Nord-Mazedonien – In einem unbekannten Land
Der Grenzübertritt nach Mazedonien ist schnell erledigt. 15 Minuten und ich bin wieder ein einem mir unbekannten Land. Über Mazedonien habe ich bisher nur die Namensstreitigkeiten mit Griechenland aus der Zeitung mitbekommen. Viel mehr weiss ich nicht über dieses Land.
Zuerst fahre ich auf Hauptstraßen in Richtung der Hauptstadt Skopje. Dann geht es auf kleinen Straßen weiter. Sehr viele Möglichkeiten hat man nicht da es nicht sonderlich viele Straßen gibt. Diese sind aber immer in einem guten bis sehr guten Zustand.
Ich habe beschlossen, da im Nordosten von Mazedonien einfach keine Campingplätze zu finden sind bzw. nicht auf meiner Route liegen, heute Wild zu campen. Der erste Versuch scheitert kläglich. Ich habe, obwohl ich den Bereich vorher abgegangen bin, eine tiefe Fahrspur im Gras übersehen und setze mit dem Beiwagen komplett auf. Na Klasse. Also Wagenheber und Aluplatten zum Unterlegen rausgeholt und an die Arbeit. Nach einer 3/4 Stunde habe ich das Motorrad endlich frei. An dem Platz bleibe ich allerdings nicht.
In zwei Stunden wird es dunkel. Ich habe gesehen, das in ungefähr 50 Km ein See ist. Da dürfte Campen einfacher sein. Tatsächlich finde ich dort sofort ein schönes Plätzchen und baue mein Zelt auf.
Bei Sonnenaufgang wache ich auf und habe wieder etwas bessere Laune. Die Strassen sind auch gut. Alles wieder gut.
Bereits von Anfang an ist mir der viele Müll überall am Straßenrand aufgefallen. Den Hammer fand ich dann allerdings eine brennende (illegale) Müllkippe direkt an einer Straße.
Ich habe mir als Ziel für den nächsten Tag einen der wenigen Campingplätze in der Nähe von Skopje ausgesucht. Um den zu erreichen muß ich durch die Randbezirke der Großstadt fahren. Das macht irgendwie keinen richtigen Spass.
Als ich dann an dem Punkt angekommen bin an dem der Campingplatz in der Karte eingetragen ist ist dort …… nichts. Erst einmal langes Gesicht gemacht, dann habe ich beschlossen weiter zu fahren. In der App OSMand, die ich alternativ zu Google-Maps ab und zu benutze, ist hier der Anfang einer sehr kurvigen kleinen Straße eingezeichnet. Die Straße ist allerdings weder in meinem Navi noch in Google-Maps zu finden (zumindest nicht durchgehend). Bisher habe ich die Erfahrung gemacht das die Straße dann auch sehr schlecht sein kann. Was solls, ich probiere es einfach.
Nach kurzer Zeit wird die Straße einspurig. Die Fahrbahn ist aber ok. Plötzlich ist die Straße an einem Aussichtspunkt zu Ende. Na Klasse, hast du wieder gut gemacht Thomas. Erst mal ein paar Bilder machen und dann sehen wir weiter.
Neben mir steht ein grosser SUV. Die beiden Männer schauen sich mein Motorrad an und wir kommen ins Gespräch. Sie erkunden Offroadstrecken für geführte Motorradtouren in Mazedonien und kennen sich in der Gegend aus.
Ich habe offenbar vor einigen Kilometern eine Abzweigung verpasst und bin deshalb in der Sackgasse gelandet. Der eine Mann erklärt mir allerdings, daß die Straße nur zu bestimmten Zeiten geöffnet ist. Jeweils 2 Stunden von der einen und dann wieder von der anderen Seite her da die Straße nur einspurig ist und keine Ausweichmöglichkeiten hat. Er schaut im Internet nach. In einer Stunde ist meine Richtung dran. Ich mache mich auf den Weg. Der SUV fährt vor und zeigt mir noch die verpasste Abzweigung.
Hier ist die Straße teilweise sehr schmal. An einer unübersichtlichen Stelle kommt mir ein Militärlastwagen entgegen. Ich stehe mit dem Beiwagen bereits 30° nach oben im Hang und kann nicht weiter ausweichen. Plötzlich ein Schlag und langanhaltendes metallisches Kreischen. Jetzt hat er meinen Seitenkoffer erwischt. Scheiße. Ich sehe grade noch wie der Gepäckträger zurück in die Ausgangslage springt und dann ist schon alles vorbei. Der Deckel des Koffers steht schief, springt aber beim Aufschließen wieder in die richtige Lage. Ausser ein paar tiefen Schrammen nichts passiert. Da hat SW-Motech Qualitätsarbeit geleistet.
Nach einigen Kilometern mit einer wirklich sehenswerten Landschaft stehe ich dann vor der besagten Schranke.
Nach einer halben Stunde Wartezeit geht die Schranke auf. Beim Reinfahren wird jedes Nummernschild aufgeschrieben.
Was jetzt kommt ist wirklich atemberaubend. Ich habe in den letzten Monaten schon viele verschiedene bergige Landschaften durchfahren aber das war mit Abstand das schönste was ich bisher gesehen habe. Andauernd will ich anhalten um Fotos zu machen. Leider kommt diese Schönheit auf den Fotos nicht so richtig heraus.
20 Km Kurve an Kurve mit unglaublichem Panorama.
Dann wird die Straße wieder breiter und an einer weiteren Schranke wird wieder das Nummernschild aufgeschrieben. Vor der Schranke warten 10 tschechische Motorradfahrer. Ihre Richtung darf erst in 2 Stunden wieder fahren.
Weiter gehts an einem Stausee entlang. Die Straße hier ist nagelneu.
In einem einsam stehenden Motel mit Restaurant am Ende des Sees übernachte ich ( 41.67989° N, 21.25572° E ) .
Die Landschaft bleibt bergig. Ich mache einen Schlenker in Richtung Nordwesten und fahre auf kleinen Straßen weiter.
Meistens nutze ich die App OSMand für die Navigation. Dadurch finde ich diese wirklich kleinen versteckten Straßen. Die App hat mich nur einmal an eine Straße geführt an der ich dann doch umgedreht habe.
Von Anfang an ist mir in Mazedonien eine Besonderheit gegenüber den anderen von mir bereisten Ländern aufgefallen. In fast jedem Ort steht eine Moschee, teilweise direkt neben einer Kirche. So sollte es sein. Friedliches nebeneinander.
Mitten im Mavrovo-Nationalpark übernachte ich dann auf einem Campingplatz in 1100 m Höhe. Die Platzsuche für mein Zelt gestaltet sich hier etwas schwierig da der Platz fast nur aus Schrägen besteht. Die Duschen und Toiletten sind außer Betrieb (Toiletten kann ich in dem benachbarten Restaurant benutzen). Immerhin kann ich den Preis noch runterhandeln.
Am nächsten Morgen komme ich aus dem Zelt und alles ist weiß. Der erste Frost.
Mein nächstes Ziel ist der am südwestlichen Ende Mazedoniens gelegene Ohridsee. Die Berge ziehen sich über das gesamte westliche Mazedonien bis zu dem See. Ich komme an mehreren Stauseen vorbei. Fast die gesamte Strecke ist ein Motorradfahrerparadies.
Kurz vor dem See wird es dann flacher. Am See selbst steht ein Touristenbunker und Nobelvilla an der anderen. Da fahre ich sofort weiter. Auf der anderen Seite der Berge ist noch ein See ( Prespasee) . Um zu dem zu kommen muß ich über eine tolle Paßstraße fahren. Ein klasse Abschluß für den Tag.
Auf einem ziemlich heruntergekommenen Campingplatz direkt am See mache ich halt. Das ist der einzige Campingplatz bisher bei dem ich mir zweimal überlege ob ich die Toilette benutze. So etwas von dreckig habe ich bisher noch nicht gesehen.
Jetzt geht es wieder zurück in Richtung Bulgarien. Eine der kleinen Straßen die ich eigentlich fahren wollte erweist sich als nicht mit meinem Gespann befahrbar. Nachdem ich für die ersten 5 Km eine Stunde gebraucht habe drehe ich wieder um. Die Straße wäre noch mindestens 20 Km so weiter gegangen.
Obwohl ich deshalb einen weiten Umweg fahren muß (wie gesagt viele Straßen gibt es in Mazedonien nicht) ist die Stimmung gut.
Es macht Spass zu fahren und Mazedonien gefällt mir sehr gut. Inzwischen bin ich fast eine Woche ohne einen Tag Pause gefahren und brauche dringend mal eine Rast. Die mache dann auch auf einem nette kleinen Campingplatz in Demir Kapija.
Nach einem Tag Rast fahre ich in Richtung der Bulgarischen Grenze weiter. Die ist nur noch 100 Km entfernt und ich erreiche sie gegen Mittag. 10 Minuten und keinerlei Untersuchung des Gepäcks und schon bin ich wieder in Bulgarien.
Zum Abschluß noch der Unterschied zwischen Urlaubsfotos und der Realität in Teilen von Mazedonien.
Neueste Kommentare