Auf dem Weg nach Korinth durchquere ich den Pelopones nach einmal. Am Anfang war es ein komisches Gefühl wieder alleine unterwegs zu sein aber es fühlt sich gut an wieder auf Reise zu sein.

In Korinth mache ich ein paar Tage Station um mir die Gegend anzuschauen. Der Korinthkanal ist sehr eindrucksvoll. Ansonsten hat die Stadt, meiner Meinung nach, aber nicht viel zu bieten.

Mein nächstes Ziel ist Athen da ich dort bei einer Ural-Vertragswerkstatt eine Wartung an meinem Motorrad machen lassen will. Hierbei fahre ich einen kleinen Umweg am Golf von Korinth lang. Das ist landschaftlich viel schöner als der direkte Weg über die Autobahn.

Am Nachmittag komme ich mehrfach über die Schneegrenze und es wird kühl. Irgendwann wird mir zu kalt und ich suche mir ein Hotel in der Nähe. Für die nächste Nacht ist bis zu 30cm Neuschnee angesagt und es ist nicht klar ob ich am nächsten Morgen weiter fahren kann. Ich habe aber Glück und es fällt so gut wie kein Schnee.

In Athen genehmige ich meiner Ural erst einmal eine Vollwäsche um das ganze Salz wieder runter zu bekommen.

Ich habe mich in der Stadt in einem Hostel für 5 Tage eingemietet und will mir, wenn ich schon mal hier bin, die volle Touristenladung incl. Akropolis und co geben. Dank Vorsaison kostet das Ticket für die Akropolis auch „nur“ 10 Euro.

Rund um die Akropolis gibt es noch einige andere Sehenswürdigkeiten die ich mir auch noch zum großen Teil ansehe. Irgendwie bin ich langsam in Bezug auf griechische Altertümer etwas abgestumpft. Für mich sehen die irgendwie alle fast gleich aus und sprechen mich nicht mehr wirklich an.

Die besagte Uralwerksstatt überrascht mich etwas. Ich hatte mich einige Tage vorher per Email für eine Wartung angekündigt und es wurde mir zugesagt das diese kurzfristig durchgeführt würde. Unter der angegebenen Adresse finde ich dann einen komplett zugestellten kleinen Verkaufsladen ohne Werkstatt. Der sehr nette Besitzer des Ladens schickt mich zu einer Werkstatt mit der er zusammen arbeitet. Diese erweisst sich als Autowerkstatt und liegt 2,5 Km entfernt. Im Gespräch mit dem Mechaniker vor Ort wird mir gesagt ich könne in 2 h wiederkommen. Bis dahin sei die Wartung durchgeführt. Da bin ich dann doch etwas irritiert. Die Ventile einstellen sollte man soweit ich das weiss eigentlich nur bei kaltem Motor.

Als ich nach 2 h wiederkomme sind die Ölwechsel gemacht und auch die Ventile eingestellt. Mit der Dauerfehlermeldung der einen Lambdasonde tun sie sich alledings etwas schwerer. Ich muß dem Mechaniker zeigen wie er mit dem Laptop Kontakt zur Motorsteuerung aufnehmen kann und die Fehler resetet. Den Fehler an der Sonde finden sie aber nicht.

Einige Tage später geht endlich meine Fähre nach Kreta. Leider sind tiefe Temperaturen und Dauerregen für die ersten 6 Tage auf Kreta angesagt. Daher miete ich auf einem Campingplatz einen Wohnwagen an und sitze die Zeit gemütlich ab. Trotz der Regenschauer gehe ich in einem herrlichen kleinen Tal mit vielen Mühlenruinen Wandern und schaue mir die Stadt Rethymno an.

Ich bin von Anfang an begeistert von der Vielfalt die Kreta zu bieten hat. Lange, zu dieser Zeit noch einsame Sandstrände und hohe Bergregionen, ähnlich wie am Peloponnes aber alles noch ein bisschen größer. Von der Nordwestspitze der Insel fahre ich bei 20°C das erste Mal in die Berge und bin sehr erstaunt als ich mich nach einer halben Stunde in einem Talkessel mit 20cm Schnee wiederfinde in dem einige Leute mit Langlaufski unterwegs sind.

In den nächsten Tagen fahre ich im Zickzack immer wieder von der Nordküste zur Südküste und zurück. Möglichst kleine Straßen mit vielen Kurven. Es macht unheimlichen Spass und sowohl Berge als auch Meer bieten immer wieder beeindruckende Aussichten.

Eine Freundin von Carolin ist zu dieser Zeit auf Kreta. Saarangi wohnt bei Freunden die ein Haus hier gemietet haben. Da ich praktisch direkt an dem Ort vorbei komme treffe ich mich mit Ihr. Sie und auch ihre Freunde sind mir auf Anhieb sympatisch und ich werde gleich dazu eingeladen dort zu übernachten. Vor lauter reden habe ich dabei vergessen Bilder zu machen. War ein wunderbarer Abend. Ab und zu tut es gut mit jemandem reden zu können wenn man die ganze Zeit alleine unterwegs ist.

Ich habe keinen festen Zeitplan für Kreta und fahre einfach drauflos. Morgens schaue ich mir in Google Maps an welche Strassen in der Richtung ich fahren will kurvig aussehen und ob auf dem Weg irgendwelche Sehenswürdigkeiten liegen und programmiere die Route in mein Navi. Wenn ich keine Lust mehr habe zu fahren suche ich mir einen Platz für mein Zelt oder einen Campingplatz in der Nähe.

Ich besuche auch den Palast von Knossos der in allen Reiseführern angepriesen wird. 15€ Eintritt sind, dafür das nicht viel zu sehen ist und die auf den Bildern zu sehenden Säulen nicht orginal sind wirklich happig. Nicht so mein Ding.

Was mich wirklich in Griechenland wundert ist, daß alle möglichen kaum sichtbaren alten Grundmauern als Sehenswürdigkeiten angepriesen werden, man aber wirklich nicht viel zu sehen bekommt, dafür ein paar Kilometer weiter manchmal eine komplette Burg fast zugewachsen auf einem Berg steht und man die ohne Eintritt zu bezahlen besichtigen kann.

Mich interessieren die kleineren unbekannteren Dinge mehr als die die von Touristenströmen belagert werden.

Was mich auch wundert ist, daß die Straßen zu vielen Sehenswürdigkeiten extrem schlecht ausgebaut sind. Ist manchmal ein ganz schönes Gehoppel um dort anzukommen aber ein guter Test für die Geländegängikeit der Ural.

Irgendwie suche ich aber auch zum Teil die schlechten Straßen um in die eher unberührte Natur zu kommen. Ich bin immer mehr begeistert von meinem Gespann das in Bezug auf Geländegängikeit um Klassen besser ist als mein altes Hondagespann. Dank dem Rückwärtsgang und dem zuschaltbaren Beiwagenantrieb mache ich mir nicht mehr bei jedem etwas höheren Stein Sorgen machen wieder einmal aufzusetzen oder festzustecken. Ein sehr beruhigendes Gefühl.

Und immer wieder das Problem mit den Wasserflaschen nicht durcheinander zu kommen. In welcher war jetzt Wasser und in welcher Raki….?

Gefühlt habe ich in Kreta viel mehr Bilder gemacht als in anderen Gegenden in denen ich unterwegs war. Selbst wenn ich mir die Bilder jetzt anschaue bin ich immer noch überwältigt von den Eindrücken. Also bitte entschuldigt das ich relativ wenig schreibe. Ich denke die Bilder sprechen für sich.

An manchen Plätzen an denen ich wildcampe ist den ganzen Tag kein Fahrzeug in der Nähe zu hören.

Die letzten Tage auf der Insel miete ich mir wieder ein Hotelzimmer und wandere ein bisschen. Meine nächste Station ist Rhodos. Ich will noch einmal zur Insel Kos auf der ich bereits vor 2 Jahren im ersten Lockdown war und dort Freunde besuchen. Da es keine direkte Fährverbindung von Kreta aus dorthin gibt führt mein Weg mich über Rhodos.

Auf Kreta bin ich knapp 1500 Km gefahren und habe noch lange nicht alles gesehen. Den Fehler an der Lamdasonde konnte ich inzwischen darauf zurückführen, daß zum Beispiel bei Bachdurchfahrten Wasser in die Sonde eindringt. Eigentlich sollte das nicht passieren. Ich habe das Problem an den Uralhändler bei dem ich das Gespann gekauft habe (Autohaus Apel) geschrieben und mir wurde eine neue Lambdasonde zugeschickt. Super Service.

Eigentlich sollte die Fähre um 14 Uhr in Heraklion abfahren und 7 Stunden später in Rhodos ankommen wo ich mir bereits in der Nähe das Hafens ein Hotel gebucht habe. Aber wie das halt manchmal so ist fährt die Fähre erst 3 Stunden später ab und hat auch auf der Strecke noch erheblich Verzögerung so das ich in Rhodos morgens um 5 Uhr total fertig von der Fähre komme. Leider stehe ich dann bei dem Hotel fast 3 Stunden vor verschlossenen Türen.

Den Tag verschlafe ich fast komplett. Am nächsten Tag schaue ich mir die Stadt Rhodos an. Auch wenn der Großmeisterpalast eine Rekonstruktion ist lohnt sich eine Besichtigung. Das in direkter Nähe gelegene Museum für Altertümer ist ebenfalls sehenswert. Die Stelle an der früher der Kolos von Rhodos, eines der 7 Weltwunder , gestanden hat schaue ich mir ebenfalls an. Insgesamt finde ich die Stadt mit ihren Befestigungsanlagen, den schmalen Gassen in der Altstadt und den Sehenswürdigkeiten interessant.

Ich habe ein paar Tage eingeplant um die Insel zu erkunden bevor ich weiter nach Kos fahre. Rhodos hat zwar keine so hohen Berge wie Kreta, besitzt dafür aber einen ganz eigenen Charme. Anstelle der in Griechenland fast allgegenwärtigen Olivenhaine findet man hier meistens Nadelholzwälder.

Meine erste Tour führt mich ins Inselinnere zu einem Stausee. Dort finde ich einen super schönen Campplatz auf einer Landzunge direkt am See.

Rhodos ist auf jeden Fall sehenswert, zumindest bevor die großen Touristenströme hier ankommen. In der Hochsaison sind bis zu 100000 Touristen auf einmal hier. Das wäre mir zu viel. Jetzt, Ende April, ist noch nicht so viel los und die Straßen sind noch relativ leer.

Zwischendrin mache ich zwei Tage Pause auf einem kleinen Campingplatz in der Nähe von Theologos bevor ich mich für die letzte Nacht vor der Fähre nach Kos nochmal nach Rhodos in ein Hotel umquartiere. Die Fähre fährt morgens um 6 Uhr ab und ich möchte möglichst nah am Hafen übernachten damit ich nicht zu früh aufstehen muß.

Inzwischen hat die Ural in den 7 Monaten in denen ich sie jetzt habe bereits über 12000 Km auf dem Tacho.