Da ich erst Abends um 18 Uhr mit der Fähre im türkischen Cesme ankommen sollte habe ich mir im Voraus in einem Hotel ein Zimmer gebucht. Allerdings verzögert sich sowohl die Abfahrt der Fähre als auch die Abfertigung bei der Einreise in die Türkei so daß ich erst um 21 Uhr im Hotel ankomme. Das Hotel kostet mit wirklich reichhaltigem Frühstück nur 16 €.
Am nächsten Morgen kaufe ich erst eine türkische Sim-Karte für mein Telefon und fahre dann etwas ins landesinnere, weg von der Küste.Inzwischen funktioniert die Kupplung in kaltem Motorzustand kaum noch. Erst wenn der Motor warm ist gelingt ein Weiterfahren. Ich mache mir bereits Gedanken wo ich das Motorrad reparieren soll, fahre aber trotzdem weiter.
In einem kleinen Bergdorf liegen vor einer Bauernhaustür Brote aus. Für umgerechnet 80 Cent bekomme ich ein Riesenbrot. Abseits der Touristenregionen ist die Türkei wirklich sehr günstig.
Von Anfang an gefällt mir die Türkei sehr gut. Landschaftlich sehr abwechselungsreich mit sehr herzlichen, gastfreundlichen Menschen. Fast bei jedem Stop hält jemand an um ein Schwätzchen zu halten oder läd mich zum Chai trinken ein. Auffallend hierbei ist das relativ wenige Menschen im Hinterland englisch sprechen. So wird ein kleiner Plausch schnell zum Erzählen mit Händen und Füßen.
Abends kehre ich auf einem Campingplatz ein. Als ich morgens losfahren will komme ich kaum vom Platz weil die Kupplung noch mehr alls normal streikt. Ich habe die Fehlerbeschreibung sowohl meinem Händler als auch Ural Europa zugesendet und habe von beiden die Diagnose bekommen das warscheinlich die Kupplungsscheiben defekt sind. Meine Freundin Petra mit ihrem LKW steht zu diesem Zeitpunkt in der Nähe von Antalya. Ich beschließe dorthin zu fahren und das Motorrad zu reparieren. Petra mit ihrem Riesentruck hat mehr Werkzeug als ich mit. Falls mir was fehlt kann ich mir es bei ihr leihen.
Von den 600 Km Fahrtstrecke fahre ich trotz des Defektes die Hälfte über kleine Bergstraßen.
Drei Tage später komme ich an und schlage auf dem Campingplatz in direkter Nähe zu Petras LKW mein Zelt auf.
Da ich an der Ural noch nicht so viel geschraubt habe hat mir mein Händler die Reihenfolge der Demontage geschickt. Nochmals Danke an Herr Apel (Autohaus Apel in Erfurt) für seine Geduld und den guten Service. Es dauert eine ganze Weile bis ich alles demontiert habe und das Getriebe vom Motor abziehen kann. Die Kupplungsscheiben sind wieder Erwarten noch in Ordnung. Bei der Fehlersuche stelle ich dann fest das der am Getriebe angebrachte Kupplungsbetätigungshebel so fest geschraubt ist das er verklemmt ist. Das muß von Anfang an so gewesen sein. Die Kupplungsfedern waren aber trotzdem stark genug den Hebel immer wieder zurück zu drücken. Leider war allerdings im Getriebe ein Gleitstück nicht richtig geschmiert und schwergängig. Das war dann anscheinend zu viel für die Federn.
Mein Problem war jetzt das ich, um die Kupplung wieder zusammenbauen zu können, ein Zentrierwerkzeug für die Kupplungsscheiben benötigte. Wie meist in solchen Fällen hilft hier auch der Zufall. An dem Abend setzt sich ein netter deutschsprechender türkischer Herr zu uns und ich frage ihn ob er eine Werkstatt kennt die mir so ein Werkzeug anfertigen kann. Am nächsten Morgen fährt er mich mit seinem Auto zu einer solchen Werkstatt und übernimmt auch gleich die Übersetzung und die Preisverhandlung bevor er mich dort alleine läßt. Das ist Hilfsbereitschaft pur.
Nach 2 Stunden und weiteren Diskussionen habe ich dann für umgerechnet 16 € mein Werkzeug und werde sogar noch von dem Lehrling zum Campingplatz zurück gefahren.
Der Kupplungseinbau klappt super und am Abend habe ich die Ural, ohne das Schrauben übrig geblieben sind, wieder fahrbereit.
Jetzt will ich endlich etwas von der Türkei sehen. Ich verabschiede mich von Petra und fahre in Richtung Taurusgebirge los.
In der Türkei ist überall Wildcampen erlaubt und das nutze ich auch aus. Manchmal sind sogar an Quellen auch Toiletten zu finden.
Ähnlich wie schon in Albanien sind die Berglandschaften unglaublich und ich halte oft an um Bilder zu machen. Die Pässe die ich fahre sind teilweise bis zu 2000 m hoch und manchmal über den Wolken.
Am dritten Tag dann ertönen Geräusche aus der Getriebegegend der Ural und werden immer lauter. Ich bin inzwischen bereits 900 km gefahren. An der vorherigen Reparatur kann es also nicht liegen. Sehr beunruhigt biege ich wieder in Richtung Mittelmeerküste ab und miete mich in einer Pension ein. Nach einem Getriebeölwechsel kommt auch keine Klarheit in die Ursache der Geräusche. Es waren zwar Späne an der Ablaßschraube, die Menge klassifizierte mein Händler aber noch als normal für eine Ural.
Da die Pension sehr einsam gelegen war kommt hier eine Reparatur nicht in Frage. Ich brauche zumindest Lebensmittelmärkte in der Nähe um mich versorgen zu können.
Ich beschließe noch weiter nach Kappadokien zu fahren. Den Ort Goröme wollte ich sowieso besuchen um die Unmengen an Heißluftballons die dort jeden Morgen starten zu sehen. Da der Ort ein touristisches Zentrum ist gibt es dort alles was ich brauche und werde dort bestimmt auch andere Reisende treffen. Etwas Angst das die Ural die immerhin 600 Km nicht schaffen könnte hatte ich schon.
Geplant hatte ich für die Fahrt dorthin 3 Tage. Als ich am zweiten Tag mitbekomme das zwei andere Motorradfahrer (Frank und Fabi / clf-Team) ,die ich schon in Bodrum treffen wollte, bereits auf dem dortigen Campingplatz sind, fahre ich die restlichen 370 Km an einem Tag wobei mich mein Navi wieder einmal auf Abwegen führt. Irgendwann nach Unmengen an Matschlöchern kann ich die Strasse nicht mehr vom angrenzenden Acker unterscheiden und drehe um.
In Goröme angekommen erwarten mich dort nicht nur Frank und Fabi sondern auch noch drei Radfahrer (Sonja, Alex und Kathrin). Am nächsten Abend kommt noch Markus, ein weiterer Motorradfahrer dazu. Wir quatschen viel und kochen zusammen Essen. Inzwischen habe ich organisiert das ein Ersatzgetriebe hierher geschickt wird. Ich werde das defekte Getriebe dann direkt zu Ural schicken. Mal sehen was dran ist.
Sonja und Alex fahren zwei Tage später weiter. Wir restlichen 5 besichtigen zusammen eine unterirdische Felsenstadt die 30 Km entfernt liegt. Ganz schön niedrig die Gänge dort aber durch die erstaunliche Weitläufigkeit sehr interessant.
Zwei Tage später fahren Frank, Fabi und Markus weiter. Dafür kommen am nächsten Tag zwei weitere Radfahrer hier an (Julia und Tillmann). Ein Motorradfahrerpärchen aus Holland hat uns an dem Tag Bilder von Ihrer Ballonfahrt gezeigt. Die waren so begeistert davon das Kathrin Julia und ich spontan beschlossen haben das auch mal zu machen. Wir haben für den nächsten Tag gebucht. 150€ kostet der Spass ist aber im nachhinein betrachtet das Geld wert.
Aufstehen war um 3 Uhr morgens angesagt da wir um 3:40 Uhr abgeholt wurden. Bereits auf dem Startplatz der Ballons war es spektakulär.
Insgesamt waren wir 20 Personen in der Gondel. An dem Tag sind 165 Ballons auf einmal gestartet. Was für ein Schauspiel.
Zum Abschluß gabs noch Sekt und ein Zertifikat.
Vollkommen aufgedreht kommen wir wieder auf dem Campingplatz an. Den Rest des Tages habe ich ziemlich verschlafen. 4 h Schlaf waren einfach nicht genug.
Am nächsten Tag verabschiedet sich Kathrin.
Etwas neidisch bin ich schon das alle weiterfahren und ich hänge hier fest. Es gibt aber schlechtere Plätze als diesen. Das Paket sollte eigentlich heute endlich per Express versendet werden. Mal sehen wie lange der Transport dauert.
In den nächsten Tagen habe ich immerhin endlich mal Zeit die ganzen Dinge zu erledigen die ich vor mir hergeschoben habe. Langweilig wird es hier bestimmt nicht.
Mit der Fähre komme ich morgens um 9 Uhr in Kos an und fahre gleich direkt bei meinen Freunden Rory und Karen vorbei. Ich hatte den beiden nicht mitgeteilt das ich nochmal auf Kos sein werde und so war die Überraschung groß als ich plötzlich auf dem Hof stand.
Danach fahre ich zu der Tierhilfsstation GASAH wo ich vor zwei Jahren bereits, bedingt durch den ersten Lockdown, 5 Monate gearbeitet habe. Dort will ich die nächsten 2 Wochen Station machen. Irene, die super nette und sympatische neue Chefin dort begrüßt mich überschwänglich und zeigt mir einige Dinge die in der nächsten Zeit zu reparieren sind. Auf Gasah gibt es immer viel zu reparieren 🙂
Ich repariere Zäune und Tore, baue etwas neues auf dem Ziegenspielplatz und mähe den Rasen. Es macht Spass etwas nützliches zu tun zu haben.
Irene als BarbierDie Hühner haben sich gefreutBesonders die Rutsche kam gut an
Irene ist auch mal im Beiwagen mitgefahren.
Marissa, die auch zum festen Team auf Gasah gehört, und meine Freundin Marion haben ebenfalls eine Fahrt im Beiwagen absolviert.
Nach zwei Wochen werde ich langsam wieder unruhig. Ich will weiter in Richtung Türkei. Eigentlich geht ab Anfang Mai eine kleine Fähre die auch 2-3 Autos transportieren kann von Kos ins türkische Bodrum. Leider konnte mir niemand sagen wann diese Fährlinie in diesem Jahr endlich den Betrieb aufnimmt.
Nach einer weiteren Woche warten entschließe ich mich dazu einen Umweg in Kauf zu nehmen und von Chios in das türkische Cesme überzusetzen. Nach 3,5 Wochen auf Kos nehme ich die Fähre nach Samos um von dort aus mit einer anderen Fähre nach Chios zu fahren.
Es war wieder einmal eine wünderbare Zeit auf Kos. Gasah ist für mich ein Ort an dem ich mich wohl fühle und wo ich Freunde habe.
Für Samos habe ich nicht viel Zeit da die Fähre nach Chios bereits am nächsten Tag fährt . Diesmal ist es eine Schnellfähre. Bei etwas Seegang war die Fahrt für mich grenzwertig. Normalerweise werde ich nicht seekrank aber hier war es nah dran.
Ich fahre einmal rund um die Insel, die sehenswert ist. Gut ausgebaute Straßen mit vielen Kurven, Nadelwälder und schroffe Berge sind hier zu finden. Außerdem ist hier Ende Mai der Touristenstrom noch nicht angekommen.
Mit der Fähre komme ich morgens auf Chios an und fahre hier ebenfalls komplett um die Insel herum. Die Fähre in die Türkei geht am übernächsten Tag. Chios ist die 8. oder 9. griechische Insel die ich besuche. Alle Inseln , außer Kos, haben meiner Meinung nach landschaftlich sehr viel zu bieten und bringen ein Motorradfahrerherz zum schneller schlagen.
Auf einem sehr schlechten Weg zu einem Strand fahre ich mich kurzzeitig fest und schaffe es grade so mit dem zugeschalteten Beiwagenantrieb wieder auf die befestigte Strße zu kommen. Danach funktioniert allerdings die Kupplung nicht mehr so gut.
Zum Abschluß besuche ich noch ein altes Kloster.
Am 22.05.22 fahre ich dann mit einer kleinen Fähre in die Türkei. Mit der nicht gut funktionierenden Kupplung schaffe ich es grade so über die Rampe der Fähre.
Für die Türkei, das erste Land auf meiner Reise welches nicht in Europa liegt, habe ich mich ungefähr 2 Monate eingeplant.
Auf dem Weg nach Korinth durchquere ich den Pelopones nach einmal. Am Anfang war es ein komisches Gefühl wieder alleine unterwegs zu sein aber es fühlt sich gut an wieder auf Reise zu sein.
In Korinth mache ich ein paar Tage Station um mir die Gegend anzuschauen. Der Korinthkanal ist sehr eindrucksvoll. Ansonsten hat die Stadt, meiner Meinung nach, aber nicht viel zu bieten.
Mein nächstes Ziel ist Athen da ich dort bei einer Ural-Vertragswerkstatt eine Wartung an meinem Motorrad machen lassen will. Hierbei fahre ich einen kleinen Umweg am Golf von Korinth lang. Das ist landschaftlich viel schöner als der direkte Weg über die Autobahn.
Am Nachmittag komme ich mehrfach über die Schneegrenze und es wird kühl. Irgendwann wird mir zu kalt und ich suche mir ein Hotel in der Nähe. Für die nächste Nacht ist bis zu 30cm Neuschnee angesagt und es ist nicht klar ob ich am nächsten Morgen weiter fahren kann. Ich habe aber Glück und es fällt so gut wie kein Schnee.
In Athen genehmige ich meiner Ural erst einmal eine Vollwäsche um das ganze Salz wieder runter zu bekommen.
Ich habe mich in der Stadt in einem Hostel für 5 Tage eingemietet und will mir, wenn ich schon mal hier bin, die volle Touristenladung incl. Akropolis und co geben. Dank Vorsaison kostet das Ticket für die Akropolis auch „nur“ 10 Euro.
Rund um die Akropolis gibt es noch einige andere Sehenswürdigkeiten die ich mir auch noch zum großen Teil ansehe. Irgendwie bin ich langsam in Bezug auf griechische Altertümer etwas abgestumpft. Für mich sehen die irgendwie alle fast gleich aus und sprechen mich nicht mehr wirklich an.
Die besagte Uralwerksstatt überrascht mich etwas. Ich hatte mich einige Tage vorher per Email für eine Wartung angekündigt und es wurde mir zugesagt das diese kurzfristig durchgeführt würde. Unter der angegebenen Adresse finde ich dann einen komplett zugestellten kleinen Verkaufsladen ohne Werkstatt. Der sehr nette Besitzer des Ladens schickt mich zu einer Werkstatt mit der er zusammen arbeitet. Diese erweisst sich als Autowerkstatt und liegt 2,5 Km entfernt. Im Gespräch mit dem Mechaniker vor Ort wird mir gesagt ich könne in 2 h wiederkommen. Bis dahin sei die Wartung durchgeführt. Da bin ich dann doch etwas irritiert. Die Ventile einstellen sollte man soweit ich das weiss eigentlich nur bei kaltem Motor.
Als ich nach 2 h wiederkomme sind die Ölwechsel gemacht und auch die Ventile eingestellt. Mit der Dauerfehlermeldung der einen Lambdasonde tun sie sich alledings etwas schwerer. Ich muß dem Mechaniker zeigen wie er mit dem Laptop Kontakt zur Motorsteuerung aufnehmen kann und die Fehler resetet. Den Fehler an der Sonde finden sie aber nicht.
Einige Tage später geht endlich meine Fähre nach Kreta. Leider sind tiefe Temperaturen und Dauerregen für die ersten 6 Tage auf Kreta angesagt. Daher miete ich auf einem Campingplatz einen Wohnwagen an und sitze die Zeit gemütlich ab. Trotz der Regenschauer gehe ich in einem herrlichen kleinen Tal mit vielen Mühlenruinen Wandern und schaue mir die Stadt Rethymno an.
Ich bin von Anfang an begeistert von der Vielfalt die Kreta zu bieten hat. Lange, zu dieser Zeit noch einsame Sandstrände und hohe Bergregionen, ähnlich wie am Peloponnes aber alles noch ein bisschen größer. Von der Nordwestspitze der Insel fahre ich bei 20°C das erste Mal in die Berge und bin sehr erstaunt als ich mich nach einer halben Stunde in einem Talkessel mit 20cm Schnee wiederfinde in dem einige Leute mit Langlaufski unterwegs sind.
In den nächsten Tagen fahre ich im Zickzack immer wieder von der Nordküste zur Südküste und zurück. Möglichst kleine Straßen mit vielen Kurven. Es macht unheimlichen Spass und sowohl Berge als auch Meer bieten immer wieder beeindruckende Aussichten.
Eine Freundin von Carolin ist zu dieser Zeit auf Kreta. Saarangi wohnt bei Freunden die ein Haus hier gemietet haben. Da ich praktisch direkt an dem Ort vorbei komme treffe ich mich mit Ihr. Sie und auch ihre Freunde sind mir auf Anhieb sympatisch und ich werde gleich dazu eingeladen dort zu übernachten. Vor lauter reden habe ich dabei vergessen Bilder zu machen. War ein wunderbarer Abend. Ab und zu tut es gut mit jemandem reden zu können wenn man die ganze Zeit alleine unterwegs ist.
Ich habe keinen festen Zeitplan für Kreta und fahre einfach drauflos. Morgens schaue ich mir in Google Maps an welche Strassen in der Richtung ich fahren will kurvig aussehen und ob auf dem Weg irgendwelche Sehenswürdigkeiten liegen und programmiere die Route in mein Navi. Wenn ich keine Lust mehr habe zu fahren suche ich mir einen Platz für mein Zelt oder einen Campingplatz in der Nähe.
Ich besuche auch den Palast von Knossos der in allen Reiseführern angepriesen wird. 15€ Eintritt sind, dafür das nicht viel zu sehen ist und die auf den Bildern zu sehenden Säulen nicht orginal sind wirklich happig. Nicht so mein Ding.
Was mich wirklich in Griechenland wundert ist, daß alle möglichen kaum sichtbaren alten Grundmauern als Sehenswürdigkeiten angepriesen werden, man aber wirklich nicht viel zu sehen bekommt, dafür ein paar Kilometer weiter manchmal eine komplette Burg fast zugewachsen auf einem Berg steht und man die ohne Eintritt zu bezahlen besichtigen kann.
Mich interessieren die kleineren unbekannteren Dinge mehr als die die von Touristenströmen belagert werden.
Was mich auch wundert ist, daß die Straßen zu vielen Sehenswürdigkeiten extrem schlecht ausgebaut sind. Ist manchmal ein ganz schönes Gehoppel um dort anzukommen aber ein guter Test für die Geländegängikeit der Ural.
Irgendwie suche ich aber auch zum Teil die schlechten Straßen um in die eher unberührte Natur zu kommen. Ich bin immer mehr begeistert von meinem Gespann das in Bezug auf Geländegängikeit um Klassen besser ist als mein altes Hondagespann. Dank dem Rückwärtsgang und dem zuschaltbaren Beiwagenantrieb mache ich mir nicht mehr bei jedem etwas höheren Stein Sorgen machen wieder einmal aufzusetzen oder festzustecken. Ein sehr beruhigendes Gefühl.
Und immer wieder das Problem mit den Wasserflaschen nicht durcheinander zu kommen. In welcher war jetzt Wasser und in welcher Raki….?
Gefühlt habe ich in Kreta viel mehr Bilder gemacht als in anderen Gegenden in denen ich unterwegs war. Selbst wenn ich mir die Bilder jetzt anschaue bin ich immer noch überwältigt von den Eindrücken. Also bitte entschuldigt das ich relativ wenig schreibe. Ich denke die Bilder sprechen für sich.
An manchen Plätzen an denen ich wildcampe ist den ganzen Tag kein Fahrzeug in der Nähe zu hören.
Die letzten Tage auf der Insel miete ich mir wieder ein Hotelzimmer und wandere ein bisschen. Meine nächste Station ist Rhodos. Ich will noch einmal zur Insel Kos auf der ich bereits vor 2 Jahren im ersten Lockdown war und dort Freunde besuchen. Da es keine direkte Fährverbindung von Kreta aus dorthin gibt führt mein Weg mich über Rhodos.
Auf Kreta bin ich knapp 1500 Km gefahren und habe noch lange nicht alles gesehen. Den Fehler an der Lamdasonde konnte ich inzwischen darauf zurückführen, daß zum Beispiel bei Bachdurchfahrten Wasser in die Sonde eindringt. Eigentlich sollte das nicht passieren. Ich habe das Problem an den Uralhändler bei dem ich das Gespann gekauft habe (Autohaus Apel) geschrieben und mir wurde eine neue Lambdasonde zugeschickt. Super Service.
Eigentlich sollte die Fähre um 14 Uhr in Heraklion abfahren und 7 Stunden später in Rhodos ankommen wo ich mir bereits in der Nähe das Hafens ein Hotel gebucht habe. Aber wie das halt manchmal so ist fährt die Fähre erst 3 Stunden später ab und hat auch auf der Strecke noch erheblich Verzögerung so das ich in Rhodos morgens um 5 Uhr total fertig von der Fähre komme. Leider stehe ich dann bei dem Hotel fast 3 Stunden vor verschlossenen Türen.
Den Tag verschlafe ich fast komplett. Am nächsten Tag schaue ich mir die Stadt Rhodos an. Auch wenn der Großmeisterpalast eine Rekonstruktion ist lohnt sich eine Besichtigung. Das in direkter Nähe gelegene Museum für Altertümer ist ebenfalls sehenswert. Die Stelle an der früher der Kolos von Rhodos, eines der 7 Weltwunder , gestanden hat schaue ich mir ebenfalls an. Insgesamt finde ich die Stadt mit ihren Befestigungsanlagen, den schmalen Gassen in der Altstadt und den Sehenswürdigkeiten interessant.
Ich habe ein paar Tage eingeplant um die Insel zu erkunden bevor ich weiter nach Kos fahre. Rhodos hat zwar keine so hohen Berge wie Kreta, besitzt dafür aber einen ganz eigenen Charme. Anstelle der in Griechenland fast allgegenwärtigen Olivenhaine findet man hier meistens Nadelholzwälder.
Meine erste Tour führt mich ins Inselinnere zu einem Stausee. Dort finde ich einen super schönen Campplatz auf einer Landzunge direkt am See.
Rhodos ist auf jeden Fall sehenswert, zumindest bevor die großen Touristenströme hier ankommen. In der Hochsaison sind bis zu 100000 Touristen auf einmal hier. Das wäre mir zu viel. Jetzt, Ende April, ist noch nicht so viel los und die Straßen sind noch relativ leer.
Zwischendrin mache ich zwei Tage Pause auf einem kleinen Campingplatz in der Nähe von Theologos bevor ich mich für die letzte Nacht vor der Fähre nach Kos nochmal nach Rhodos in ein Hotel umquartiere. Die Fähre fährt morgens um 6 Uhr ab und ich möchte möglichst nah am Hafen übernachten damit ich nicht zu früh aufstehen muß.
Inzwischen hat die Ural in den 7 Monaten in denen ich sie jetzt habe bereits über 12000 Km auf dem Tacho.
Nach 32 h Fahrt mit der Fähre von Venedig nach Patras komme ich dort Nachts um 0:30 Uhr an und mache mich auf den Weg zu dem Campingplatz Aginara wo Carolin bereits ist.
Am nächsten Tag hat Thomas, den ich letztes Jahr hier auf dem Platz kennengelernt habe und der auch wieder hier ist, Geburtstag und wir sind eingeladen.
Er kommt auch, so wie Carolin, aus München und dank des in den letzten Monaten intensivierten lernens (verstehens) der bayrischen Sprache muss ich diesmal nicht bei jedem zweiten Satz nachfragen was er gesagt hat 🙂
Carolin und ich machen in den nächsten Tagen mit meinem Gespann ein paar Tagestouren zu den Neda-Wasserfällen und in die Spitze des ersten Fingers des Peloponnes. Das Wohnmobil bleibt dabei an dem Standort zurück an dem wir jeweils übernachten.
Hier wird auch die geländetauglichkeit der Ural ein erstes Mal getestet. Gleich am Anfang fahre ich mich im Sand in Strandnähe fest. Aber dafür gibts ja den Beiwagenantrieb. Eingeschaltet und ruck zuck waren wir wieder draussen. Am Anfang habe ich, wie bei dem CX-Gespann , einen Bogen um jeden etwas höher aus dem Weg herausragenden Stein gemacht, da ich da mit der Honda regelmäßig aufgesetzt habe. Ich mußte mich erst einmal dran gewöhnen das die Ural da einfach drüber fährt, da sie ja eine wesentlich höhere Bodenfreiheit besitzt.
Zum Teil sind wir auch mit beiden Fahrzeugen auf verschiedenen Strecken gefahren und haben uns dann Abends wieder irgendwo getroffen.
Am 18.02. , meinem Geburtstag haben wir uns nochmal mit Thomas und Dagmar getroffen. Es gab sogar einen Kuchen von Martina.
Eine ganz besondere archäologische Stätte haben wir in Ancient Messini besichtigt. Übernachtet haben wir direkt an der alten Stadtmauer. Sehr eindrucksvoll hier.
Sie hat zwar einen Motorradführerschein wollte das Gespann aber nicht fahren 🙂
Auf dem Campingplatz in Finikounda treffen wir Ina und Micky, die Carolin im letzten Jahr , genauso wie mich, auch hier kennen gelernt hat. Ina wollte gerne mal im Beiwagen mitfahren also machen wir eine kleine Tour.
Carolin hatte in Pylos einen Termin mit einer Lackiererei ausgemacht die das Wohnmobil etwas aufbessern sollten. Das sollte ungefähr eine Woche dauern. In der Zeit sind wir dann zusammen mit dem Gespann herum gefahren.
Gleich am ersten Tag der Fahrt hab ich dann den roten Schlamm der Mani (2. Finger des Peloponnes) getestet. Die Pfützen sahen gar nicht so aus. Das sie so schlammig sein könnten hätte ich nicht gedacht. Ich bewundere Carolin dafür das sie so ruhig geblieben ist 😉
Wir haben dann aber doch noch einen Platz für das Zelt gefunden der nicht schlammig war.
Am nächsten Tag sind wir zuerst über einen teilweise sehr schlechten Weg zu einer Schlucht in der Nähe gefahren.
Es gibt wirklich wunderschöne Stellen hier und die Ausblicke sind teilweise atemberaubend schön. Manchmal will man alle paar Meter anhalten und Bilder machen.
Ich hatte eine kleine kurvige Strasse in Google Maps gesehen die von der Westküste der Mani in der Nähe von Kardamili quer durch die Berge zur Ostküste in Richtung Githio führt. Diese Strasse war dann nach relativ kurzer Zeit eine einspurige Schotterstrasse die immer höher in die Berge führte. Mir war zu dem Zeitpunkt nicht wirklich klar bis auf welche Höhen es gehen könnte. Im nachhinein hätte ich es mir aber denken können da die Strasse relativ dicht an dem höchsten Berg der Mani dem Profitis Ilias vorbei führt.
Mit der Zeit wurde es doch recht kalt. Irgendwann dann hatten wir die Schneegrenze erreicht und standen vor 20 cm tiefem vereisten Schnee. Eine einsame Fahrspur zog sich durch den Schnee. Viel befahren war der Pass offensichtlich nicht. Mein erster Impuls war umdrehen. Nachdem Carolin bis hinter die nächsten Kurven gelaufen war meinte sie dahinter wäre kein Schnee mehr. Wir sind beide davon ausgegangen das dort endlich die Kuppe des Passes ist.
Zu dem Zeitpunkt waren wir ungefähr auf einer Höhe von 1500 m. Da das erste Schneebrett gut zu durchfahren war sind wir weiter gefahren. Bis zur Kuppe kamen noch einige solcher Stellen. Dadurch das auf dem Schnee eine dicke Eisschicht war war an Vollgasgeben nicht zu denken. Das Gespann brach sofort zur Seite aus. An einer Stelle habe ich die Ural dann festgefahren.
Für eingefleischte Ural und Geländefahrer wäre das warscheinlich keine Herausforderung gewesen. Für mich, der immer nur Strassenmotorräder hatte aber schon. Ehrlichgesagt war ich sehr froh als wir nach einigen hundert Metern Schnee endlich wieder auf einem eisfreien Weg angekommen sind.
Da uns beiden nach der Aktion kalt war haben wir uns ein Appartment geleistet.
Am nächsten Tag gings dann weiter in Richtung der Spitze der Mani. Dort wollten wir uns wieder mit Thomas treffen. Rainer und Carola, die ich ebenfalls vom letzten Jahr bereits kenne , waren auch dort.
Bei nicht mehr ganz so gutem Wetter sind wir dann am nächsten Tag bis zum südlichsten Punkt des Fingers gefahren und haben auf dem Rückweg nochmals in dem Appartment übernachtet.
Inzwischen hatte die Lackiererei angerufen das das Wohnmobil fertig wäre. Die nächsten Tage haben wir wieder den Campingplatz in Finikunda als Basis genommen. Wir wollen noch ein kleines abgelegenes Bergdorf besuchen und dort in der Nähe campen.
In der Nähe des Dorfes ist auch eine Ausgrabungsstätte mit alten Kuppelgräbern sowie eine kleine Kirche die wir besichtigt haben.
Nachdem wir noch ein paar Tage zusammen auf dem Campingplatz verbracht haben fahre ich alleine in Richtung Korinth weiter. Hier trennen sich leider die Wege von Carolin und mir. Wir wußten dies von Anfang an. Ich will auf jeden Fall weiter reisen und Carolin will ihre süßen kleinen Enkel in München aufwachsen sehen und auch den Crepestand weiter betreiben.
So, nach fast genau einem Jahr gebe ich endlich mal wieder ein Lebenszeichen auf der Homepage von mir . Es ist viel passiert inzwischen.
Als ich Anfang März 2021 nach fast zwei Jahren Reise wieder in Deutschland ankomme weiss ich noch nicht wie es weitergehen soll.
Der erste Impuls ist typisch. Erstmal eine Arbeit suchen und Geld fürs weiterreisen verdienen. Nach ein paar Wochen depressiver Stimmung entscheide ich mich aber dagegen. Erstmal auf die Suche nach einem anderen Gespann gehen und evtl. gleich weiterreisen.
An den Schnee und die Kälte muss ich mich erst einmal gewöhnen.
Wohnen kann ich bei meinen Eltern (danke nochmal dafür 🙂 ) . Da ich kein eigenes Fahrzeug habe leihe ich mir das Auto und manchmal auch eines der E-Bikes meiner Eltern aus.
Über Facebook finde ich ein Africatwin-Gespann in Österreich was mir gefällt. Ich mache mich Mitte April mit Auto und Anhänger auf den Weg und kaufe das Gespann. Auf dem Rückweg besuche ich Carolin , die ich in den letzten zwei Wochen in Griechenland kennen gelernt habe, in der Nähe von München.
Irgendwie passiert es dann und wir sind ein Paar 🙂
Nachdem ich wieder bei meinen Eltern angekommen bin nehme ich zusammen mit meinem Freund Wolf das Africatwin-Gespann zum restaurieren auseinander und merke immer mehr das ich damit einen Fehlkauf gemacht habe. Das Gespann ist in einem wesentlich schlechteren Zustand als ich dachte und so richtig Lust dazu monatelang daran rum zu basteln habe ich nicht wirklich. Zusätzlich bin ich meinen eigenen Vorgaben für das nächste Gespann untreu gewesen. Ich wollte unbedingt eines mit Kardanantrieb und Rückwärtsgang (evtl auch mit Kettenantrieb aber der Rückwärtsgang war mir wichtig). Die Twin hat beides nicht.
Um erst einmal überhaupt ein Fahrzeug zu haben mit dem ich fahren kann kaufe ich mir kurz entschlossen eine F650ST die nur 30 Km von mir entfernt für 1400€ in Ebay angeboten wurde. Mein Freund Peter tut mir beim Abholen des Motorrades den Gefallen und fährt es mir nach Hause. Ich bin 15 Jahre nur Gespann gefahren und will lieber erst etwas im Feld üben bevor ich mich auf die Strasse traue.
Schon beim ersten Fahren bin ich begeistert von dem Motorrad. Ich habe keine Probleme mich an nur zwei Reifen zu gewöhnen. Das Motorrad ist total handlich und erstaunlich kräftig im Anzug.
Nach einigen Testfahrten fühle ich mich schon wieder sehr sicher auf zwei Rädern. Einige Zeit später fahre ich dann das erstemal eine weitere Strecke mit der F650 und besuche Carolin. Da Hotels und Campingplätze, bedingt durch die Coronasituation, geschlossen haben, fahre ich die Strecke über kurvenreiche Landstrassen und schlage meine Hängematte, die ich zwei Jahre lang unbenutzt mit auf der Reise hatte, das erste mal im Wald auf.
Ging alles ganz gut selbst bei Regen. Man sollte nur bei einer neuen bzw. unbenutzten Hängematte bedenken das diese sich am Anfang noch weiten kann. Morgens bin ich in Klappmesserstellung mit dem Hintern fast auf dem Boden aufgewacht 🙂
Carolin hat einen eigenen Crepestand. Im „Homeoffice“ im Garten des Hauses in dem sie wohnt betreibt sie ihn und ich werde als Helfer angelernt. So einen guten und ruhigen Chef hatte ich noch nie. Chrepes die bei mir am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig aussahen werden den Kunden als „Kunstwerke“ schmackhaft gemacht 🙂
In der nächsten Zeit bin ich ungefähr die Hälfte der Zeit in Hessen und die andere Hälfte bei Carolin . Ich kann sogar nach einiger Zeit den bayrischen Dialekt besser verstehen 🙂 . Bisher dachte ich immer ich würde hochdeutsch ohne Dialekt reden. Die vielen Lacher von Carolin, wenn ich mal wieder ein Wort auf hessisch gesagt habe das sie nicht verstanden hat, haben mich dann eines besseren belehrt.
Im Juni ist dann ein kleines Reisendentreffen in Österreich von dem ich durch Freunde erfahren habe. Da zu der Zeit solche Treffen durch Co…. nicht erlaubt waren war es kein offizielles Treffen. Dort habe ich dann das erstmal nach 3,5 Jahren meine Freunde Nicki und Moe wiedergesehen, die erst eine Woche vorher von Ihrer langen Südamerikareise zurück gekommen waren.
Es hat mir richtig gut getan wieder andere Reisende zu treffen. Hier habe ich auch einige getroffen die ich bereits von Facebook her kannte.
Im August kommt Carolin dann das erste mal zu mir nach Hessen und wir machen danach einen Kurzurlaub in der Rhön.
In den letzten Monaten habe ich intensiv nach Gespannen die mir gefallen würden gesucht und auch einige angeschaut. Gebrauchte BMW- und auch Ural-Gespanne werden zu der Zeit zu horrenten Preisen gehandelt, wenn man denn überhaupt welche findet. Zu guter Letzt entscheide ich mich dafür eine neue Ural zu kaufen. Diese hat sowohl Kardanantrieb als auch Rückwärtsgang. Zusätzlich gibt es sogar noch den Beiwagenantrieb als Option. Ich habe mich längere Zeit damit beschäftigt Informationen über die Qualität der Ural-Motorräder zu bekommen und habe überall die Rückmeldung bekommen das diese seit ca 2010 qualitativ gut bis sehr gut seien.
Nachdem ich einige Händler deutschlandweit angefragt habe ob sie ein Modell mit Beiwagenantrieb auf Lager haben (Ural Ranger) fahre ich nach Erfurt zu der Firma Apel um eine Probefahrt zu machen. Ich bin begeistert von dem Gespann. Eine Woche später, es ist inzwischen Mitte September, kaufe ich es dann.
Da die erste Inspektion bereits nach 500 Km fällig ist fahre ich zwei Tage in Thüringen rum und dann direkt wieder in die Werkstatt zur Wartung.
Es macht unheimlichen Spass mit der Ural zu fahren. In der nächsten Zeit nehme einige Umbauten vor und bringe verschiedene Gepäcksysteme an. Ausserdem baue ich eine zweite Batterie mit einem getrennten Stromkreislauf und der Möglichkeit über ein Solarpanel aufzuladen im Beiwagen ein.
Im November habe ich mir dann nach meinem Besuch bei Carolin eine Tour durch Deutschland vorgenommen.
Zuerst besuche ich Heike und Toschi in Tübingen. Die beiden waren mit einem BMW Gespann für längere Zeit in Südamerika unterwegs was um so bewundernswerter ist da Heike im Rollstuhl sitzt. Ich hatte Toschi schon mal kurz vor deren Reise kennengelernt und die beiden dann in Deutschland auf einem Treffen wiedergesehen. Ich mochte beide auf Anhieb und daher lag es nahe sie zu besuchen. Irgendwie bin ich aber etwas von der direkten Strecke abgekommen und mal schnell über Österreich gefahren 😉
Eigentlich wollte ich danach auf ein Reisendentreffen in der Eifel. Da war es mir aber zu nass, kalt und matschig. Die nächste Station waren dann Nicki und Moe in Bonn. Die beiden überlegen auch ein Gespaann zu kaufen und ich habe eine Testfahrt auf meinem Gespann zugesagt. Beide kamen auch erstaunlich gut mit dem fahren auf dem Baumarktparkplatz klar. Moe hat sogar mal kurz den Beiwagen in der Luft gehabt.
Sie waren beide begeistert und auch Teddy, ihr Hund, mag Gespannfahren. Zu dritt haben wir dann, Moe als Sozius und Nicki und Teddy im Beiwagen, eine kleine Ausfahrt gemacht. Das war das erste Mal das ich mit einem Gespann einen Hochstart geschafft habe. Moe scheint doch schwerer zu sein als man denkt 😉
Meine nächste Station ist Martina, eine Freundin in der Nähe von Paderborn. von da aus gehts in Richtung Erfurt zur nächsten Wartung für das Gespann. Herr Apel war etwas überrascht als ich nach 1,5 Monaten den Termin für die 5500 Km Wartung ausgemacht habe 🙂
Es macht halt einfach nur Spass damit zu fahren.
Ende Dezember packe ich dann alle meine Sachen auf das Gespann und fahre erst einmal zu Carolin. Ende Januar ist der Termin für unsere gemeinsame Fähre. Sie fährt mit Ihrem Wohnmobil ebenfalls für 2 Monate nach Griechenland. Da ich im Winter mit dem Motorrad nicht an einem Tag bis Venedig durchfahren will fahre ich zwei Tage früher los. Über den Brenner ist es noch ganz schön kalt.
Je weiter ich auf der italienischen Seite in Richtung Süden komme desto wärmer wird es. Dann, ungefähr 50 Km hinter Bozen , hat der Motor schlagartig keine Leistung mehr und ich stehe etwas ratlos auf dem Standstreifen der Autobahn. Der linke Zylinder hat keine Leistung mehr.
Herr Apel (der sofort erreichbar war. Klasse ) gab mir den Tip mal die Kompression zu testen. Im Notfall geht das auch mit dem Daumen. Und siehe da. Keine Kompression auf dem Zylinder. Es muss also ein größerer Schaden sein.
Ein vom ADAC beauftragter Abschlepper hat mich zu seinem Werksstandort gefahren und das Gespann dort abgeladen. Alle Motorradwerkstätten in der Umgebung wollten nichts mit der Marke Ural zu tun haben und haben eine Reparatur abgelehnt. Nach Rücksprache mit dem ADAC und Hari von Ural in Österreich (Generalimporteur für Europa) wurde mir vom ADAC ein Transporter organisiert. Ein Fahrer hat das Fahrzeug aus Deutschland am nächsten Tag zu mir gefahren . Der ADAC hat anscheinend keine Verträge mit italienischen Fahrzeugvermietern. Einfach klasse wie schnell und unkompliziert das vom ADAC organisiert wurde. Der Transporter sollte gegen Mittag eintreffen.
Am Morgen schraube ich den Beiwagen vom Motorrad damit ich das Gespann in den Transporter laden kann. Als der Transporter dann gegen 13 Uhr ankommt gelingt mir das auch mit Hilfe von zwei kräftigen Helfern ganz gut. Alles wird festgezurrt und ich mache mich gegen 15 Uhr auf den Weg nach Linz zu Ural. Dort komme ich Nachts um 23 Uhr in einem Schneesturm an.
Am nächsten Tag fahre ich um 8 Uhr direkt zu Ural. Die Mechaniker machen sich sofort daran den Fehler zu lokalisieren.
Der Fehler ist auch recht schnell gefunden. Mit einem Loch im Kolben kann das Motorrad nicht mehr fahren. Nach Aussage der Techniker von Ural war anscheindend noch eine falsche Software in der Steuereinheit aufgespielt. Dadurch konnte es zeitweise zur Überhitzung im Zylinder kommen. An meinem Fahrstil hat es auf jeden Fall nicht gelegen. Ich bin so gut wie nie Vollgas gefahren und die Reisegeschwindigkeit lag normalerweise maximal zwischen 80-90 Km/h.
Da der eine Kolben sowieso ausgetauscht werden muß macht mir Hari den Vorschlag gleich in beide Zylinder die Kolben des Vorgängermodels einzubauen. Dann wäre die Kompression zwar nicht so hoch und der Motor hätte etwas weniger Leistung aber ich müsste nicht mehr Super Plus tanken. Das kommt mir sehr gelegen da ich davon ausgehe das in Richtung Osten die wenigsten Tankstellen Super Plus haben werden und ich dann nicht immer den Oktanbooster mitschleppen muss.
Nach zwei Stunden ist das Motorrad dann wieder komplett fahrbereit. Sogar den Beiwagen haben sie mir wieder dran geschraubt. Ich habe das Gespann dann voll bepackt auf dem Parkplatz von Ural stehen lassen da ich erst noch den Transporter wieder nach Deutschland bringen musste (ein Abgeben in Österreich hätte zusätzliche 280 € gekostet).
Am nächsten Tag bin ich dann mit dem Zug wieder nach Linz gefahren und der zweite Anlauf der Reise nach Venedig konnte beginnen.
Inzwischen hatte Carolin bereits die Fähre für mich umgebucht und ich hatte 4 Tage Zeit bis zur Abfahrt. Über kleine Strassen wurden die neuen Kolben dann gemütlich eingefahren.
Am 2.02.2022 bin ich dann mit der Fähre in Richtung Patras am Peloponnes losgefahren. Endlich wieder unterwegs.
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