Der Grenzübertritt nach Serbien geht überraschend schnell. Innerhalb von 20 Minuten bin ich wieder in einem mir bisher unbekannten Land.

Ich habe mich dazu entschlossen einen kleinen Umweg in Richtung Westen auf dem Weg nach Bulgarien zu machen da ich einige Zeit an der Donau langfahren will. Das ist bereits das 4. Land auf meiner Reise in dem ich diesen imposanten Fluß sehe. Ich halte alle paar Kilometer an um Fotos zu machen.

Direkt an der Donau finde ich dann auch einen Campingplatz. Als ich jemanden dort auf Englisch anspreche antwortet der mir in norddeutschem Dialekt ohne Akzent. Es handelte sich um einen Kroaten der, nachdem er 23 Jahre in Deutschland gelebt und gearbeitet hat, jetzt in Serbien wohnt. Bei mir wäre er von der Sprache her als Deutscher durchgegangen. Respekt wenn man eine Sprache so lernen kann.

Auf dem Campingplatz weiss man sich offensichtlich zu helfen 🙂

Auf die Idee eine Kloschüssel mit Bauschaum zu flicken wäre ich nicht gekommen. Der Rest der sanitären Anlagen sah ähnlich aus.

Für den folgenden Tag habe ich mir, wohlwissend das es sich warscheinlich um schlechte Strassen handeln wird, kleine kurvige Strassen als Weg herausgesucht.

Alle Nebenstrassen haben zwar einen Teerbelag aber teilweise viele Schlaglöcher und Teerflicken. Auf manchen Teilstrecken kam es mir so vor als hätte ich ein bockendes Pferd unter meinem Hintern.

Die Landschaften aber waren atemberaubend schön. Ich konnte mich nicht satt sehen und habe sehr oft Pausen gemacht.

Nach einem ziemlich holprigen Fahrt komme ich an dem Campingplatz den ich mir als Ziel ausgewählt hatte an und stelle mein Motorrad vor der Schranke ab. Ich schaue mir grade die ausgehängte Preisliste des Campingplatzes an da sehe ich das mehrere Leute um mein Motorrad rumstehen und es bewundern.

Einer der Männer spricht mich in sehr gutem Englisch an und wir kommen ins Gespräch. Bereits nach 3-4 Sätzen sagt er mit einem Grinsen das der Campingplatz nicht so gut sei und er mir einen anderen Vorschlag machen könnte. Er hätte um die Ecke ein Ferienhaus und ich könnte, wenn ich wollte dort übernachten. Ich müßte allerdings erst ein Bier mit ihm und seinen Freunden trinken.

Da der Mann (Radoslav) einen netten Eindruck auf mich machte gehe ich mit. Ich kann ja immer noch sagen das ich auf dem Campingplatz übernachten will.

Seine Freunde sind ebenfalls sehr nett, können allerdings kaum Englisch und sind schon etwas angeheitert. Ich unterhalte mich eine ganze Weile mit den dreien und werde aus dem Stehgreif zum Essen eingeladen. Ich weiss nicht wie sie das hin bekommen haben, aber in den circa 20 Minuten in denen wir geredet haben hat die Mutter von einem der drei Essen gemacht.

Nach dem 2. Bier habe ich schon ganz schön Schlagseite. Ich beschließe die Einladung von Radoslav anzunehmen. Auf meine Frage ob es üblich in Serbien ist jemanden den man nicht kennt einfach so einzuladen sagt er mir: „wenn ein verrückter Deutscher über die Hoppelstrecke aus den Bergen hier eintrifft muss man ihn doch einladen“. Das nenne ich Gastfreundschaft.

Wir bringen also mein Motorrad zum Ferienhaus und reden mehrere Stunden über Serbien, Deutschland und die Welt. Von seiner Mutter wird dann abends ein sehr lecker schmeckendes Abendessen serviert. In dieser Nacht schlafe ich in dem mir zugewiesenen Bett sehr gut.

Morgens gibts dann ein ebenso tolles Frühstück und wir verabschieden uns. Obwohl er mehrmals nachgefragt hat ob ich nicht noch länger bleiben will fahre ich weiter.

Solche Gastfreundschaft habe ich noch nirgends erlebt.

Da ich noch mehr von den Bergen sehen will fahre ich an diesem Tag wieder teilweise sehr kleine Straßen.

Kurz vor der bulgarischen Grenze bietet sich mir ein herrlicher Panoramablick ins Tal.

Ich beschließe hier das erste Mal auf meiner Reise wild zu Campen und suche mir ein Plätzchen mit mit schönem Ausblick.

Abends erlebe ich dann einen wunderschönen Sonnenuntergang.

Ich lege mich relativ früh hin um am nächsten Morgen nicht so spät an der Grenze zu sein. Da das alles relativ neu für mich und ich noch nicht so oft wild gecampt habe brauche ich etwas länger um einzuschlafen. Nachts um 12 Uhr werde ich dann von Musik und Geschrei wach. Keine 30 m oberhalb von mir machen ein paar Jungentliche weit ab von der Zivilisation Party und gucken in den Sternenhimmel. Na toll. Aber nach nur einer Stunde ist der Spuk vorbei und ich schlafe wieder ein. Pünktlich zum Sonnenaufgang werde ich wach und kann wieder einen super Ausblick genießen. Da macht das Frühstück Spass.

Dann packe ich meine Sachen und bin gegen 8 Uhr an der Grenze nach Bulgarien.

Ich war zwar nur 4 Tage in Serbien aber die herrliche Landschaft und die unglaubliche Gastfreundschaft haben mich für dieses Land begeistert. Ich werde auf jeden Fall im nächsten Jahr noch einmal in dieses Land kommen.