Nachdem ich insgesamt 5 Tage Station auf dem Campingplatz Turtlecamp in Grecie verbracht habe, eine Wanderung durch das wirklich schöne Naturreservat gemacht habe, bei der ich mich wieder einmal überanstrengt habe, und mich anschließend dort ausgeruht habe bin ich weiter Richtung schwarzes Meer gefahren.

Die von mir ausgewählte Route verlief auch über Nebenstraßen. Eine davon hatte Ukraineformat mit Schlaglöchern und grobem Schotter. Hier hat es mich dann erwischt. Bei ca. 35 C° ein platter Hinterreifen.

Das Stück Stahldraht welches im Hinterreifen steckte hatte mir ein knapp 5 cm langes Loch in den Schlauch gerissen.

Ich habe grade das Hinterrad ausgebaut da kommt ein älterer Herr vorbei und schaut interessiert zu was ich da mache. Keine Verständigung auf Englisch oder Deutsch möglich. Ein freundliches Lächeln und schon hilft er mir beim Wechseln des Schlauches. Die Erfahrung habe ich bisher in allen östlichen Ländern gemacht. Die Leute sind immer sehr hilfsbereit. Den Reifen wieder auf die Felge gezogen und unter heftigem Schwitzen Luft mit der Handpumpe auf den Schlauch gegeben. Der Reifen will, auch nach dem 3. Versuch an einer Stelle einfach nicht richtig an den Felgenrand. Scheisse.

Dann hält ein Kleintransporter. Der Fahrer schaut kurz zu, geht dann an den Kofferraum seines Autos und holt mit einem Grinsen einen 12V Kompressor raus. Ich hätte ihn fast umarmt. Trotz dieser Hilfe will der Reifen einfach nicht. Ich habe dann die Schnauze voll und baue den Reifen ein in der Hoffnung das er während der Fahrt in die richtige Stellung kommt (was auch dank der Schlaglöcher passierte).

Der Fahrer des Kleintransporters arbeitete übrigens für die deutsche Telekom in Rumänien wie er mir mit einem Lächeln erzählt.

Also weiter auf der Piste. Kurz nachdem ich wieder auf eine vernünftige Straße eingebogen bin tanke ich an einer kleinen Tankstelle. 20 Km später macht plötzlich der Motor Mucken. Fehlzündungen und keine Leistung mehr. Glücklicherweise ist grade da wo es passiert eine offene Halle die etwas Schatten verspricht am Straßenrand. Also Werkzeug und Ersatzteile rausgeholt und angefangen den Fehler zu suchen.

Zündkerzen und Zündkerzenstecker gegen neue ausgetauscht. Das wars nicht. Dann eben den Vergaser auseinandernehmen. Vielleicht ist Dreck drin. Auch nicht. Zündfunken ist auf beiden Seiten da. Ich bin mit meinem Latein und meiner Geduld am Ende. Wozu hat man denn den ADAC 🙂

Also beim ADAC angerufen und einen Abschleppwagen geordert. Der kam auch nach einer Stunde. Inzwischen hatte ich schon selbst im Internet recherchiert das es anscheinend in weitem Umkreis keine Motorradwerkstatt gibt. Naja, der Fahrer wird schon eine kennen. Denkste.

Er teilt mir mit, das es nur Autowerkstätten gibt zu denen er mich bringen kann. Er hält aber wärend der Fahrt an und fragt bei jemandem nach. Der kann sogar etwas Englisch und telefoniert gleich los. Er sagt auch das es keine Motorradwerkstatt in Tulcea gibt aber er hätte grade mit einem Werkstattmeister gesprochen der sich anscheinend etwas auskennt und mal nachsehen würde.

Nachdem das Motorrad abgeladen ist und ich eine Stunde gewartet habe kommt der Werkstattmeister. Er fragt auf Englisch nach dem Problem. Ich erkläre es ihm. Er will zuerst die Kompression der Zylinder messen. Leider passen die Adapter seines Gerätes nicht auf mein kleines Zündkerzengewinde. Also dann anders. Vergaser nochmal raus. Er schaut nach und sagt es wäre etwas Dreck drin gewesen. Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Hab sie doch erst selbst nachgesehen. Vergaser wieder eingebaut. Motorrad läuft immer noch nicht. Vielleicht schlechten Sprit getankt. Tank abgelassen und aus meinem Reservetank nachgefüllt. Wieder nichts. OK. Jetzt versucht er das Problem mittels Gehör zu finden. Er teilt mir mit das es sich so anhört wie wenn die Einlassventile am linken Zylinder nicht richtig schließen. Na toll. Das wäre dann aber wirklich ein Aufwand mit dem reparieren.

Es ist inzwischen 21 Uhr. Feierabend. Er ruft für mich noch bei einer Pension 100m weiter an. Die haben ein Zimmer frei.

Das Problem ist nur, daß ich nicht genug Geld in der Landeswährung dabei habe und der nächste Bankautomat 3 Km entfernt ist. Der Besitzer der Pension nimmt Gott sei dank meine letzten Euros und ich habe ein Zimmer für die Nacht.

Am nächsten Morgen um 8 Uhr in der Werkstatt. OK, die wollen jetzt erst mal die Adapter für die Kompressionsmessung besorgen. In den 2 h in denen ich warte stelle ich mein Problem ins CX500 Forum im Internet. Ruckzuck kommen einige Vorschläge zu dem Problem. Inzwischen ist der Adapter da. Als ich sehe wie der mit der Überprüfung beauftragte Mechaniker den Adapter an das Messgerät schraubt kommt mir das schon etwas komisch vor. Anstelle eines O-Rings wird zur Abdichtung 3 x mit Teflondichtband übers Gewinde gewickelt und dann wird gemessen. Aus Erfahrung weiss ich das das nicht dicht sein kann aber ich habe nicht gesehen ob vielleicht doch ein O-Ring zusätzlich dran war. Bei der Messung kommt beim linken Zylinder 4 bar raus. Das müssten so um die 9 bar sein. Na toll. Das würde den Verdacht mit den Ventilen bestätigen. Beim rechten Zylinder, der noch einwandfrei läuft aber auch 4 bar. Das kann nicht sein.

So langsam verliere ich die Geduld. Es ist inzwischen schon 16 Uhr und ich rufe den ADAC nochmal an. Ich habe inzwischen aus dem Forum Hinweise die sich Richtung Zündungsproblem verdichten. Ich mache dem ADAC , nachdem ich das Vorgehen der Werkstatt geschildert habe, den Vorschlag, daß die mich mit Motorrad auf einen Campingplatz in der Nähe bringen sollen und ich mir alle Teile die als defekt in Frage kommen aus Deutschland zusenden lasse. Ich sage dem ADAC Bearbeiter aber das es nicht 100% sicher ist, daß eine Reparatur den Schaden beheben wird, es also sein kann das das Motorrad doch noch nach Deutschland transportiert werden muß.

Arbeitssicherheit in Rumäinien.

Nach meiner Schilderung der Kompetenz der Werkstatt (die wollten immerhin kein Geld haben) geht der ADAC auf meinen Vorschlag ein und transportiert mich und mein Motorrad zum Campingplatz. Und sie übernehmen sogar die Frachtkosten für die Ersatzteile. Gut das es den Club gibt.

Jetzt noch die Ersatzteile organisieren. Erster Anruf bei Karsten ob er mir kurzfristig den linken Zylinderkopf aus meinem Ersatzmotor ausbauen kann. Klar kein Problem. Super wenn man solche Freunde hat.

Dann bei meinen Eltern angerufen. Dort lagern die restlichen Ersatzteile von mir. Klasse. Mein Vater bringt alles in Erksdorf vorbei. Fehlt mir noch ein Bauteil das Ralf aus dem CX Forum in Homberg da hat. Er bringt es noch an diesem Abend vorbei. Alles läuft wie am Schnürchen doch dann kommt mir am Abend als Sabine die Sachen zusammenstellen und verpacken will meine eigene Unordnung dazwischen. Verdammt wo habe ich die Kompressionsmesser und die Messuhren für die Vergasersyncronisation hingelegt. Obwohl Sabine lange sucht und sehr viel Geduld aufgebracht hat sind die Teile nicht auffindbar. OK. Dann wird der Versand des Paketes halt um einen Tag verschoben.

Am nächsten Morgen eine Whatsapp von Sabine. „Sind das die Teile“. Ja das sind sie. Super. Ich hatte Sie ins Wohnhaus geräumt. Der Versuch das Paket per DHL-Express zu versenden scheitert. Anscheinend wegen dem Gewicht welches über 10 Kg liegt. OK. Dann per GLS am Freitag morgen. Hier ist die Paketlaufzeit zwar 2-3 Werktage aber ich habe ja Zeit.

Ich gehe grade die Teile die in das Paket kommen mit Sabine nochmal telefonisch durch da kommt der Campingplatzbesitzer auf mich zu. Ich hatte ihn gestern gefragt wieviel eine Bootstour ins Delta kostet. 30 Euro die Stunde waren für mich als einzigem Gast auf dem Platz aber zu viel.

Jetzt fragt er ob ich Lust und Zeit hätte mit ins Delta zu fahren. Er will nachsehn welche kleinen Wasserwege bei dem jetzigen Wasserstand befahrbar sind. Ich könnte mitkommen und wir würden uns die Kosten teilen. Klasse. Die Fahrt hatte ich eigentlich schon abgeschrieben also sage ich kurzentschlossen zu.

Die 3,5 h Fahrt waren dann auch wirklich interessant. Von Eisvögeln und Pelikanen über Wasserschlangen habe ich einiges gesehen. Der Campingplatzbesitzer erzählt mir hierbei auch viel über das Delta. Der Trip hat sich gelohnt.

Inzwischen ist das Paket auf dem Weg. Ich messe inzwischen die Lichtmaschine durch und nehme mir nochmals die Vergaser vor.

Zeitraffervideo

Also hoffen wir das beste. Das Paket wird frühestens am Dienstag oder Mittwoch hier ankommen. Ich habe also Zeit zum relaxen. Habe schon auf dem Campingplatz meine Hilfe angeboten 🙂