Nach meinem Grenzübertritt aus Mazedonien habe ich 2 Tage Station auf einem netten kleinen, von einem englischen Paar betriebenen, Campingplatz in Kromidovo gemacht. Die letzten Kilometer Anfahrt dorthin waren etwas abenteuerlich da mein Navi einen mit tiefen Löchern übersähten Sandweg als Straße auserwählt hatte. In nassem Sand zu fahren war wieder einmal eine neue Erfahrung für mich.
In dem Ort in dem der Campingplatz ist gibt es auch eine größere Weinfirma mit einem etwas ungewöhnlichen Firmengebäude.
Der selbstgemachte Wein auf dem Campingplatz war gut und günstig 🙂
Mein nächstes Ziel sind einige Sandsteinformationen ganz in der Nähe.
Auf der Paßstraße zwischen Katuntsi und Goze Deltschew ging es dann mit vielen Kurven und wunderbaren Aussichten weiter. Mein Ziel für diesen Tag war das Kloster Rila mitten im Rila Natinalpark.
Die Gegend rund um die beiden Nationalparks ist wirklich sehenswert. An diesem Tag hängen schwarze Wolken am Himmel und ich bekomme ausnahmsweise mal etwas Regen ab.
Irgendwo zwischen Mazedonien und Bulgarien habe ich anscheinend mein Profil am Hinterreifen verloren. Vorsichtiges Fahren ist also angesagt sobald die Straße nass ist.
Da es an dem Abend zu spät für eine Besichtigung des Klosters ist schlage ich mein Zelt auf einem in der Nähe gelegenen Campingplatz auf. In der Nacht regnet es wie aus Eimern. Am nächsten Morgen begrüßt mich dann wieder Sonnenschein als ich aus dem Zelt komme.
Als erstes besichtige ich das wirklich sehenswerte Kloster Rila und das dazugehörige Klostermuseum.
Einzig der sehr schroffe Parkplatzwärter trübt meine Laune an diesem Morgen etwas ein. Ich fahre an diesem Tag auf der östlichen Seite der Natinalparks wieder Richtung Süden.
Auf einer Paßstraße zwischen Belovo und Yundola finde ich nach einigem Suchen ein hübsches Plätzchen zum Wildcampen auf einer im Wald gelegenen Wiese. Auf dem Weg dorthin fahre ich mich schon wieder fast fest. Abends stelle ich fest das ich mich auf einer Höhe von fast 1300 m befinde. Das hätte ich nicht gedacht.
Weiter gehts auf kleinen kurvigen Straßen bis kurz vor die Grenze von Griechenland und dann wieder zurück nach Norden Richtung Plowdiw.
Unterwegs besichtige ich noch die Tropfsteinhöhle Yagodinska Cave. Allein die Fahrt durch den Canyon dorthin hat sich schon gelohnt.
Etwas Östlich von Plowdiw übernachte ich in einem Hotel. Ich will am nächsten Tag wieder im Motocamp in Idilevo sein. Bis dorthin sind es nur noch knapp 200 Km. Kurz vor dem Losfahren bemerke ich das der eine Gepäckträger am Motorrad schon wieder gerissen ist (diesmal an einer anderen Stelle. Also Spanngurte rausholen und bestmöglich festzurren.
Das Paket mit meinen Reifen und Ersatzteilen ist inzwischen im Motocamp angekommen. Zuerst will ich alle drei Reifen wechseln.
Außerdem sind die Bremsbeläge vorne total abgenutzt (deshalb also die verminderte Bremswirkung. Metall auf Metall bremst nicht so gut) und müssen ausgetauscht werden, das Nummernschild hat Auflösungserscheinungen und der erste Gang geht kaum noch rein. Der Schalthebel muß abgeändert werden da der am Hilfsrahmen anschlägt wenn ich den 1. Gang einlegen will.
Aber im Motocamp ist das alles kein Problem. Ivo besorgt mir eine Aluplatte für das Nummernschild und fährt mit mir zu einem Metallbauer der den Gepäckträger schweißt und mir den Schalthebel abändern kann. Im Motocamp gibt es für alles eine Lösung.
Der Grenzübertritt nach Mazedonien ist schnell erledigt. 15 Minuten und ich bin wieder ein einem mir unbekannten Land. Über Mazedonien habe ich bisher nur die Namensstreitigkeiten mit Griechenland aus der Zeitung mitbekommen. Viel mehr weiss ich nicht über dieses Land.
Zuerst fahre ich auf Hauptstraßen in Richtung der Hauptstadt Skopje. Dann geht es auf kleinen Straßen weiter. Sehr viele Möglichkeiten hat man nicht da es nicht sonderlich viele Straßen gibt. Diese sind aber immer in einem guten bis sehr guten Zustand.
Ich habe beschlossen, da im Nordosten von Mazedonien einfach keine Campingplätze zu finden sind bzw. nicht auf meiner Route liegen, heute Wild zu campen. Der erste Versuch scheitert kläglich. Ich habe, obwohl ich den Bereich vorher abgegangen bin, eine tiefe Fahrspur im Gras übersehen und setze mit dem Beiwagen komplett auf. Na Klasse. Also Wagenheber und Aluplatten zum Unterlegen rausgeholt und an die Arbeit. Nach einer 3/4 Stunde habe ich das Motorrad endlich frei. An dem Platz bleibe ich allerdings nicht.
In zwei Stunden wird es dunkel. Ich habe gesehen, das in ungefähr 50 Km ein See ist. Da dürfte Campen einfacher sein. Tatsächlich finde ich dort sofort ein schönes Plätzchen und baue mein Zelt auf.
Bei Sonnenaufgang wache ich auf und habe wieder etwas bessere Laune. Die Strassen sind auch gut. Alles wieder gut.
Bereits von Anfang an ist mir der viele Müll überall am Straßenrand aufgefallen. Den Hammer fand ich dann allerdings eine brennende (illegale) Müllkippe direkt an einer Straße.
Ich habe mir als Ziel für den nächsten Tag einen der wenigen Campingplätze in der Nähe von Skopje ausgesucht. Um den zu erreichen muß ich durch die Randbezirke der Großstadt fahren. Das macht irgendwie keinen richtigen Spass.
Als ich dann an dem Punkt angekommen bin an dem der Campingplatz in der Karte eingetragen ist ist dort …… nichts. Erst einmal langes Gesicht gemacht, dann habe ich beschlossen weiter zu fahren. In der App OSMand, die ich alternativ zu Google-Maps ab und zu benutze, ist hier der Anfang einer sehr kurvigen kleinen Straße eingezeichnet. Die Straße ist allerdings weder in meinem Navi noch in Google-Maps zu finden (zumindest nicht durchgehend). Bisher habe ich die Erfahrung gemacht das die Straße dann auch sehr schlecht sein kann. Was solls, ich probiere es einfach.
Nach kurzer Zeit wird die Straße einspurig. Die Fahrbahn ist aber ok. Plötzlich ist die Straße an einem Aussichtspunkt zu Ende. Na Klasse, hast du wieder gut gemacht Thomas. Erst mal ein paar Bilder machen und dann sehen wir weiter.
Neben mir steht ein grosser SUV. Die beiden Männer schauen sich mein Motorrad an und wir kommen ins Gespräch. Sie erkunden Offroadstrecken für geführte Motorradtouren in Mazedonien und kennen sich in der Gegend aus.
Ich habe offenbar vor einigen Kilometern eine Abzweigung verpasst und bin deshalb in der Sackgasse gelandet. Der eine Mann erklärt mir allerdings, daß die Straße nur zu bestimmten Zeiten geöffnet ist. Jeweils 2 Stunden von der einen und dann wieder von der anderen Seite her da die Straße nur einspurig ist und keine Ausweichmöglichkeiten hat. Er schaut im Internet nach. In einer Stunde ist meine Richtung dran. Ich mache mich auf den Weg. Der SUV fährt vor und zeigt mir noch die verpasste Abzweigung.
Hier ist die Straße teilweise sehr schmal. An einer unübersichtlichen Stelle kommt mir ein Militärlastwagen entgegen. Ich stehe mit dem Beiwagen bereits 30° nach oben im Hang und kann nicht weiter ausweichen. Plötzlich ein Schlag und langanhaltendes metallisches Kreischen. Jetzt hat er meinen Seitenkoffer erwischt. Scheiße. Ich sehe grade noch wie der Gepäckträger zurück in die Ausgangslage springt und dann ist schon alles vorbei. Der Deckel des Koffers steht schief, springt aber beim Aufschließen wieder in die richtige Lage. Ausser ein paar tiefen Schrammen nichts passiert. Da hat SW-Motech Qualitätsarbeit geleistet.
Nach einigen Kilometern mit einer wirklich sehenswerten Landschaft stehe ich dann vor der besagten Schranke.
Nach einer halben Stunde Wartezeit geht die Schranke auf. Beim Reinfahren wird jedes Nummernschild aufgeschrieben.
Was jetzt kommt ist wirklich atemberaubend. Ich habe in den letzten Monaten schon viele verschiedene bergige Landschaften durchfahren aber das war mit Abstand das schönste was ich bisher gesehen habe. Andauernd will ich anhalten um Fotos zu machen. Leider kommt diese Schönheit auf den Fotos nicht so richtig heraus.
20 Km Kurve an Kurve mit unglaublichem Panorama.
Dann wird die Straße wieder breiter und an einer weiteren Schranke wird wieder das Nummernschild aufgeschrieben. Vor der Schranke warten 10 tschechische Motorradfahrer. Ihre Richtung darf erst in 2 Stunden wieder fahren.
Weiter gehts an einem Stausee entlang. Die Straße hier ist nagelneu.
In einem einsam stehenden Motel mit Restaurant am Ende des Sees übernachte ich ( 41.67989° N, 21.25572° E ) .
Die Landschaft bleibt bergig. Ich mache einen Schlenker in Richtung Nordwesten und fahre auf kleinen Straßen weiter.
Meistens nutze ich die App OSMand für die Navigation. Dadurch finde ich diese wirklich kleinen versteckten Straßen. Die App hat mich nur einmal an eine Straße geführt an der ich dann doch umgedreht habe.
Von Anfang an ist mir in Mazedonien eine Besonderheit gegenüber den anderen von mir bereisten Ländern aufgefallen. In fast jedem Ort steht eine Moschee, teilweise direkt neben einer Kirche. So sollte es sein. Friedliches nebeneinander.
Mitten im Mavrovo-Nationalpark übernachte ich dann auf einem Campingplatz in 1100 m Höhe. Die Platzsuche für mein Zelt gestaltet sich hier etwas schwierig da der Platz fast nur aus Schrägen besteht. Die Duschen und Toiletten sind außer Betrieb (Toiletten kann ich in dem benachbarten Restaurant benutzen). Immerhin kann ich den Preis noch runterhandeln.
Am nächsten Morgen komme ich aus dem Zelt und alles ist weiß. Der erste Frost.
Mein nächstes Ziel ist der am südwestlichen Ende Mazedoniens gelegene Ohridsee. Die Berge ziehen sich über das gesamte westliche Mazedonien bis zu dem See. Ich komme an mehreren Stauseen vorbei. Fast die gesamte Strecke ist ein Motorradfahrerparadies.
Kurz vor dem See wird es dann flacher. Am See selbst steht ein Touristenbunker und Nobelvilla an der anderen. Da fahre ich sofort weiter. Auf der anderen Seite der Berge ist noch ein See ( Prespasee) . Um zu dem zu kommen muß ich über eine tolle Paßstraße fahren. Ein klasse Abschluß für den Tag.
Auf einem ziemlich heruntergekommenen Campingplatz direkt am See mache ich halt. Das ist der einzige Campingplatz bisher bei dem ich mir zweimal überlege ob ich die Toilette benutze. So etwas von dreckig habe ich bisher noch nicht gesehen.
Jetzt geht es wieder zurück in Richtung Bulgarien. Eine der kleinen Straßen die ich eigentlich fahren wollte erweist sich als nicht mit meinem Gespann befahrbar. Nachdem ich für die ersten 5 Km eine Stunde gebraucht habe drehe ich wieder um. Die Straße wäre noch mindestens 20 Km so weiter gegangen.
Obwohl ich deshalb einen weiten Umweg fahren muß (wie gesagt viele Straßen gibt es in Mazedonien nicht) ist die Stimmung gut.
Es macht Spass zu fahren und Mazedonien gefällt mir sehr gut. Inzwischen bin ich fast eine Woche ohne einen Tag Pause gefahren und brauche dringend mal eine Rast. Die mache dann auch auf einem nette kleinen Campingplatz in Demir Kapija.
Nach einem Tag Rast fahre ich in Richtung der Bulgarischen Grenze weiter. Die ist nur noch 100 Km entfernt und ich erreiche sie gegen Mittag. 10 Minuten und keinerlei Untersuchung des Gepäcks und schon bin ich wieder in Bulgarien.
Zum Abschluß noch der Unterschied zwischen Urlaubsfotos und der Realität in Teilen von Mazedonien.
Im Motocamp ruhe ich mich erst einmal aus und warte auf das Paket mit den Ersatzteilen und Reifen aus Deutschland.
Hier lerne ich jede Menge interessante Leute kennen. Stew, den ich schon aus Rumänien kenne ist auch hier. Mit Martina, die hier ebenfalls ein paar Tage Station macht, fahre ich an einem Tag in die nahe gelegene Stadt Weliko und wir schauen uns die Burgruine an.
Danach fahren wir über kleine Strassen zurück zum Motocamp und schauen uns auf dem Weg noch einen Wasserfall an..
Am nächsten Tag beschließen wir eine Tour zu einem Monument aus der kommunistischen Zeit zu machen. Diese führt uns über den Schipkapass. Das macht Spass.
Als nach einigen Tagen das Paket immer noch nicht angekommen ist beschließe ich ein paar Tage in das Rilagebirge im Westen Bulgariens zu fahren und danach wieder zum Motocamp zurück zu kommen.
Bei der Planung meiner Fahrtroute sehe ich, daß Mazedonien direkt in der Nähe des Gebirges anfängt. Ich überlege noch einen Umweg zu fahren und mir eine Woche lang Mazedonien anzuschauen, bin mir aber noch nicht sicher.
Als ich abends dann sehe, daß der Wein den ich gekauft habe aus Mazedonien ist sage ich mir, wenn er gut ist fahre ich, wenn nicht schaue ich mir Mazedonien im nächsten Jahr an.
Boden der mittleren Zargesbox ausgebrochen (Bulgarien)
Gepäckträger gerissen (Bulgarien)
Schalthebel neu (1. Gang ging nicht mehr rein) (Bulgarien)
Unterer Halter der Beiwagenfederung verbogen (Bulgarien)
Lager Beiwagenschwinge defekt (Bulgarien)
Radmutter Beiwagen verloren (Bulgarien)
Zusätzlich haben sich etliche Schrauben auf meiner Fahrt gelößt (unter anderem auch alle 4 Beiwagenhalterungen am Motorrad) und aus dem Motor läuft etwas Öl weil sich der Simmerring vom Lüfter verabschiedet hat.
Beim Ausbau der Kupplung Kupplungskorb beschädigt (Griechenland)
CDI Einheit Zündung defekt. Einbau einer Ignitech Zündeinheit (Griechenland)
Wellendichtring am Lüfter defekt (Griechenland). Die Aktion musste ich zweimal machen weil ich bei dem ersten Mal den falschen Wellendichtring eingebaut hatte.
Hilfsrahmen und Rahmen gebrochen (Griechenland)
Große Löcher in beiden Auspuffendtöpfen (Griechenland). Habe einen guten Schweisser gefunden der mir die Sachen repariert hat.
Hinterreifen Platt (Serbien). Dank zwei hilfsbereiten Bikern konnte ich weiterfahren (Ersatzschlauch ist geplatzt)
Gewinde der Zylinderkopfdeckelschraube ausgerissen (Montenegro). Bei dem Reparaturversuch habe ich den Zylinderkopf komplett demoliert (Loch zu groß gebohrt). Bin mit Spanngurt als Notlösung weiter gefahren.
Insgesamt sind es zwar inzwischen eine Reihe von Pannen gewesen, es ist aber für mich nicht so schlimm mal etwas zu reparieren oder mal ein paar Tage auf ein Paket zu warten.
Hier muß ich auch einmal einigen Freunden in der Heimat danken das sie für mich bereitstehen:
Sabine, die mit viel Geduld meine Paket verpackt, in meinem Chaos Ersatzteile sucht und die Pakete an meinen jeweiligen Standort versendet.
Carsten der im Moment meinen Ersatzmotor überholt, mal schnell dringend benötigte Teile am Motor abschraubt und vorbeibringt und wenn mein Chaos mit den zuhause gebunkerten Ersatzteilen zu groß ist Sabine beim Suchen hilft.
Bernd der mal schnell die Lager an der Radnabe tauscht bevor sie an mich versendet wird und immer ruhig meine aufkommende Panik bei einer erneuten Panne besänftigt.
Ralf der mal eben schnell Ersatzteile die ich benötige aus seinem eigenen Bestand vorbeibringt und mir immer mit seinem Rat bei Problemen mit dem Motorrad zur Seite steht.
Alle meine Freunde die mir nette Komentare auf meine Berichte zusenden und mir aus der Ferne beistehen.
Mein Vater der die überall verteilten Ersatzteile die ich habe zu Sabine bringt.
Mein Brüderchen der auf meinen an der Postadresse in Deutschland ankommenden Briefverkehr achtet.
Doru vom Motocamp Rumänien der mir ruckzuck Ersatzteile besorgt hat
Ivo vom Motocamp Bulgarien der mir Teile besorgt hat, die Reifen hat neu aufziehen lassen und mir den Kontakt zu einem super Autoschrauber und Schweisser vermittelt hat.
Herr Apel, bei dem ich die Ural gekauft habe. Top Service
Alle Helferlein die ich in dem jeweiligen Land bei Reparaturen hatte ob es der Top-Schweißer der meinen Gepäckträger besser als neu repariert hat ist oder der alte Mann der mir mitten in der Pampa beim Reifenwechseln geholfen hat.
Der Grenzübertritt von Serbien nach Bulgarien (Grenzübergang Gradinje) verläuft genauso schnell und einfach wie die Einreise nach Serbien. Nach einer knappen halben Stunde bin ich über die Grenze.
Um nicht durch Sofia fahren zu müssen habe ich mich dazu entschlossen gleich auf kleine Nebenstraßen auszuweichen. Ich fahre durch bergige Landschaften mit herrlichen Kurven. Die Landschaft läßt mich, genauso wie in Serbien oder Rumänien, oft anhalten um den Ausblick zu genießen.
Abends mache ich Station auf einem kleinen Campingplatz. Der Standard ist hier sehr niedrig, der Preis dafür um so höher (10 Euro).
Für den nächsten Tag habe ich mir ein paar Strecken die auf der Landkarte nach Bergen und vielen Kurven aussahen (so gehe ich meistens bei meiner Streckenauswahl vor 🙂 ) herausgesucht. Vor allem die Strecke zwischen Sofia und Rebarkovo ist wirklich sehenswert. Ich drücke praktisch andauernd auf den Auslöser der GoPro. Bitte entschuldigt die vielen Bilder. Ich war einfach begeistert.
Zwischendurch sehe ich noch an einer Tankstelle ein anderes Gespann und muß es erst mal bewundern.
Unterwegs fülle ich mein Wasser meistens an den vielen Brunnen am Wegesrand auf. Bei dem hier hatte jemand Humor und hat ihn mit Plastikflaschen an die heutige Zeit angepasst. Dort habe ich allerdings kein Wasser aufgefüllt.
Ich habe mir als Ziel für diesen Tag einen in GoogleMaps als Campingplatz ausgewiesenen Ort in der Nähe von Malki Iskar herausgesucht. Die „Watermill“ entpuppt sich allerdings als Pension mit Parkplätzen an der Straße. Darauf habe, da ich das Motorrad nicht abschließen kann, keine Lust. Also fahre ich weiter und suche nach einem geeigneten Platz um wild zu Campen.
Auf einer extremen Holperstrecke finde ich dann einen halbwegs geeigneten Ort. Das Problem ist meistens das mein Zelt einfach zu groß ist. Entweder der Platz reicht nicht aus oder das Zelt ist von der Straße aus zu sehen.
Mein Zelt will ich erst kurz vor der Dunkelheit aufbauen also lese ich noch eine Weile mache mir Essen. Abends, nachdem ich mein Zelt aufgebaut habe, kommt eine kleine Herde freilaufender Kühe vorbei, schaut sich kurz mein Motorrad an und läßt sich dann ganz in der Nähe für die Nacht nieder. Nachts bewachen Sie mein Zelt. Ich fühle mich richtig sicher.
Der nächste Tag führt mich weiter durch wunderschöne Landschaften.
Ich habe mir für den Abend über Booking ein Hotel in Kalofer gebucht. Ich will erst in 2 Tagen im Motocamp Bulgarien sein, wo ich dann länger Rast machen will um auf ein Paket mit Reifen und anderen Kleinteilen die ich brauche zu warten. Bis dorthin ist es aber nicht mehr so weit. Also reduziere ich meine Tagesstrecken auf 120-150 Km und mache ein paar Umwege.
Für den nächsten Tag habe ich mir den Troyanpass als Anfangsstrecke herausgesucht.
Es sind nur noch ca. 150 Km bis zum Motocamp also suche ich heute relativ früh nach einem Platz um wieder wild zu Campen. Ich finde einige geeignete Stelle an der Paßstraße, allerdings sind alle entweder vermüllt oder übermäßig als Toilette benutzt. Ich gebe auf und fahre weiter, halte an jedem zweiten Feldweg an und sehe nach ob ich ein Plätzchen finde.
Irgendwann habe ich dann ziemlich die Schnautze voll vom suchen und fahre einfach einen ziemlich schlechten Feldweg bergauf in eine riesige verwilderte Obstwiese. Fast oben am Gipfel angelangt komme ich auf einen Teilbereich der eben und gemäht ist. Ein super Platz. Hier mache ich Station.
Als ich abend dann mein Zelt aufbauen will höre ich ein Auto den Weg hochfahren. Na klasse, denke ich. Es sind die Besitzer der Wiese, ein älteres Ehepaar. Für mich ist es eine komische Situation da ich noch nicht so oft Wildcampen gemacht habe, für die beiden anscheinend ebenfalls weil sie im ersten Moment nicht wissen wie sie damit umgehen sollen. Ich mache mit Händen und Füssen verständlich das ich nur eine Nacht dort Campen will und frage ob das ok ist. Die beiden haben nichts dagegen. Wir geben uns die Hände und alle sind wieder entspannt.
Kurz danach kommt der Sohn mit seiner Familie ebenfalls noch an. Alle zusammen machen sich an die Zwentschenernte. Der ältere Herr gibt mir zu verstehen das er aus den Zwentschen Schnapps macht.
Kurz darauf bekomme ich eine kleine Flasche in die Hand gedrückt. Whisky ist das offensichtlich nicht. Der selbstgebrannte schmeckt mir an dem Abend sehr gut.
Abends sitze ich noch einige Zeit im Dunkeln vor dem Zelt und bewundere den Sternenhimmel. In allen Osteuropäischen Ländern sind die Sterne viel besser zu sehen als ich es aus Deutschland her kenne da hier nicht so viel Straßenbeleuchtung an ist. Ich sehe einige Sternschnuppen. Eine Eule fliegt nur knapp 2 Meter über meinen Kopf vorbei und jagt mir einen ziemlichen Schrecken ein.
Inzwischen bin ich im Motocamp angekommen. Die Gebäude sind mit viel Liebe instandgesetzt worden und es sind einige Motorradfahrer hier. Die nächsten Tage werden bestimmt interessant.
Der Grenzübertritt nach Serbien geht überraschend schnell. Innerhalb von 20 Minuten bin ich wieder in einem mir bisher unbekannten Land.
Ich habe mich dazu entschlossen einen kleinen Umweg in Richtung Westen auf dem Weg nach Bulgarien zu machen da ich einige Zeit an der Donau langfahren will. Das ist bereits das 4. Land auf meiner Reise in dem ich diesen imposanten Fluß sehe. Ich halte alle paar Kilometer an um Fotos zu machen.
Direkt an der Donau finde ich dann auch einen Campingplatz. Als ich jemanden dort auf Englisch anspreche antwortet der mir in norddeutschem Dialekt ohne Akzent. Es handelte sich um einen Kroaten der, nachdem er 23 Jahre in Deutschland gelebt und gearbeitet hat, jetzt in Serbien wohnt. Bei mir wäre er von der Sprache her als Deutscher durchgegangen. Respekt wenn man eine Sprache so lernen kann.
Auf dem Campingplatz weiss man sich offensichtlich zu helfen 🙂
Auf die Idee eine Kloschüssel mit Bauschaum zu flicken wäre ich nicht gekommen. Der Rest der sanitären Anlagen sah ähnlich aus.
Für den folgenden Tag habe ich mir, wohlwissend das es sich warscheinlich um schlechte Strassen handeln wird, kleine kurvige Strassen als Weg herausgesucht.
Alle Nebenstrassen haben zwar einen Teerbelag aber teilweise viele Schlaglöcher und Teerflicken. Auf manchen Teilstrecken kam es mir so vor als hätte ich ein bockendes Pferd unter meinem Hintern.
Die Landschaften aber waren atemberaubend schön. Ich konnte mich nicht satt sehen und habe sehr oft Pausen gemacht.
Nach einem ziemlich holprigen Fahrt komme ich an dem Campingplatz den ich mir als Ziel ausgewählt hatte an und stelle mein Motorrad vor der Schranke ab. Ich schaue mir grade die ausgehängte Preisliste des Campingplatzes an da sehe ich das mehrere Leute um mein Motorrad rumstehen und es bewundern.
Einer der Männer spricht mich in sehr gutem Englisch an und wir kommen ins Gespräch. Bereits nach 3-4 Sätzen sagt er mit einem Grinsen das der Campingplatz nicht so gut sei und er mir einen anderen Vorschlag machen könnte. Er hätte um die Ecke ein Ferienhaus und ich könnte, wenn ich wollte dort übernachten. Ich müßte allerdings erst ein Bier mit ihm und seinen Freunden trinken.
Da der Mann (Radoslav) einen netten Eindruck auf mich machte gehe ich mit. Ich kann ja immer noch sagen das ich auf dem Campingplatz übernachten will.
Seine Freunde sind ebenfalls sehr nett, können allerdings kaum Englisch und sind schon etwas angeheitert. Ich unterhalte mich eine ganze Weile mit den dreien und werde aus dem Stehgreif zum Essen eingeladen. Ich weiss nicht wie sie das hin bekommen haben, aber in den circa 20 Minuten in denen wir geredet haben hat die Mutter von einem der drei Essen gemacht.
Nach dem 2. Bier habe ich schon ganz schön Schlagseite. Ich beschließe die Einladung von Radoslav anzunehmen. Auf meine Frage ob es üblich in Serbien ist jemanden den man nicht kennt einfach so einzuladen sagt er mir: „wenn ein verrückter Deutscher über die Hoppelstrecke aus den Bergen hier eintrifft muss man ihn doch einladen“. Das nenne ich Gastfreundschaft.
Wir bringen also mein Motorrad zum Ferienhaus und reden mehrere Stunden über Serbien, Deutschland und die Welt. Von seiner Mutter wird dann abends ein sehr lecker schmeckendes Abendessen serviert. In dieser Nacht schlafe ich in dem mir zugewiesenen Bett sehr gut.
Morgens gibts dann ein ebenso tolles Frühstück und wir verabschieden uns. Obwohl er mehrmals nachgefragt hat ob ich nicht noch länger bleiben will fahre ich weiter.
Solche Gastfreundschaft habe ich noch nirgends erlebt.
Da ich noch mehr von den Bergen sehen will fahre ich an diesem Tag wieder teilweise sehr kleine Straßen.
Kurz vor der bulgarischen Grenze bietet sich mir ein herrlicher Panoramablick ins Tal.
Ich beschließe hier das erste Mal auf meiner Reise wild zu Campen und suche mir ein Plätzchen mit mit schönem Ausblick.
Abends erlebe ich dann einen wunderschönen Sonnenuntergang.
Ich lege mich relativ früh hin um am nächsten Morgen nicht so spät an der Grenze zu sein. Da das alles relativ neu für mich und ich noch nicht so oft wild gecampt habe brauche ich etwas länger um einzuschlafen. Nachts um 12 Uhr werde ich dann von Musik und Geschrei wach. Keine 30 m oberhalb von mir machen ein paar Jungentliche weit ab von der Zivilisation Party und gucken in den Sternenhimmel. Na toll. Aber nach nur einer Stunde ist der Spuk vorbei und ich schlafe wieder ein. Pünktlich zum Sonnenaufgang werde ich wach und kann wieder einen super Ausblick genießen. Da macht das Frühstück Spass.
Dann packe ich meine Sachen und bin gegen 8 Uhr an der Grenze nach Bulgarien.
Ich war zwar nur 4 Tage in Serbien aber die herrliche Landschaft und die unglaubliche Gastfreundschaft haben mich für dieses Land begeistert. Ich werde auf jeden Fall im nächsten Jahr noch einmal in dieses Land kommen.
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