher an dem Campingplatz an und warte dort einige Tage auf das Paket. Da ich mal wieder in einem richtigen Bett schlafen will buche ich mir dann für ein paar Tage ein Zimmer in einer Pension im gleichen Ort. Auf dem Weg dahin gibt die Kupplung ganz auf. Ich komme grade noch so dort an. Also wieder einmal (das 3. Mal) das Getriebe ausbauen.
Direkt vor der Pension auf einem Parkplatz nehme ich das Motorrad auseinander. Beim Ausbau der Kupplung kommt mir der Restbelag einer der Kupplungscheiben entgegen gefallen. Klar das das nicht mehr funktioniert hat.
Und wieder bekomme ich alle Teile zusammen ohne das eine Schraube übrig bleibt 🙂
Zwei Tage später fahre ich dann weiter. Die Landschaft Siziliens begeistert mich immer wieder. Hier kann man schon einige Zeit verbringen ohne das einem langweilig wird. Selbst die kleinen Nebenstrassen sind meist geteert und in relativ gutem Zustand.
Ungefähr alle 1000 Km muss ich am Hinterrad eine gebrochene Speiche austauschen. Gut das ich genügend davon mithabe 🙂
Die Fähre nach Sardinien fährt von Palermo aus los. Langsam mache ich mich auf den Weg dorthin. Teilweise fahre ich über den Wolken 🙂
Ich mache noch einige Tage in einem kleinen Küstenort 50 Km entfernt von Palermo Pause und nehme dann die Fähre.
Auf der Fähre lerne ich ein deutsches Pärchen kennen die zusammen auf einer alten BMW unterwegs sind. Wir tauschen Kontaktdaten aus und treffen uns am nächsten Tag an der Westküste Sardieniens bei Portu Maga. Da wir uns auf Anhieb sympatisch sind beschließen wir ein paar Tage zusammen zu fahren. Abends campen wir in Strandnähe.
Das Wetter ist schlecht und es ist Regen angesagt der auch pünktlich nach dem Zeltaufbau anfängt. Anfangs sind wir noch froh das ich das Tarp aufgebaut habe und wir halbwegs im trockenen sitzen können. Die Windböhen werden immer stärker und eine reißt das Tarpgestänge auseinander.
Wir räumen alls schnell zusammen und verschwinden in unseren Zelten. Kurz nachdem ich im Zelt bin drückt eine Sturmböhe mein Zelt mit roher Gewalt in Richtung Boden. Ein Gestänge des neuen Zeltes bricht und reißt dabei einen halben Meter der Zeltplane auf. Immer wieder heftige Böhen lassen mir keine Chance aus dem Zelt herauszukommen. Ich sitze 1,5-2 h im Zelt und halte die Reste des Zeltgestänges fest. Keine schöne Situation.
Irgendwann wird der Wind schwächer und der Regen hört kurzzeitig auf. Ich stelle meinen Stuhl als Abstandhalter ins Zelt und spanne die Tarpplane darüber. Im Zelt habe ich dadurch eine kleine Ecke für meinen Schlafsack. Immerhin hat das Provisorium sich bewährt. Am nächsten Morgen ist kaum etwas im Zelt nass geworden. Trotzdem brauche ich eine solche Nacht nicht unbedingt wieder
Zusammen fahren wir weiter. Abends finden wir, mitten in einem Naturschutzgebiet, einen netten überdachten Rastplatz. An dem Abend geht ein ganzer Liter meines albanischen Rakis drauf 🙂 . Ein sehr schöner Abend. Rafau und Ann-Katrin sind genau auf meiner Wellenlänge.
Am nächsten Tag fahren wir bis zu dem kleinen Küstenstädtchen Bosa und mieten uns zusammen in einem Appartment ein. Das Wetter ist sehr wechselhaft und wir haben alle an dem Tag keine Lust darauf bei Regen im Zelt zu schlafen.
Irgendwie bin ich dann doch etwas reisemüde. Ich habe mir wieder eine Arbeit in einem Tierheim an der Nordspitze Sardiniens ausgesucht. Dort fahre ich von Bosa aus hin. Rafau und Ann-Katrin fahren in Richtung Porto Torres weiter um eine Fähre in Richtung Barcelona zu nehmen. Die beiden sind, nach 7 monatiger Reise, auf dem Rückweg nach Deutschland.
Im Tierheim werde ich sehr nett aufgenommen und in einem Mobilheim einquartiert. Die Leute hier sind mir sehr sympatisch. Morgens gibt es erst einmal einen Espresso und oft singt jemand 🙂
Ich helfe bei einigen Reparaturen aber die meiste Zeit führe ich die Hunde aus. Falco, ein Schäferhund, leistet mir im Bereich meines Mobilhauses Gesellschaft. Er kommt nicht mit anderen Hunden klar und muß alleine in einem Gehege sein.
Mitte Dezember fliege ich dann nach München zu Carolin. Das Motorrad lasse ich auf dem Gelände das Tierheimes stehen.
Ich komme an einem der kältesten Tage in München an. Der Unterschied von +7 auf -12 °C Nachttemperatur ist gewöhnungsbedürftig.
Zwischen Weihnachten und Neujahr fahre ich dann mit dem Zug für 4 Tage in Richtung Hessen. Am zweiten Tag dort kommen einige sehr gute Freunde zu einer kleinen Feier vorbei. Es tut gut die auch mal wieder in echt zu sehen.
Am 5. Januar fliege ich dann wieder zurück nach Sardinien. Die Fähre nach Barcelona ist für den 8.01. gebucht. Am 9.01 um 2 Uhr Nachts komme ich in Barcelona an.
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