Am nächsten Tag mache ich mich trotz regnerischer Wettervorhersage wieder auf um weiter an der Küste lang zu fahren. Langsam werden die Bäume bunter und man merkt anhand der vielen Blätter auf der Straße das es Herbst wird. Die Temperaturen liegen immer noch über 20 °C.

Bei leichtem Nieselregen an diesem Tag macht das fahren nicht wirklich Spass.

Ich will mir an der Küste eine Burgruine anschauen.

Im Nieselregen und nicht sonderlich gut konzentriert folge ich den Angaben meines Navis und lande unvermittelt auf einem sehr abschüssigen schmalen Schotterweg. Im oberen Bereich ist hier an ein Wenden nicht zu denken und so fahre ich, immer noch etwas im Tran, 20 m weiter nach unten wo der „Weg“ etwas breiter wird. Dort bemerke ich das es sich um eine Sackgasse mit einem weiterführenden Fußweg handelt. Na Klasse. Super gemacht Navi.

Das Wenden bekomme ich noch hin, fahre mich aber dann in dem losen Schotter komplett fest. Ein Versuch mit Schneeketten aus dem Loch wieder rauszukommen endet damit, das die Kupplung den Geist aufgibt. Es gibt Tage da sollte man einfach im Bett bleiben.

Inzwischen regnet es richtig und ich baue erst mal mein Tarp auf um nicht komplett nass zu werden. Die Blöße den ADAC jetzt anzurufen und mich mit einer Winde aus der Sackgasse ziehen zu lassen will ich mir nicht geben. Das wäre zu peinlich. Über so viel Blödheit würden alle lachen.

Ich entscheide mich dafür zu versuchen das Motorrad zumindest bis zum oben gelegenen Parkplatz mit meiner Winde herauszuziehen und dann eventuell den ADAC anzurufen. Jetzt bin ich doch froh darüber, daß ich die Winde, ein dünnes 10 m langes Stahlseil und Spanngurte mithabe.

Das erste Problem besteht darin das Stahlseil irgendwo festzumachen. Zuerst finde ich Halt an einem großen Stein, weiter oben dann an einigen Bäumen. Alle 1-1,5 m muß ich Steine unter die Reifen legen und die Winde neu einhängen da das Gewicht des Motorrades zu groß ist und ich, je mehr auf der Winde aufgerollt ist, immer mehr Kraft aufwenden muß um diese zu drehen.

Nach 4 h harter Arbeit bin ich kltschnass geschwitzt, habe das Motorrad aber wieder auf ebenem Boden.

Die Kupplung greift nach einigem Nachstellen immerhin noch ein bisschen so das ich mit etwas mehr als Standgas fahren kann. So geschwitzt wie ich bin suche ich das nächste Hotel, egal zu welchem Preis. 1 km weiter checke ich für die Nacht ein.

Ich habe mich dazu entschieden so weit wie möglich selbst zu fahren und die Route in Richtung Thessaloniki umgeplant. Dort hatte ich sowieso schon ein Hostel (Jugendherberge) für 2 Tage gebucht. Auf Anfrage teilen die mir mit, daß es kein Problem ist früher dort einzuchecken. Das Hostel ist günstig (14 Euro die Nacht) und ich kann dort wieder mal auf Erstzteile für die Kupplung warten.

Die 100 Km schaffe ich bei sehr langsamer Fahrweise und nur gering dosiertem Gas. Sobald ich mehr Gas gebe rutscht die Kupplung durch. Sogar die letzten 100 m die steil zum Hostel ansteigen fährt meine CX aus eigener Kraft.

Ich checke im Hostel ein und bekomme mein Bett in einem 5-Bettzimmer. Wieder eine neue Erfahrung für mich. Ich habe einen sehr leichten Schlaf und habe vor der ersten Nacht Bedenken das ich mit anderen Leuten zusammen in einem Raum schlecht schlafen werde. Aber dank Ohrenstopfen ist das gar kein Problem.

Bereits bei meiner Ankunft komme sehr schnell mit einigen der anderen Gäste ins Gespräch. Es sind so viele verschiedene Leute hier das die Zeit schnell vergeht und man immer mit jemandem quatschen kann.

In der Zwischenzeit habe ich mit Karsten und Ralf besprochen welche Teile ich benötige. Ralf hat mir dabei wieder mit Rat und Tat zur Seite gestanden und Karsten hat die Teile aus meinem Ersatzmotor ausgebaut und zu Sabine gebracht.

Sabine hat dann das Paket versendet. Danke nochmal an alle.

In der Wartezeit schließe ich mich einigen (jüngeren) Leuten aus dem Hostel an und erkunde die Stadt. Wir machen eine geführte Tour mit (Free Walking Tour) und lassen uns die Altstadt zeigen.

Danach gehen wir zusammen essen.

5 Nationen und 3 Kontinente zusammen 🙂 . Ein richtig interessanter und geselliger Abend.

Am nächsten Tag gehen wir zusammen eine Kapelle mit einem großen sehr guten Mosaik besichtigen.

Danach machen wir uns zusammen im Hostel einen Salat. Die Menge war etwas großzügig dimensioniert und wir haben das halbe Hostel mit Essen versorgt.

Abends suchen wir uns einen Platz ganz oben in der Altstadt auf einer alten Burgmauer um nochmals den Sonnenuntergang zu sehen. Mit meiner Höhenangst hatte ich hierbei etwas Probleme. Ich bin nur etwa die Hälfte der Mauer hinaufgegangen und mußte dann aufgeben. Die anderen sind dann zu mir zurückgekommen und haben sich dazugesetzt. Fand ich sehr anständig 🙂

2 Tage später ist das Paket mit den Ersatzteilen aus Deutschland angekommen und ich habe mich dann endlich daran gemacht die Kupplung an meinem Motorrad zu demontieren. Vorher noch schnell eine große Ratsche und Öl in der Stadt eingekauft. Beim Demontieren hatte ich einige Schwierigkeiten die Halterungsmutter der Kupplung zu lösen und habe mir einen Bolzen der Kupplungsmittelplatte abgerissen.

Na Klasse. Mein erster Gedanke war, super, nochmal auf ein Paket warten. Im CX-Forum habe ich dann aber eine Reparaturanleitung gefunden und hatte zufällig auch die benötigte Schraube und den passenden Gewindebohrer dabei.

Komisch das die Kupplung nicht mehr funktioniert hat. Ich dachte immer Metall auf Metall reibt auch gut.

Kurze Testfahrt. Alles wieder in Ordnung. Super. 8 Tage im Mehrbettzimmer haben in mir das Bedürfnis danach ein bisschen Privatsphäre zu haben anwachsen lassen.

In den letzten Tagen im Hostel habe ich Freundschaft mit einer kleinen Katze geschlossen die dort herum lief. Der Besitzer mag keine Katzen also mußte ich immer bis nach 23 Uhr mit dem füttern warten, wenn niemand mehr da war. Tagsüber wurde nur gekrault 🙂

In Thessaloniki gibt es sehr viele Straßenkatzen. Alle sind gut genährt. Überall sieht man Katzenfutter am Straßenrand oder den Ecken ausgelegt. Ich glaube in dieser Stadt haben es Hunde schwer 🙂

Das Hostel kann ich übrigens sehr empfehlen. Es ist günstig und sehr sauber, zentral gelegen und alle sind super nett.

Am nächsten Tag fahre ich weiter.

Eigentlich war mein nächstes Ziel der Berg Olymp. Da ich mir nicht sicher bin ob ein dortiges Hostel bzw. Campingplatz geöffnet hat und es an den beiden darauf folgenden Tagen regnen soll plane ich kurzfristig um. Ich campe eine Nacht wild und fahre dann über kleine Bergstrassen in Richtung der Meteoraklöster weiter. Das war eigentlich mein übernächstes Ziel. Hier weiss ich aber das der dortige Campingplatz geöffnet hat.

Bereits morgens liegt eine dichte, dunkle Wolkendecke am Himmel. Aber, „wenn Engel reisen“ hat mal jemand zu mir gesagt wird alles gut 🙂 .

Den ganzen Tag finde fahre ich in Richtung der helleren Wolkenstellen und außer stellenweise ein bisschen Nieselregel bleibe ich trocken. Die Straßen führen zum Teil über Pässe mit bis zu 1300 m Höhe. Teilweise hängen die Wolken tiefer so das ich an manchen Stellen hindurchfahre.

Auf dem Campingplatz angekommen schlage ich gleich mein Zelt auf und nur eine Stunde später regnet es wie aus Eimern.

Irgendwie scheinen Katzen mich zu mögen. Während ich den Bericht schreibe haben mich wieder 2 kleine Katzen als Schlafunterlage auserkoren 🙂

Heute mache ich noch Pause und morgen will ich mir die Felsenklöster von Meteora ansehen.