Nach einem kleinen Umweg durch die Ausläufer des Rilagebirges südlich von Sofia fahre ich wieder einmal ins Motocamp Bulgarien. Mein Paket mit dem Ersatzzylinderkopf dürfte bald dort ankommen. Der Spanngurt hat zwar als provisorische Halterung des Zylinderkopfdeckels gut gehalten, ich will aber doch langsam die Reparatur in Angriff nehmen.

Im Motocamp ist bedingt durch die Coronazeit nicht viel los. Nur ab und zu lässt sich in diesem Jahr hier ein Biker antreffen.

Mein Paket kommt ein paar Tage nach meiner Ankunft an und ich fange wieder einmal an das Motorrad auseinander zu schrauben.

Ich fahre zwar schon seit 25 Jahren CX500, diese Reparatur habe ich aber noch nie gemacht. Entsprechend nervös bin ich beim demontieren. Der Zylinderkopf wehrt sich auch sehr als ich ihn abbauen will. Dies gelingt mir dann unter tatkräftiger Hilfe von Peter, einem Iren der zur Zeit mit seiner Frau hier ist. Vermutlich ist dies das erste Mal in dem 40 jährigen Leben meiner CX das das Teil demontiert wird.

Da ich keine vernünftigen Dichtungsschaber mit habe brauche ich volle 6 Stunden bis die Dichtungsreste vorsichtig entfernt sind.

Leider hängt einer der Fixierungsbolzen der Kipphebelhalter im alten Zylinderkopf fest und will sich nicht entfernen lassen.

Gut das Phil, einer der Engländer die hier im Ort wohnen, eine gut eingerichtete mechanische Werkstatt hat und mir mal schnell so einen Bolzen anfertigt. Wieder einmal Glück gehabt.

Bei dem ersten Zusammenbau vergesse ich dann einen kleinen O-Ring den ich mir eigentlich schon extra zurecht gelegt hatte damit ich Ihn nicht vergesse. Also alles nochmal abschrauben und reinigen und die zweite Zylinderkopfdichtung aus dem Set einbauen.

Bei dem ersten Testlauf kommt dann etwas Kühlwasser aus der Zylinderkopfdichtung. So ein Mist. Jetzt habe ich keine weitere mehr als Ersatzteil. Ich bin zuerst etwas verzweifelt. Ralf, mein ständig hilfreicher Geist aus dem CX Forum gibt mir dann den Tip die Kopfschrauben noch einmal etwas zu lösen und mit mehr Kraft anzuziehen und siehe da es ist dicht. Danke Ralf. Du bist mein Retter.

Die erste Testfahrt sieht, abgesehen von einem kurzzeitig hängenden Schwimmer im linken Vergaser und daraus resultierenden Benzinverteilen auf die Strasse gut aus. Alles bleibt dicht.

Am nächsten Tag mache ich eine längere Testfahrt. Zuerst geht es nochmal zum Monument am Schipkapass. Da ist es Anfang November schon etwas kühl (das mag daran liegen das es sich auf 1500 m Höhe befindet) und die Wolken hängen tief. Es ist kaum etwas zu sehen.

Da ich keine Lust habe die gleiche Strecke wieder zurück zu fahren beschliesse ich eine kleine Nebenstrasse parallel zum Schipkapass auszuprobieren. Die fängt eigentlich noch mit einer gut befahrbaren Strasse an. Als die Strasse dann einspurig und mit Schlaglöchern durchsetzt wird fahre ich trotzdem weiter. Eigentlich müßte ich doch inzwischen schlauer sein. Naja, bin halt ein Mann 🙂 .

Nach einem kleinen Dorf in der Mitte im Nirgendwo, in dem ich schon im ersten Gang Schlaglochslalom fahre kommt eine Matschstrecke die mich und das Gespann wirklich an die Grenzen bringt. Teilweise mit Vollgas und querstehend eiere ich 4-5 Km weiter. Immerhin kamen mir auf den letzten 10 Km 2 Autos entgegen. Es hätte mir zu denken geben sollen das es sich bei diesen um alte geländegängige Transporter noch aus russischer Produktion handelte.

Fotos von der Matschstrecke konnte ich nicht machen da ich dann vermutlich stecken geblieben wäre.

Nach einiger Zeit komme ich dann an eine schmale verwitterte Holzbrücke. Da muss ich drüber.

Die Alternative ist eine Bachdurchquerung die parallel zur Strasse verläuft.

Dann doch lieber die Brücke. Noch schnell eine kleinen Stamm in ein 20 cm Loch gelegt und auf gehts. Ich komme heil auf der anderen Seite an.

Auf den nächsten 5 Km muss ich dann insgesammt 5 mal durch einen Bach fahren. Das kostet mit dem Strassengespann doch etwas Überwindung aber den Matschweg fahre ich nicht mehr zurück.

Aber das beste kommt zum Schluss. Plötzlich führt die Strasse durch eine Unterführung einer Bahntrasse durch die auch der Bach fließt. Ich kann sehen das der Wasserstand am Ende tiefer ist, aber nicht wie tief. Also Augen zu und durch. Ich weiss jetzt das meine gute CX auch Wasserstände von 20 cm meistern kann auch wenn das Wasser durch den Schwung über den Beiwagen gedrückt wird. Ein guter Test für meine Fahrt Richtung Osten im nächsten Jahr.

Nach weiteren 10 Km halbwegs befahrbarem Waldweg (die Strasse ist in Google als Landesstrasse mit Nummer eingetragen) komme ich dann endlich wieder auf eine Teerstrasse. Gott sei Dank. Geschafft.

Als ich Abends dann ein paar Bilder der Tour auf Facebook stelle schreibt mir Linda, die Frau von Phil, das die Strasse eine ihrer liebsten Offroadstrecken in der Gegend ist. Aha. Wozu brauch ich ne Enduro wenn mein Gespann das auch kann 🙂

So langsam wird es kalt in Bulgarien. Die Zimmer im Motocamp sind zwar mit einer Elektroheizung ausgestattet aber durch die Tür zieht es und der Boden ist kalt. Deshalb suche ich mir ein Zimmer in der nahegelegenen Stadt Veliko. Ich checke dort im Hostel Mostel ein. Das kann ich wirklich nur empfehlen. Zu meiner Überraschungs sind sogar immer irgendwelche Reisenden hier.

Ich will bis Ende November abwarten ob der Lockdown in Griechenland verlängert wird und mich dann entscheiden ob ich nach Griechenland fahre oder den Winter in Bulgarien verbringe. Da Griechenland um einiges wärmer ist wäre mir diese Option lieber.

Ein paar Tage später bekomme ich dann eine Nachricht über Facebook von Petra, einer Deutschen, die mit einem alten, komplett ausgebauten Armeetruck. im Moment in Sofia ist . Sie fragt ob wir uns mal treffen wollen.

Ich sage zu und sie ist am nächsten Tag in der Nähe des Hostels. Wir verstehen uns auf Anhieb gut. Es tut mir außerdem gut auch mal wieder deutsch zu reden und nicht immer nach den Worten im englischen suchen zu müssen. Petra hat auch vor nach Griechenland zu fahren.

Wir machen in den nächsten Tagen das Städtchen unsicher. So viele Kilometer bin ich nicht in den letzten Monaten zusammen gelaufen wie wir jetzt an ein paar Tagen machen 🙂 .

Wir besichtigen die Burg und die Altstadt zusammen, gehen einige Male zusammen essen und Einkaufen. Irgendwie finden wir keine Ende mit dem Reden. Mit Petra kann man herrlich quatschen und sie kommt auch mit meinem manchmal komischen Humor klar.

Unter anderem besuchen wir auch das Museeum der Illusionen. Das war wirklich interessant und witzig.

Da waren schon, wie man auf den Bildern sehen kann witzige Dinge dabei.

Wer beim nächsten Bild glaubt das es sich um eine Spirale handelt sollte den Linien mal genauer folgen 🙂

Inzwischen ist die Nachricht, das der Lockdown in Griechenland verlängert wird bei uns angekommen. Petra will auf jeden Fall nach Griechenland weil es da wärmer ist, ich bin noch am zweifeln bis die Nachricht eintrifft, daß in Bulgarien am nächsten Wochenende ebenfalls die Bars und Restaurants schließen müssen. Ich entscheide mich mit Petra zusammen in Richtung Pelopones zu fahren.

Gestern war ich 1,5 Jahre unterwegs. Wie die Zeit vergeht. Wenn in diesem Jahr nicht alles so verrückt gewesen wäre hätte es mir zwar mehr Spass gemacht zu reisen, ich bin aber immer noch fest entschlossen weiter zu machen. Nach Deutschland zieht mich irgendwie nichts.